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Nadia Comaneci
   2008-03-17 16:26:49    Seite Drucken    cri

Heute werden Models in der Disco oder am Strand entdeckt, sie werden das Gesicht des Monats und schließlich zu Stars gemacht. Der Olympia-Star, den wir Ihnen heute vorstellen wollen, wurde deutlich unspektakulärer und doch außergewöhnlicher entdeckt, und der Weg zur Perfektion erforderte unendlich viel persönlichen Einsatz. Und sie schaffte es wirklich als erste ihres Fachs zur Perfektion. Die Rede ist von Nadia Comaneci, jener rumänischen Turnerin, die im süßen Alter von 14 Jahren die Preisrichter und die Zuschauer verzückte. Aber soweit sind wir ja noch gar nicht. Begeben wir uns also nach Onesti in Rumänien. Hier saß Nadias schwangere Mutter im Jahr 1961 vorm Fernseher und sah einen russischen Film an, in dem die Heldin Nadia hieß, und sie beschloss, ihre ungeborene Tochter Nadia zu nennen. Passenderweise ist Nadia die Kurzversion des russischen Namens Nadyezhda und das bedeutet Hoffnung. Nadia sollte sich zur Hoffnung einer ganzen Nation entwickeln, ihre Mutter hatte einen guten Riecher gehabt.

Schon im Kindergarten begann Nadia zu turnen. Als sie mit ihrer Freundin eines Tages auf dem Spielplatz Rad schlagen übte, wurde sie dabei von dem erfolgreichen Trainer Bela Karolyi beobachtet. Er lud Nadia in seine Turnschule ein, als sie sieben Jahre alt war, kümmerten sich mit den Karolyis Trainer um sie, die zu Weltrang gelangen sollten. Nadia hatte zudem das Glück, dass sie ganz in der Nähe der Schule wohnte, sie musste also weder ihr gewohntes Umfeld noch ihre Eltern verlassen, um trainieren zu können. 1969, im zarten Alter von acht Jahren, nahm Nadia erstmals an rumänischen Meisterschaften teil, sie wurde 13. und ihr Aufstieg begann. Nur ein Jahr später wurde sie ins Turnteam ihrer Heimatstadt aufgenommen, in diesem Jahr gewann sie zum ersten Mal und als jüngste Athletin überhaupt die nationalen Meisterschaften. Sie war gerade mal zehn Jahre alt, als sie sich erstmals internationaler Konkurrenz stellte, und auch hier war sie sofort erfolgreich. Bei einem Länderwettkampf zwischen Rumänien und Jugoslawien gewann sie den Titel im Einzelmehrkampf und verhalf ihrer Mannschaft zu Gold. Die nächsten zwei Jahre sammelte sie bei zahlreichen Wettkämpfen Erfahrung, immer wieder war sie erfolgreich, Coach Károlyi hatte ihr großes Talent richtig eingeschätzt und optimal gefördert. 1975 verblüffte die erst 13-jährige die Welt, als sie bei der Europameisterschaft im norwegischen Skien sowohl im Mehrkampf als auch in allen Einzeldisziplinen außer am Boden Gold gewann, dort holte sie Silber. Ein neuer Star am Turnerhimmel ging auf. Im selben Jahr war sie im Mehrkampf beim Champions All erfolgreich, bei den rumänischen Meisterschaften gewann sie den Mehrkampf, den Sprung, am Schwebebalken und am Stufenbarren und auch beim Testwettkampf für die Olympischen Spielen 1976 in Montreal präsentierte sie sich in Bestform. Obwohl ihre härteste Konkurrentin, die Russin Nellie Kim auch antrat, konnte sie sich Gold im Mehrkampf und am Schwebebalken holen, im Sprung, am Boden und am Stufenbarren musste sie sich nur Nellie Kim geschlagen geben. Die United Press International wählte sie zur weiblichen Athletin des Jahres 1975, Nadia hatte sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gesichert. Und das Jahr 1976 schien auch ihr Jahr zu werden. Bei der Premiere des American Cups im Madison Square Garden in New York schaffte sie das nie Dagewesene, für ihr Programm im Sprung bekam sie sowohl in der Vorrunde als auch im Finale die Höchstnote zehn. Sie gewann auch den Mehrkampf. Als sie auch bei weiteren angesehenen Wettkämpfen mehrfach die Höchstnote zehn erhielt, begann langsam sogar die Fachwelt zu glauben, dass es sich hierbei nicht mehr nur um einmalige Glücksfälle handelte.

