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Wirtschaftliche Wiederbelebung von Jingdezhen
   2008-03-19 14:05:20    Seite Drucken    cri

Überlieferungen zufolge ist "China", dem englischen Wort für Porzellan, die phonetische Transkription von "Changnan", dem ursprünglichen Namen der zentralchinesischen Stadt Jingdezhen. Schon seit langem gilt China als das Land des Porzellans. Und Jingdezhen ist wiederum ohne Zweifel die Hauptstadt des Porzellans. Seit 1.000 Jahren gilt die Stadt als Zentrum der chinesischen Porzellanindustrie.

Die lange Geschichte der Porzellanherstellung hat dabei nicht nur zahlreiche wertvolle Kunstwerke hervorgebracht. Im Laufe der Zeit entstanden immer weitere Städte, in denen die Menschen bis heute vor allem von der Porzellanherstellung leben. Die zentralchinesische Stadt Jingdezhen ist wohl die bekannteste aller sogenannten Porzellanstädte in China.

"Die Stadt liegt auf einer von Hügeln umgebenen Ebene. Zwei zusammenfließende Flüsse formen einen ein Kilometer langen Binnenhafen. Als wir in diesen einliefen, waren die Umrisse der Stadt in Sicht. Diese war vom Rauch verschleiert, der aus den Porzellanwerkstätten aufstieg. In der Nacht sieht Jingdezhen dann aus wie eine Stadt umgeben von Feuer". So beschrieb der französische Missionar Francois Xavier d'Entrecolles das Stadtbild von Jingdezhen vor rund 290 Jahren.

Jingdezhen liegt im Nordosten der zentralchinesischen Provinz Jiangxi. Die Stadt ist umgeben von zahlreichen Hügeln mit üppigen Kiefernwäldern. Die Wälder bildeten einst die Grundlage für die Porzellanherstellung, denn das Baumharz ist ein optimaler Brennstoff, mit dem garantiert werden konnte, dass die Brenntemperatur konstant bei 1.300 Grad Celsius lag. Mit dem Ausbau der kaiserlichen Porzellanmanufakturen in Jingdezhen zur Zeit der Song-Dynastie verbesserte sich die Technik, und die Produktion des blauweißen Porzellans erlebte einen Aufschwung. "Jingde" war zugleich die Bezeichnung der Regierungsperiode eines Song-Kaisers. Allein von der Benennung der Manufakturenstadt wird deutlich, wie dem Kaiser das dort hergestellte blauweiße Porzellan gefiel. Damals begann die große Nachfrage nach Jingdezhen-Porzellan, das zunächst nur am chinesischen Kaiserhof verwendet wurde, heute aber auch in vielen weltbekannten Museen zu finden ist.

Kein Wunder also, dass Porzellan auch heute noch jede Ecke von Jingdezhen prägt. Porzellan ist der Stolz dieser 1.000 Jahre alten Stadt. In einigen Manufakturen können Besucher den Herstellungsprozess des Porzellans genau beobachten. In der Regel besteht die Herstellung aus zwei Phasen: in der ersten werden die Rohlinge geformt, in der zweiten werden sie gebrannt.

Weltweit gibt es wohl kaum ein zweites Beispiel dafür, dass sich die Wirtschaft einer Stadt so lange auf eine einzige Industrie gestützt hat wie in Jingdezhen. Dennoch mussten sich auch die Hersteller von Jingdezhen-Porzellan in den vergangenen Jahren, genauso wie die Produzenten von anderen traditionellen Markenprodukten, den neuen wirtschaftlichen Herausforderungen stellen. Probleme bereiteten dabei vor allem die unausgereifte Produktpalette und die schlechte Verpackung. Aber auch mit Produktfälschungen mussten sich die Porzellanhersteller auseinandersetzen. Ein weiteres Problemfeld bezog sich auf die dezentrale Produktion in den traditionellen Porzellanmanufakturen in Jingdezhen. In den 1990er Jahren erreichte die Porzellanherstellung in der Stadt einen historischen Tiefpunkt. Viele Betriebe konnten nicht umhin, ihre eigene Produktion zu reduzieren und für ausländische Unternehmen Produkte herzustellen. Um diese Situation zu ändern, ist es in den vergangenen Jahren in Jingdezhen zu vielen Firmenzusammenschlüssen gekommen.

