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Mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für das schnell aufstrebende China - ein Interview mit dem ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Jean Pierre Raffarin
   2008-03-06 16:38:08    Seite Drucken    cri

Jean Pierre Raffarin, der zwischen 2002 und 2005 das Amt des französischen Ministerpräsidenten innehatte, bemüht sich seit langem um die Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und China. Unvergesslich für die Chinesen bleibt, wie er während der SARS-Epidemie 2003 China besuchte und die Regierung und die Bevölkerung Chinas bei der Bekämpfung der Krankheit tatkräftig unterstützt hat. Nach seinem Amtsende hat er sich als Senator weiterhin für den Aufbau der Beziehungen zwischen seinem Land und China eingesetzt. Er war beispielsweise Mitglied der französischen Delegation, als der französische Präsident Nicolas Sarkozy Ende vergangenen Jahres China besuchte.

Raffarin hat seit langem die Entwicklung Chinas aufmerksam verfolgt und kennt das Land gut. Er vertritt die Ansicht, China sei auf dem Weg, sich in die Reihe der mächtigen Länder einzuordnen:

"China ist dabei, unter die mächtigsten Länder der Welt zurückzukehren. Dies wird China der Welt in den kommenden Jahrhunderten beweisen."

Raffarin betont, dass die Reform und Öffnung die wichtigste Entscheidung Chinas in der modernen Geschichte und eine wichtige Triebkraft war. Die Erfahrungen der Reform und Öffnung in den vergangenen drei Jahrzehnten hätten bewiesen, dass diese Entscheidung korrekt sei, meinte Raffarin. Er fuhr fort:

"Das Bruttoinlandsprodukt Chinas machte 1975 nur 0,5 Prozent des Bruttoprodukts der Welt aus, der Anteil ist heute auf fünf Prozent gestiegen. Jedes Jahr werden in China zirka 20 Millionen Babys geboren. Zählt man die Neugeborenen aus drei Jahren zusammen, so gleicht das Ergebnis der Gesamtbevölkerung Frankreichs. Ich hoffe, dass sich die Franzosen dessen bewusst sind. Man muss diesem Land, das in die Reihe der Weltmächte zurückkehrt, mehr Aufmerksamkeit und Verständnis schenken und mit ihm zusammenarbeiten."

In verschiedenen Bereichen haben sich die Kontakte zwischen China und Frankreich in den letzten Jahren intensiviert. Die Medien Frankreichs und anderer westlicher Länder haben immer öfter über China berichtet. Allerdings hatten die Franzosen noch nicht ausreichend Gelegenheit, China umfassend kennen zu lernen und hätten in vieler Hinsicht ein unklares Bild über das Land. Deshalb forderte Raffarin letztes Jahr auf einem ranghohen Forum beider Länder die französischen Politiker dazu auf, China objektiv zu betrachten, das Land umfassend kennen zu lernen und eine gesunde Entwicklung der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Frankreich und China voranzutreiben.

Dafür sind nicht nur ein guter politischer Wille, sondern auch Chancen für eine beidseitig nützliche Zusammenarbeit erforderlich. Französischen Unternehmern und Geschäftsleuten schlug Raffarin vor, China zu besuchen, um auf diesem riesigen Markt Handelschancen zu entdecken. Raffarin vertrat die Ansicht, dass die nachhaltige Entwicklung Chinas, die sich der 17. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas zum strategischen Ziel setzte, eine Chance für Frankreich darstelle. Frankreich solle die Gelegenheit für eine bessere Zusammenarbeit mit China nutzen. Wörtlich sagte er:

"Wir sollten aktiv mit China, dem Land, das in die Reihe der Weltmächte zurückkehren will, dem Land mit großer Entwicklungsdynamik und dem Land, das durch eine Kontrolle seines Wirtschaftswachstums die bestehenden Probleme lösen will, zusammenarbeiten."

Ebenfalls wichtig für eine gesunde Entwicklung der bilateralen Beziehungen ist die Untersützung der französischen Medien und der Öffentlichkeit. Einige Medien in Frankreich haben in der Vergangenheit weder objektiv noch fair über China berichtet. Dies hat zum sinkenden Vertrauen und zu Missverständnissen geführt. Dazu meinte Raffarin:

"Ich möchte den Franzosen deutlich machen, dass die Chinesen ein klares Bild über ihre eigenen Probleme haben. Ministerpräsident Wen Jiabao hat einmal zu mir gesagt: Seien Sie bitte sicher, dass die Chinesen genau so klug sind wie die Franzosen. Wir sind uns unserer Probleme sehr wohl bewusst. Wir brauchen Stabilität. Wir können all unsere Probleme nicht auf einmal lösen, aber wir versuchen, schrittweise Lösungen zu finden."

Aufgrund des tiefen Verständnisses und des hohen Vertrauens in China ist Raffarin fest davon überzeugt, dass sich die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frankreich und China in verschiedenen Bereichen weiter vertiefen wird und die umfassende strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern eine vielversprechende Perspektive haben wird.

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