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Nadia Comaneci (2)
   2008-03-24 15:49:32    Seite Drucken    cri

Heute werden wir die weitere Karriere des rumänischen Turnwunderkindes Nadia Comaneci weiter verfolgen, ihren Auftritt bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau, die harten Jahre davor und schließlich ihren Kampf mit dem Image.

Nach ihrem fulminanten Auftritt bei den Olympischen Spielen von Montreal 1976 war Comaneci ein gefeierter Star. Die Welt liebte die zierliche, anmutige Rumänin, und auch ihr Heimatland war unbeschreiblich stolz auf sie. Bei den Europameisterschaften 1977 verteidigte Comaneci ihren Titel im Einzelmehrkampf. Doch dann gab es Diskussionen über die Wertungen, und der rumänische Staatschef Nicolae Ceausescu beorderte die rumänische Turnmannschaft umgehend zurück. Das Team reiste vor den Finals in den Einzelwettkämpfen ab. Nach den Europameisterschaften 1977 beschloss der rumänische Turnverband, Nadia Comaneci nicht länger von den Karolyis trainieren zu lassen. Comaneci sollte nach Bukarest ziehen, um an der Sportschule des 23. August zu trainieren. Für Comaneci zogen dunkle Wolken am Himmel auf. In Bukarest war sie sehr unglücklich, sie verlor zusehends den Spaß am Turnen, die 15-jährige fühlte sich einsam. Hinzu kam, dass ihre Eltern sich zu diesem Zeitpunkt scheiden ließen und Comaneci mit den Karolyis auch zwei Bezugspersonen verloren hatte, an die sie sich mit ihren Sorgen hätte wenden können. Sechs Wochen vor den Weltmeisterschaften 1978 war Comaeci vollkommen außer Form. Sie war inzwischen nicht nur einige Zentimeter gewachsen, sie war auch fraulicher geworden und sie haderte mit sich, ihrem Sport und der Umwelt. Sie hatte deutliches Übergewicht und konnte die von ihr gewohnte Perfektion in keiner Disziplin bieten. Zu den Weltmeisterschaften in Strassburg war sie immer noch etwas aus der Form, gegenüber dem Wettkampf sechs Wochen zuvor hatte sie sich aber erheblich gesteigert. Im Einzelmehrkampf musste sie ihrer Durchhängerphase Tribut zollen, sie stütze am Stufenbarren und wurde daher im Mehrkampf nur Vierte. Auf dem Schwebebalken bestach sie allerdings bereits wieder mit ihrer Eleganz und sie zeigte, dass sie ihren Sport immer noch perfekt beherrschte. Sie holte Gold. Mit der rumänischen Mannschaft und im Sprung sicherte sie sich Silber. In Anbetracht der Tatsache, dass Kritiker sie sechs Wochen vorher noch über den Balken rollen sehen hatten, war das ein beeindruckender Weg zurück gewesen. Comaneci hatte sich in kürzester Zeit zurück gekämpft.

Und es muss Comaneci wie eine Belohnung für diesen unglaublichen Kraftakt erschienen sein, dass sie nach den Weltmeisterschaften die Sportschule des 23. August verlassen und zu den Karolyis zurückkehren durfte. 1979 trat eine völlig verwandelte Nadia Comaenci bei den Europameisterschaften in Kopenhagen an. Sie war wieder fit, hoch motiviert und schien ihren Sport wieder richtig lieben gelernt zu haben. Zum dritten Mal in Folge gewann sie die Europameisterschaft im Einzelmehrkampf, sie war die erste Turnerin, die das erreichte. Vor ihr hatte das auch keiner ihrer männlichen Kollegen geschafft. Nach dem Pflichtteil im Mannschaftswettbewerb lag Nadia Comaneci vorne, dann musste sie wegen einer Blutvergiftung ins Krankenhaus. Ein Schnitt an ihrem Handgelenk hatte sich entzündet. Entgegen den Empfehlungen der Ärzte verließ sie das Krankenhaus, um am Balken anzutreten. Trotz ihrer Malaise erhielt sie die Wertung 9,95. Sie hatte damit erheblichen Anteil daran, dass die rumänische Mannschaft erstmals Mannschaftsgold bei einer Weltmeisterschaft holte. Nach dem Wettkampf musste Comaneci mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden.

