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Haile Gebrselassi (2)
   2008-04-07 16:34:53    Seite Drucken    cri

Heute wollen wir die unbeschreibliche Karriere des herausragenden und vielseitigen Olympioniken Haile Gebrselassi, dieses 1,64 Meter kleinen Mannes, der unter anderem dafür gesorgt hat, dass auch Sportfans heute wissen, das Äthiopien ein armes Land in Afrika ist, das aber außergewöhnliche Läufer hervorbringt, weiterverfolgen.

Bei den Olympischen Spielen war Gebrselassi 1996 über die 10.000 Meter bereits erfolgreich gewesen, er holte Gold. Die 1990er Jahre waren ohnehin seine gewesen, nur einmal hatte er den Weltmeistertitel in dieser Zeit abgegeben. Aber die Konkurrenz wurde stärker, noch lieferte er sich mit Paul Tergat heftige Duelle, aber in seiner Heimat arbeitete sich die Jugend bereits an die Weltspitze heran. Würde es 2000 in Sydney für Gebrselassi wieder reichen? Das Jahr fing für Gebrselassi sehr gut an. Er gewann all seine Rennen und reiste als aktuelle Nummer eins über 5.000 und 10.000 Meter zu den Olympischen Spielen nach Sydney an.

In Sydney lieferten sich die beiden Rivalen Gebrselassi und Tergat wie schon in Atlanta vier Jahre zuvor ein unbeschreiblich enges Rennen. Die Konkurrenten konnten wieder einmal nur aus der Ferne zu sehen, als sich die beiden Afrikaner in den Endspurt stützten. Nach knapp 10.000 Metern liefen sie ein Rennen gegeneinander wie Sprinter. Auf die letzten 200 Meter lief Tergat eine Zeit von 26,3 Sekunden, aber Gebrselassi konnte das toppen, er brauchte nur 25,4 Sekunden. Im Abstand von neun Tausendstelsekunden kamen die beiden über die Ziellinie, Gebrselassi hatte dabei die Nase vorn. Die Entscheidung über die 10.000 Meter war damit knapper als die im 100 Meter Rennen der Männer. Gebrselassi holte damit erneut olympisches Gold über die 10.000 Meter Strecke. Nach Emil Zatopek, dem großen tschechischen Läufer der 1940er und 50er Jahre, und dem Finnen Lasse Viren ist er der einzige Athlet, dem das bislang gelang.

2001 versuchte sich Gebrselassi auch auf längeren Strecken, er gewann den Welthalbmarathon des internationalen Leichtathletikverbandes, bei den Leichathletikweltmeisterschaften sicherte er sich über die 10.000 Meter Bronze. Hiermit erlebte Gebrselassi seine erste Niederlage über diese Strecke nach acht Jahren. Bei den Weltmeisterschaften 2003 in Paris zeigte sich, dass einer aus der äthiopischen Jugend an den großen Landsmann heran gelaufen war. Kenenisa Bekele siegte über 10.000 Meter vor Gebrselassi. Er sollte auch Gebrselassis Weltrekorde berechen, die 1990er Jahren waren für Gebrselassi endgültig vorbei.

Bei den Olympischen Spielen von Athen im Jahr 2004 wollte Gebrselassi erneut auf der Bahn antreten. Er wollte als einziger Athlet in der Geschichte dreimal in Folge Gold über die 10.000 Meter holen, aber es sollte ein trauriger Abschied dieses erfolgreichen Sportlers von der Bahn werden. Denn Gebrselassi hatte drei Wochen vor den Spielen aufgrund einer schmerzhaften Entzündung der Achillessehne nicht trainieren können. Er selbst wollte eigentlich gar nicht starten, aber hier kam wieder mal zum tragen, dass er stets das Beste für sein Land tun will, und sein Land wünschte sich so sehr, dass er startete. Der Trainingsrückstand und die Verletzung traten schmerzhaft zu Tage, am Ende humpelte Gebrselassi als Fünfter ins Ziel. Sein junger Landsmann, eben der, der schon seine Weltrekorde gebrochen hatte, holte Gold. Äthiopien hatte also auf jeden Fall profitiert.

