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Haile Gebrselassie
   2008-03-31 15:38:56    Seite Drucken    cri

"Ich tue das, was gut für mein Land ist" und da hat er schon einiges getan. Denn seit er die Tartanbahnen der Leichtathletikstadien und nun auch noch die Straßen bei wichtigen Rennen dominiert, wissen nicht mehr nur Afrikaliebhaber und Politikinteressierte, dass Äthiopien ein sehr armer Staat in Afrika ist. Einer der größten Mittel- und Langstreckenläufer der Welt hat dafür gesorgt, dass Äthiopien auch im Sport seinen Platz auf der Landkarte bekam. Heute wird Haile Gebrselassie sogar immer wieder gefragt, ob er sich vorstellen könnte, Präsident seines Landes zu werden. Dann könnte er sicher auch viel Gutes für sein Land tun. Er bleibt bei solchen Ideen bescheiden. Lassen Sie mich erstmal meinen Sport machen, und dann sehen wir weiter, sagte er bei einem Interview in Berlin.

Dennoch ist allein das Ansinnen beachtlich und der Weg, den Gebrselassie bis hierhin zurücklegen musste, ist durchaus auch steinig gewesen. Denn Haile Gebrselassie wurde am 18. April 1973 in der Provinz Arssi in einer Familie mit zehn Kindern geboren. Er wuchs in einer Lehmhütte im Hochland auf. Als er laufen gelernt hatte, musste er Schafe und Ziegen hüten, seine Eltern bewirtschafteten eine kleine Ackerfläche, um die Familie zu ernähren. Zur nächsten Wasserstelle mussten die Familienmitglieder zwei Stunden laufen. Um in die Schule gehen zu können, musste Gebrselassie jeden morgen zehn Kilometer zu Fuß zurücklegen und nachmittags die gleiche Strecke wieder zurück. Wenn er die Strecke lief, war er einfach schneller und so lief er. Für Gebrselassie war das, wozu sich andere heute nur schweren Herzens aus dem Bett quälen können, das Jogging vor der Arbeit, Alltag. So kam er irgendwie ganz selbstverständlich zum Laufen. Über das Leben seiner Familie sagt er selbst, es sei ein hartes Leben gewesen, aber sie hätten es nicht so empfunden, denn für sie sei es ganz normal gewesen.

Gebrselassies Laufstil gilt im Übrigen als perfekt und sehr elegant. Die einzige Eigenheit ist die Haltung seines linken Armes, den er immer leicht gebeugt hält. Das ist ein Überbleibsel aus seiner Schulzeit, denn in der Armbeuge hielt er auf dem Weg zur Schule und zurück seine Schulbücher.

1990, mit 17 Jahren, entschied sich Gebrselassie, Läufer zu werden, der zweifache Olympiasieger im Marathon Abebe Bikila hatte in Äthiopien so etwas wie eine Läufertradition begründet, daher wusste Gebrselassie um die Möglichkeit, Läufer zu werden. Er ging nach Addis Abeba, um mit den besten Läufern seines Landes zu trainieren, und die Konkurrenz war sicher hart. Denn seit Jahrzehnten dominieren die Läufer aus Afrika, vornehmlich aus Nordafrika, die internationalen Laufwettbewerbe. Schon zwei Jahre später stellte Gebrselassie unter Beweis, dass er aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt und sehr talentiert war. 1992 wurde er über die 5.000 und 10.000 Meter Junioren Weltmeister. 1993 sicherte er sich bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart über 5.000 Meter Silber, über 10.000 Meter wurde er Weltmeister. Sein internationales Debüt bei einem Großereignis war ihm eindrucksvoll geglückt. Sein Jahrzehnt hatte begonnen, er sollte bei internationalen Wettkämpfen über 10.000 Meter bis 2001 nicht mehr zu besiegen sein. Er stellte zahlreiche Weltrekorde und Weltbestzeiten auf und das über die 5.000 wie auch über die 10.000 Meter, seinen ersten über 10.000 Meter lief er 1994 in Hengelo. Er knackte dabei die fast sieben Jahre alte Bestmarke des Marokkaners Said Aouita und blieb dabei als zweiter Läufer überhaupt unter 13 Minuten. In den 1990er Jahren gab es über 10.000 Meter nur einen anderen Weltmeister neben Gebrselassie, 1991 konnte der Kenaier Moses Tanui diesen Titel erlaufen. Gebrselassies erfolgreichstes Jahr war 1998. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen in diesem Jahr wurde er zum Weltleichtathlet des Jahres 1998 gewählt. In diesem Jahr gewann er auch die Golden League, das bedeutete, dass er all seine Rennen in der Golden League Serie in diesem Sommer gewonnen hatte.

1996 war Gebrselassie erstmals bei Olympischen Spielen angetreten. Er reiste als klarer, aber nicht unangefochtener Favorit an. Über die 10.000 Meter war er der aktuelle Weltrekordhalter, er hatte seinen Titel bereits zweimal erfolgreich verteidigt. Die Experten gingen aber davon aus, dass ihm Paul Tergat aus Kenia das Leben schwer machen würde. Und in der Tat lieferten sich die beiden einen Kampf, bei dem die anderen Teilnehmer nur mit gebührendem Abstand zuschauen konnten. Nach 8.000 Metern setzten sich die beiden vom Feld ab. Tergat, der über die kommenden Jahre Gebrselassies härtester Konkurrent werden sollte, führte. Gebrselassie blieb dran und setzte in der letzten Runde zu einem seiner gefürchteten Sprints an. Mit einem Vorsprung von sechs Metern sicherte sich Gebrselassie bei den Spielen in Atlanta olympisches Gold über die 10.000 Meter Strecke.

Und Gebrselassie blieb weiter in Form. In seinem herausragenden Jahr 1998 holte er sich in einem atemberaubenden Rennen in Helsinki den Weltrekord über 5.000 Meter. Und das, obwohl sein erster Tempomacher das Rennen zu langsam angegangenen war und die Ausgangsposition daher ausgesprochen schlecht aussah. Nach 2.000 Metern zeigte die Uhr 5:05.62 an, dann brachen seine zweiten Tempomacher zusammen. Gebrselassie musste weitere sechs Runden alleine bestreiten. Nach 3.000 Metern stand die Uhr bei 7:38.93 und sogar die sportoptimistischen britischen Kommentatoren gingen nun davon aus, das Gebrselassie den aktuellen Weltrekord des Kenianers Daniel Komen nicht mal erreichen könnte. Denn dazu hätte er die letzten 1.600 Meter unter vier Minuten laufen müssen. Die letzte Runde stand an und Gebrselassie hatte Schmerzen, dennoch legte er noch mal zu, er lief die letzten 400 Meter in 56.77 Sekunden und brach den Weltrekord. Für die letzten 1.600 Meter hatte er 3:59.36 gebraucht. Und wieder hatte er das ausgespielt, was ihn bis heute neben seinem Kampfgeist, seinem läuferischen Talent und seinem perfekten Laufstil auszeichnet, sein taktisches Geschick. Gebrselassie hat immer wieder beweisen, dass er Rennen besser lesen kann als seine Konkurrenten. Er hat einen sicheren Instinkt dafür, wann Zwischen- und Endspurts angebracht sind, und hält diese dann aufgrund seiner unfassbaren Kondition auch durch.

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