Die Firma Longines, die die Anzeigentafel für die Turnwettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Montreal herstellte, kontaktierte die Jury. Noch waren die Anzeigen nicht für die Note zehn ausgelegt. Sollte man das angesichts dieser kontinuierlichen Höchstleistungen nicht vielleicht ändern? Nun, die Jury hielt die Höchstnote zehn bei Olympischen Spielen nach wie vor für unrealistisch, die Anzeigetafeln wurden nicht umgerüstet. Und dann kam sie, Nadia Comaneci, 14 Jahre jung, unverdorben, locker, gerade 1,50 Meter groß, 39 Kilogramm schwer und herausragend. Vier Jahre zuvor hatte die Russin Olga Korbut die Zuschauer mit ihrem mädchenhaften Charme, ihrer Anmut und ihrer Eleganz verzaubert, spätestens als Nadia Comaneci bei den Spielen 1976 in Montreal den Schwebebalken betrat, wussten die Zuschauer, dass sie ihre würdige Nachfolgerin gefunden hatte. Elfengleich, mit einem unvergleichlich heiteren Gesichtsausdruck, schwebte Comaneci über den Balken, alles sah so leicht aus, so natürlich, so elegant. Die Punktrichter trauten ihren Augen kaum und belohnten das fehlerfrei dargebotene Programm mit den bislang noch nie vergebenen zehn Punkten, die auf der Anzeigentafel nicht angezeigt werden konnten. Dort leuchtete Comaneci 1,00 auf.

Und anders als Olga Korbut vier Jahre zuvor bewies Comaneci Konstanz. Sie schienen weder der Druck, noch die Begeisterung des Publikums zu interessieren, ihre Gefühle behielt sie weitgehend für sich, für sie zählte nur ihre Leistung an den Geräten, und im Laufe des Wettbewerbs schaffte sie es noch sechs Mal, die Höchstnote zehn zu bekommen. Ihr Stern stand endgültig ganz oben am Turnerfirmament. In Montreal holte sie Gold im Einzelmehrkampf, als erste Rumänin überhaupt und als jüngste Athletin aller Zeiten, dieser Rekord ist bis heute ungebrochen. Da die Altersbeschränkungen inzwischen geändert wurden, heute müssen Turner im Jahr der Olympischen Spiele 16 Jahre alt werden, um antreten zu dürfen, kann ihr dieser Rekord bis auf weiteres nicht streitig gemacht werden. Auch am Schwebebalken, an dem sie ihre erste „perfekte Zehn" bekommen hatte, sicherte sich Comaneci in Montreal Gold, ebenso am Stufenbarren. Mit der rumänischen Mannschaft gewann die 14-jährige Silber und am Boden sicherte sie sich das letzte fehlende Edelmetall, nämlich Bronze. Und damit hatte ihre Olympische Laufbahn erste begonnen. Als gefeierter Star kehrte sie zunächst nach Rumänien zurück, sie wurde die jüngste Rumänin, die unter Ceausescu die Auszeichnung Held der sozialistischen Arbeit verliehen bekam. Sie wurde die BBC Sportlerpersönlichkeit des Jahres, und auch die United International Press wählte sie wieder zur Athletin des Jahres. Doch nicht immer sollte Nadia Comaneci im Leben ganz oben stehen. Aber aufgrund ihres intensiven und harten Trainings von Kindesbeinen an wusste sie, was es bedeutet zu kämpfen. Freuen Sie sich also auf den spannenden weiteren Lebensweg dieser herausragenden Athletin.

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