Ein junges Mädchen hat einen leidenschaftlichen Traum von einem mysteriösen Fremden und beginnt, eine tiefe Sehnsucht nach diesem gut aussehenden Mann zu entwickeln. Damit nimmt eine unsterbliche Liebesgeschichte ihren Anfang, "Der Pfingstrosen-Pavillion".

"Seit der Entstehung des 'Pfingstrosen-Pavillions' wurde dieser Klassiker von hunderten lokalen Operngruppen und zehntausenden Künstlerensembles in China interpretiert. Über die Zeit hat das Stück seine Anziehungskraft auf die Zuschauer nicht verloren. Grund dafür ist eine Liebesgeschichte, in der die Lebenden bereit sind, für die Liebe zu sterben, und die Toten durch die Liebe wiedererweckt werden können. Diese unglaublich bewegende Geschichte ist so herausragend zeitlos, weil sie die Schönheit von Mitgefühl, Geist und Literatur demonstriert."

So erklärt Wang Shiyu, ein Künstler der Kunqu-Oper, die Stärken des Dramas:

"Die Uraufführung des ?Pfingstrosen-Pavillions' hatte um das Jahr 1600 herum in Kunstkreisen einen ziemlichen Tumult verursacht. Beinahe jeder Literat oder Gelehrte hat seitdem dieses große Drama von Tang Xianzu aus der Zeit der Ming Dynastie gelesen. Heute wird es als die orientalische Version von "Romeo und Julia" angesehen."

"Der Pfingstrosen-Pavillion" beansprucht einen Platz unter den künstlerischen Weltwundern. Dieses Drama ist die krönende Errungenschaft der Kunqu-Oper, welche die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Chinas anführt.

Die Kunqu-Oper ist eine Kunst von großartiger Eleganz und Perfektion. Ihr besonderer Vorteil liegt in der Fähigkeit, die Gedanken der Charaktere ausdrücken zu können, entweder durch die Bewegungen der Augen der Darsteller, oder durch langsamen aber vorzüglichen Gesang. Sie ist eine Mischung aus Drama, Gesang, poetischem Vortrag und Tanz. Die Geschichte des "Pfingstrosen-Pavillions" passt am besten in die Kunqu-Oper. Das ist auch der Grund, warum die Kunqu-Version des "Pfingstrosen-Pavillions" die einzige Version des Stücks ist, die im Gegensatz zu anderen Versionen in China überlebt hat.

Der Autor Tang Xianzu lebte vor ungefähr 400 Jahren während der Ming Dynastie, zur gleichen Zeit wie Shakespeare. Sie beide werden zu den weltgrößten Dramatikern gezählt und beide starben im Jahre 1616.

Zhou Qin, Professor an der Suzhou-Universität, meinte:

"Als Shakespeare 'Romeo und Julia' schrieb, hatten wir den 'Pfingstrosen-Pavillion' in China. Der Dramaturg Tang Xianzu gab der Geschichte das starke Thema der Liebe. Und ganz genau wie Shakespeares Liebesgeschichte blieb der 'Pfingstrosen-Pavillion' als ein zeitloses Märchen erhalten, so dass sich Generationen daran erfreuen können."

Das Stück erzählt die Geschichte von Du Liniang, einer einsamen, wohlbehüteten 16-Jährigen, die in eine bekannte Familie geboren wurde und von einem gut aussehenden, jungen Gelehrten träumt. Doch als sie erwacht, muss sie feststellen, dass es sich nur um einen Traum gehandelt hat. Das Mädchen beginnt dahinzusiechen. Bevor Du stirbt malt sie ein Selbstportrait und versteckt es im Garten. Ihre Mutter begräbt sie unter einem Pflaumbaum und errichtet zu ihrem Gedenken einen Schrein.

Irgendwo in der Nähe lebt zur gleichen Zeit ein Gelehrter namens Liu Mengmei. Es geschieht, dass er Dus Selbstportrait findet und seine Bewunderung für ihre Schönheit ausdrückt. Dus Geist erwacht. Trotz der Tatsache, dass sie tot ist und Liu am Leben, werden sie vermählt. Um der Liebe willen geht Liu zu Dus Grab, um sie wieder zu erwecken und sie kommt tatsächlich ins Leben zurück.

Der bekannte chinesisch-amerikanische Autor Pai Hsien-yung, oder auch Kenneth Pai, sagt, die Kunqu-Oper sei ein Traum, aus dem auch er nie erwachen wolle. Pai ist entschlossen, die Kunqu-Oper mit seinen unermüdlichen Bemühungen in der ganzen Welt bekannter zu machen und sie vor dem Aussterben zu bewahren.

"Ich werde nie die Erfahrung vergessen, als meine Mutter mich zum ersten Mal mit ins Meiqi Theater in Shanghai nahm, um die Aufführung von Mei Lanfang, dem Opermeister zu sehen. Seitdem hat mich die anmutige Melodie des "Pfingstrosen-Pavillions" durch mein ganzes Leben begleitet."

Geboren in der südchinesischen Provinz Guangxi im Jahr 1937, wuchs Pai in Taiwan auf. 1963 ging er zum Studium der Literaturtheorie und des kreativen Schreibens ins Ausland und wurde Professor für Chinesische Literatur an der Universität von Kalifornien.

2002 schrieb Pai den "Pfingstrosen-Pavillion" in ein Bühnenstück um und nannte es die "Fassung des Pfingstrosen-Pavillions für junge Geliebte". Er mobilisierte seinen Kreis an Theaterfreunden und verwandelte seine Produktion in ein Kennzeichen des chinesischen Dramas.

Dazu Wang Shiyu, der Künstler der Kunqu-Oper und Direktor von Pais Version des "Pfingstrosen-Pavillions":

"Der Erfolg der 'Fassung des Pfingstrosen-Pavillions für junge Geliebte' hat unterschiedliche Gründe. Doch der entscheidende Grund ist die Teilnahme des bekannten Autors Pai Hsien-yung. Er mobilisierte eine Menge gesellschaftlicher Persönlichkeiten und Prominente und erhöhte den Einfluss der Kunqu-Oper wesentlich. Außerdem brach er mit gemeinhin akzeptierten Traditionen, indem er junge gut aussehende Schauspieler auswählte und der Jahrhunderte alten Geschichte jugendlichen Elan einflösste. Zudem verfeinerte und erneuerte Pai das Skript des Stücks und verkürzte es von einer 20-stündigen Produktion zu einer neunstündigen."

Die "Fassung des Pfingstrosen-Pavillions für junge Geliebte" wurde ein enormer Erfolg. Als es in China aufgeführt wurde, brachen manche Theaterbesucher in Tränen aus. Im Westen wurde es mit donnerndem Applaus gefeiert.

Ein Zuschauer sagte:

"Ich spreche kein Chinesisch, aber die Schönheit der Sprache hat mich in Staunen versetzt. Wir hier in Maryland haben es sehr geschätzt und daher bin ich sicher, dass es in China aufgrund seiner einzigartigen Feinheit und Sensibilität ebenfalls geschätzt werden wird."

Eine Zuschauerin meinte:

"Die Geschichte ist unglaublich bewegend, die Darbietung der Schauspieler exzellent und der Aufbau ausgezeichnet."