Dong Yuhua ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Jingdezhen Globe Industrial CO. Ltd, einer Unternehmensgruppe, die vor ein paar Jahren von zahlreichen kleinen Herstellern gegründet wurde. Seiner Auffassung zufolge spielt der Bereich Innovation im vorherrschenden Wettbewerb auf dem Markt die entscheidende Rolle:

"Ein Unternehmen hat erst dann Überlebenschancen, wenn es großen Wert auf Innovationen legt. Eine kontinuierliche Geschäftsentwicklung erfordert ebenfalls ständige Innovationen. Die Jingdezhen Globe Industrial profitiert von Innovationen, im konkreten Sinne von ihrer engen Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten und Hochschulen."

So gelang es der Unternehmensgruppe, dank der Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, Porzellanprodukte für den täglichen Gebrauch mit modernen Technologien zu entwickeln und dadurch die Produktionskosten beträchtlich zu reduzieren.

Auch andere große Hersteller in Jingdezhen wissen von der Notwendigkeit, beispielsweise Nachwuchskräfte für ihre Branche auszubilden. Eine eigens errichtete Hochschule für Porzellantechnologie bildet daher neue Porzellandesigner und -techniker aus und beteiligt sich darüber hinaus aktiv an der Forschung und Entwicklung.

Genau dieser Bereich erhält zudem auch eine spezielle Unterstützung der zentralen und lokalen Regierung. So findet jedes Jahr in Jingdezhen ein internationales Symposium über die Porzellanherstellung statt, das vom chinesischen Ministerium für Wissenschaft und Technik und der Provinzregierung Jiangxi gemeinsam veranstaltet wird. Am Symposium im Oktober 2007 nahmen mehr als 200 in- und ausländische Vertreter aus Politik und Wissenschaft teil. Dabei verwies Yan Hao, Leiter des Amts für Porzellanherstellung der Stadt Jingdezhen, auf die Schwerpunktarbeit im Jahr 2008:

"Der Schwerpunkt des Jahres 2008 liegt weiterhin auf der Erweiterung der Produktpalette und dadurch auf der Erhöhung des wissenschaftlich-technischen Gehalts und der Wettbewerbsfähigkeit der Produkte aus Jingdezhen."

Was die Erweiterung der Produktpalette anbelangt, so stellen die Manufakturen in Jingdezhen inzwischen nicht mehr nur traditionelle Porzellanwaren her. Mittlerweile sind auch sie dabei, ihre Produktpalette zu erweitern. So wird beispielsweise die Bauindustrie seit Jahren ebenfalls mit Materialien aus Jingdezhen-Porzellan versorgt. Jüngstes Beispiel für diese Anpassung ist die Raumfahrtindustrie, für die man in Jingdezhen speziell entwickelte Teile zur Wärmedämmung produziert.

Neben Innovationen und der Erweiterung der Produktpalette sollte nach Meinung von Experten die Stadt Jingdezhen für ihre Wiederbelebung überdies in zwei weiteren Bereichen einen Durchbruch erzielen. So sollte der bereits eingeschlagene Weg der Industrialisierung weiter begangen werden. Zweitens sollte sich die Porzellanindustrie mit anderen Branchen sowie mit allen möglichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verbinden, um den Absatz zu vergrößern. Diesen Gedanken teilt auch Xu Aimin, Sekretär des Komitees der KP Chinas in der Porzellan-Stadt Jingdezhen:

"Ein Hoffnungsschimmer für eine Wiederbelebung der Porzellan-Hochburg Jingdezhen ist bereits bemerkbar. Die Porzellanherstellung in unserer Stadt ist in letzter Zeit in eine schnelle Wachstumsphase eingetreten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im Zeitraum des nationalen Fünfjahresprogramms von 2006 bis 2010 die landesweit größte Porzellan-Metropole aufzubauen. Dabei sollen nicht nur Manufakturen, sondern auch die Heranbildung von Fachkräften, die Forschung und Entwicklung sowie der Handel und der Kulturaustausch mit eingeschlossen werden. Jingdezhen soll wieder das Zentrum der chinesischen Porzellanindustrie werden."

Xu Aimin zeigt sich davon überzeugt, dass die tausend Jahre alte Tradition der Stadt Jingdezhen heute noch viel Ergeiz wecken wird. In der Tat hat Jingdezhen in letzter Zeit mehr als je zuvor kostbares Porzellan produziert, zahlreiche geschickte Handwerker hervorgebracht und ein vollständiges modernes Produktionssystem für Porzellan entwickelt.

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