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Die antike Kreispräfektur "Yamen" in Fuliang
   2008-03-06 16:53:52    Seite Drucken    cri

Sechs Kilometer von Jingdezheng, dem berühmten Zentrum der Porzellanherstellung Chinas, gelegen, ist der historische Kreis Fuliang durch seine Porzellan- und Teekultur weit und breit bekannt. Nennenswert ist aber auch die dort erhaltene Kreispräfektur Yamen, einem ehemaligen Gerichts- und Amtssitz aus der ausgehenden Feudalzeit während der Qing-Dynastie (1644-1911).

Fuliang ist nicht zuletzt durch das Gedicht "Pipaxing" von Bai Juyi, einem großen Dichter der Tang-Dynastie, 618-907 nach Christus, als wichtiges Anbaugebiet für Tee bekannt.

Bai Juyi, der im 7. Jahrhundert lebte, lernte eines Tages, als er an einem Fluss einen Gast verabschiedete, eine Pipa-Spielerin kennen, die in ihrem Boot saß und die Pipa, eine Art Laute, spielte, um ihre große Einsamkeit zu vertreiben. Die Pipa-Spielerin hatte in ihrer Jugend aufgrund ihrer herausragenden Schönheit und ihrer außergewöhnlichen Begabung, die Pipa zu spielen, ein sehr luxuriöses Leben. Dann, als ihre Jugendzeit zu Ende ging, heiratete sie einen Geschäftsmann. Ihr Mann sei vor einem Monat zum Teekaufen nach Fuliang gereist, erzählte die Pipa-Spielerin. Die unglückliche Geschichte der Pipa-Spielerin und die traurigen Melodien, die sie ihrem Instrument entlockte, rührten den Dichter zu Tränen. Das Erlebte verarbeitete Bai Juyi in seinem Gedicht Pipaxing ("Das Lied der Pipa-Laute"). Dieses Gedicht findet sich in allen chinesischen Schulbüchern, daher kennt es fast jeder Chinese sehr gut.

Fuliang war bereits Anfang der Tang-Dynastie im 7. Jahrhundert einer der größten Teeumschlagplätze Chinas. Der Schwarztee aus Fuliang erhielt 1915 auf einer internationalen Messe in Panama den goldenen Preis. Auch das bedeutende Porzellanzentrum Jingdezhen gehörte zur Kreispräfektur Fuliang. Jingdezhen wurde während der Tang-Dynastie "Changnan" genannt. Das dort von den einheimischen Handwerksmeistern hergestellte Porzellan wurde aufgrund seiner sehr feinen Porzellanstruktur und der Exquisität auch "falsche Jade" genannt. Überlieferungen zufolge ist "China", das englische Wort für Porzellan, die phonetische Transkription von Changnan. Als Heimat des feinsten Porzellans und des Tees spielte Fuliang zu dieser Zeit wirtschaftlich eine wichtige Rolle. Dementsprechend hatten die Verwaltungsangestellten des Kreises Fuliang einen höheren Rang als die anderer Kreise. Kreisvorsteher Wu Longqiang erläutert uns die Geschichte seines Kreises:

Die Kreispräfektur Fuliang entstand in der Tang-Dynastie im 9. Jahrhundert. Allein die Größe der Anlage ist beeindruckend. Sie ist die einzige gut erhaltene antike Kreispräfektur südlich des Yangtze. Die Kreispräfektur Fuliang war aus zwei Gründen ranghöher als andere Kreise. Zum einen war Fuliang ein bekanntes Porzellanzentrum Chinas. Die Porzellanprodukte aus der Region wurden auch als Tributzahlungen an den Kaiserhof gebracht. Zum anderen war die Region Fuliang ein wichtiger Teelieferant des Landes. Die Abgaben für Fuliangs Einnahmen aus dem Teeanbau und aus der Teeherstellung machten drei Achtel des gesamten Steuerertrags Chinas aus."

Heute ist die historische Kreispräfektur eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Fuliangs, denn sie ist eine von nur vier erhaltenen historischen Kreispräfekturen Chinas. Die Kreispräfektur, die heute zu sehen ist, stammt aus der Zeit der Qing-Dynastie, der letzten chinesischen Dynastie. Wu Xiaoyu eine Einheimische berichtet:

"In der Tang-Dynastie war hier der Sitz der Kreispräfektur Fuliang. Die Anlage, die wir heute sehen, stammt allerdings nicht aus der Tang-Dynastie. In kriegerischen Auseinandersetzungen wurde die Kreispräfektur mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut. Die Gebäude, die bis heute überdauert haben, stammen aus der Regierungszeit des Qing-Kaisers Daoguang, sie sind also über 180 Jahre alt."

Die Anlage hat eine Grundfläche von mehr als 2.660 Quadratmetern. Alle Häuser sind nach Süden ausgerichtet. Die Hauptbauten liegen auf der zentralen Ost-West-Achse. Die Struktur der Anlage verleiht ihr Würde, aber man fühlt sich gleichzeitig sehr wohl.

Nördlich der zentralen Achse befinden sich unter anderem die Sichtschutzwand, das erste Tor, das Tor zur Begrüßung von Ehrengästen und der Präfekturhof. Die Sichtschutzwand war mit Motiven von Fledermäusen, Lotosblumen und den in China typischen Glückswolken versehen. Denn das Wort Fledermaus klingt im Chinesischen wie das Wort Glück. Die Abbildung dieser Motive sollte die Beamten daran erinnern, dass sie in ihrer Amtszeit das Wohl der Region fördern sollten. Die Lotosblume steht in China für Reinheit und Redlichkeit.

Die Wände, die links und rechts an das erste Tor anschließen, bilden eine Form, die dem chinesischen Schriftzeichen für acht ähnelt. Dazu Wu Xiaoyu:

"Die Außenwände des historischen Amtssitzes beschrieben die Form des Schriftzeichens für "Acht". Das drückte die Hoffnung der Beamten aus, aus acht Himmelsrichtungen weise und befähigte Persönlichkeiten anzuziehen, die sie in ihrer Arbeit unterstützen sollten."

In der Kreispräfektur Fuliangs sind heute noch die historischen Gewänder der Beamten zu sehen, daneben eine Sänfte und auch einige Folterwerkzeuge. Ein Besuch vermittelt einen guten Eindruck von der Politik des alten China und bietet einen geschichtlichen Überblick.

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