Im Jahr 2004 entschied Gebrselassi, dass seine große Zeit auf der Bahn vorbei sei, er begann längere Strecken zu laufen und spezialisierte sich über den Halbmarathon auf den Marathon. Und auch hier erwies er sich als Ausnahmeathlet. 2005 siegte er beim Amsterdam-Marathon erstmals über die 42, 195 Kilometer. Seither hat er die Liste seiner Siege um einige sehr angesehene Rennen verlängert, 2006 gewann er den Berlin- und den Fukuoka-Marathon. Es kam nicht überraschend, denn schon 2005 hatte er all seine Straßenrennen gewonnen. Und wieder purzelten die Weltrekorde, wenn er antrat. Er stellte den Weltrekord über zehn Kilometer auf der Straße ein, unterbot die Weltbestleistung über zehn Meilen und brach Anfang 2006 den Halbmarathon Weltrekord. Dabei traf er, sowohl in den Listen wie auch auf der Strecke, wieder auf seinen alten Rivalen von der Bahn, auf Paul Tergat. Der hielt seit 1989 den Weltrekord über 20 Kilometer auf der Straße, auch hier setzte sich Gebrselassi in den Listen über Tergat. Den London-Marathon 2006 beendete Gebrselassi nur als Neunter, er nannte den Lauf das schlechteste Rennen seines Lebens. Bei seinem Sieg in Berlin im gleichen Jahr war alles vergessen, seine herausragende Zeit machte ihn zu einem von fünf Menschen, die einen Marathon in unter 2: 06 Stunden beendet hatten. 2007 wollte es Gebrselassi nun endlich auch in London wissen. Er nahm es mit dem Vorjahressieger Felix Limo, dem Gewinner aus dem Jahr 2005 Martin Lel, dem amtierenden Weltrekordhalter Paul Tergat, den kennen wir bereits, und mit dem Olympiasieger von Athen Stefano Baldini auf, die Veranstalter erwarteten bei soviel Laufprominenz ein spannendes Rennen. Nach 18 Meilen gab Gebrselassi unter Schmerzen auf, nicht nur er, auch die Zuschauer und die Organisatoren waren sehr enttäuscht. Gebrselassi berichtete, er habe Stiche in der Brust gespürt und habe nicht mehr atmen können, später wurde bei ihm eine Pollenallergie festgestellt. Einen Monat später gab Gebrselassi bei einem Rennen in den Niederlanden ein sehr erfolgreiches Intermezzo auf der Bahn. Über 10.000 Meter lief er zum achten mal unter 27 Minuten, das hat noch nie jemand vor ihm geschafft, außerdem war er der erste Sportler über 30, der diese Leistung erreichte. Doch dann kehrte er wieder auf die Straße zurück. In Berlin wollte er 2007 endlich den Weltrekord über 42, 195 Kilometer knacken. "Ich fühle, dass ich in Berlin zu etwas Besonderem in der Lage bin," sagte er vor dem Rennen. Und er war es. Er siegte in Berlin mit neuem Weltrekord. Er benötigte nur 2:04:26 Stunden. Damit erlief er den 25.Weltrekord seiner Karriere. "Das war ein Rennen nach meinem Geschmack mit perfekten Bedingungen. Es ist ein ganz besonderer Tag," sagte er nach dem Rennen. Nun wartet die nächste Herausforderung, die Olympischen Spiele in Beijing. Und da hat Gebrselassi ein ganz großes Vorbild, seinen Landsmann Abebe Bikila, den er immer noch für den stärksten Läufer auf dieser Strecke hält. Der gewann 1960 bei den Spielen in Rom barfuss Olympisches Gold, 1964 wiederholte er diesen Erfolg mit Schuhen. Gebrselassi kann in Beijing also auch mit Schuhen versuchen, es ihm gleich zu tun.

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