1980 war Comaneci bei den Olympischen Spielen in Moskau dabei. Im Einzelmehrkampf musste sie sich nur der Russin Yelena Davydova geschlagen geben, sie holte Silber. Am Balken konnte sie ihre Goldmedaille von 1976 erfolgreich verteidigen, am Boden errang sie ebenfalls Gold, teilte sich den Sieg allerdings mit der Russin Nellie Kim. Mit der Mannschaft holte sie Silber. Mit ihren insgesamt fünf Gold- und drei Silbermedaillen sowie einer Bronzemedaille bei Olympischen Spielen zählt Comaneci zu den erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten. 1981, nach diesen großen Erfolgen zog sich Comaneci aus dem Wettkampfsport zurück. Mit ihren Trainern, den Karolyis, nahm sie im selben Jahr an Schaukämpfen in den USA teil. Ihre Trainer verschwanden bei dieser Gelegenheit und kehrten nicht nach Rumänien zurück. Comaneci wurde fortan bei sämtlichen Auslandsreisen streng überwacht. In ihrer Biographie schreibt sie über diese Zeit, "das Leben bekam eine unbekannte Kälte". Von 1984 bis 1989 arbeitete Comaneci für den rumänischen Turnverband, es kursierten Gerüchte, dass sie mit Ceausescus Sohn in engerem Kontakt gestanden habe. Wie dem auch sei, kurz von der Revolution entschied sie sich, Rumänien zu verlassen. Sie floh mit einer Gruppe junger Rumänen, nach einer langen Reise durch Ungarn und Österreich erreichte sie schließlich die USA. Der gefeierte Superstar von einst wurde nicht mit offenen Armen empfangen. Ihr Fluchtpartner Constantin Panait war ein Familienvater von vier Kindern, er hatte einen dubiosen Ruf, Nadia zeigte sich mit starkem Make up und in schmuddeligen Kleidern. Man nannte sie bald naughty Nadia, unanständige Nadia, ihr Image war schwer beschädigt. Sie befreite sich mit Hilfe ihres alten Trainers Bela Karolyi von ihrem einengenden Begleiter und schaffte es, in Montreal, am Ort ihrer größten Erfolge, Fuß zu fassen. Sie vertrieb Sportbekleidung und modelte ein wenig.

In Alexandru Stefu fand sie einen zuverlässigen Partner. Aber das Glück war ihr nicht hold, Stefu starb 1991 bei einem Tauchunfall.

Doch diesmal wurde Comaneci nicht aus der Bahn geworfen. Der Turntrainer Paul Ziert rief sie an und bat sie bei ihm in seiner Turnschule in Oklahoma zu arbeiten. Sie willigte ein, vielleicht war sie auch froh, Montreal erstmal verlassen zu können. In Oklahoma traf Comaneci Bart Conner, einen ehemaligen amerikanischen Turner. Die beiden hatten sich 1976 beim American Cup schon einmal gesehen. Sie wurden ein Paar. Mit Connor kehrte Comaneci erstmals nach der Zeit von Ceausescu nach Rumänien zurück. Die beiden heirateten 1996 in Bukarest. Zehn Jahre später wurde ihr erster Sohn geboren. Bart und Nadia betreiben heute sehr erfolgreich ein Turnzentrum, Nadia engagiert sich zudem für sozialschwache Kinder in Rumänien und für Menschen mit Muskeldystrophie. 1999 war sie die erste Athletin, die vor der Vollversammlung der UN sprechen durfte. Sie ist außerdem Ehrenpräsidentin des rumänischen Turnerbundes und des rumänischen Olympischen Komitees. Das IOC trug ihrer außergewöhnlichen sportlichen Karriere Rechnung, indem es Nadia Comaneci zweimal mit dem Olympischen Orden auszeichnete, 1984 und 2004. Sie ist sowohl die jüngste Athletin, die den Orden je bekam, als auch die einzige, der er zweimal verleihen wurde. 1984 wurde Nadias Leben im Film Nadia verfilmt. Vielleicht saß genau zu diesem Zeitpunkt wieder eine werdende Mutter irgendwo auf der Welt vor dem Fernseher und beschloss, ihre Tocher Nadia zu nennen, wer weiß, was wir also noch zu erwarten haben.

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