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Jesse Owens (1)
   2008-03-03 17:01:38    Seite Drucken    cri

Er war der Held von Berlin. Spätestens jetzt weiß eine ganze Generation, wen wir Ihnen heute vorstellen wollen. Für die, die es wissen, wollen wir Erinnerungen wieder lebendig werden lassen, die, die es noch nicht wissen, werden wieder mal ein Stück olympische Geschichte kennen lernen. Denn er hat olympische Geschichte geschrieben und das nicht nur in einer Hinsicht. Er, der Held von Berlin, der Amerikaner Jesse Owens.

"Ich habe das Laufen immer geliebt, es ist etwas, das man alleine für sich machen kann, das ganz Deiner eigenen Kraft unterliegt. Du kannst in jede beliebige Richtung laufen, schnell oder langsam, so wie es dir gefällt. Du kannst gegen den Wind kämpfen, wenn Dir danach ist, Du kannst neue Ziele erlaufen, und das nur mit der Kraft Deiner Beine und dem Mut Deiner Lungen."

Für den Sohn eines Baumwollpflückers und den Enkelsohn eines Sklaven, das siebte Kind seiner armen Eltern, war Laufen wirklich die einzige Freiheit, die er hatte, und selbst die war hart erkauft. Wenn andere Kinder Zeit zu spielen hatten, musste Jesse Owens arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Aber fangen wir von vorne an. James Cleveland Owens wurde am 12. September 1913 in Oakville, Alabama geboren. Als er neun Jahre alt war, entschied sich die Familie auf der Suche nach besseren Einkommensmöglichkeiten nach Cleveland, Ohio zu ziehen. Leider erfüllten sich die Hoffnungen der Familie nicht, das Leben war hart und die finanzielle Situation blieb schwierig. James Owens wurde in die lokale Grundschule geschickt, am Nachmittag ging er verschiedenen Nebenjobs nach, er trug Lebensmitteleinkäufe aus, belud Warentransporter und arbeitete in einer Schuhreparatur. Er war ein kränkliches Kind, er neigte zu Bronchitis und Lungenentzündung, seine Mutter nannte es des Teufels Erkältung. Die beengten und oft schlechten Wohnverhältnisse und die Mangelernährung trugen nicht dazu bei, dass James zu Kräften kam. In Cleveland kam er dann aber zu etwas ganz anderem, zu einem neuen Namen und schließlich auch an den Wendepunkt seines Lebens. Wenn Cleveland sich für seine Eltern nicht als Glückgriff erwies, so war es für James einer. Als James Cleveland Owens in die lokale Grundschule kam, fragte ihn ein Lehrer nach seinem Namen, er sagte ihn und fügte in seinem starken Südstaatenakzent hinzu, dass man ihn J.C. nenne. Der Lehrer verstand nicht richtig, er glaubte, der Junge hieße Jesse und von diesem Tag an hieß J.C. Owens Jesse Owens, es war der Name, unter dem er auch berühmt werden sollte.

Als er auf die High School gewechselt hatte, wurde im Sportunterricht eines Tages bei einem 60 Yards Verfolgungsrennen der Schüler die Zeit gemessen. Als der Trainer Charlie Riley Jesse laufen sah, erkannte er sofort, was für einen ungeschliffenen Rohdiamanten er vor sich hatte. Er machte ihn unmittelbar zum Mitglied des Leichtathletik-Teams der Schule. Owens musste aber die Familie finanziell unterstützen und konnte daher nicht wie die anderen Teammitglieder nach der Schule zum Training kommen. Coach Riley gestattete ihm deshalb, vor der Schule zu trainieren. So stand Jesse Sommer wie Winter vor Sonnenaufgang auf, um noch vor Schulbeginn sein Pensum zu absolvieren. Sein Einsatz wurde belohnt, schon in der Highschool erzielte er beeindruckende Erfolge. Im Senior Jahr lief er über 100 Yards Weltrekord und auch im Weitsprung tat er sich hervor.

Schließlich stand der Wechsel auf die Universität an und da es in Amerika Anfang der 1930er Jahre noch keine Gleichberechtigung für Schwarze gab, war das für Owens eine schwere Entscheidung. Erst als ein Job für seinen Vater gefunden war und die Familie dadurch versorgt werden konnte, entschied sich Owens, an der Ohio State University Pädagogik zu studieren. Das sonst für herausragende Athleten übliche Stipendium blieb ihm als Schwarzen verwehrt. Das bedeutete auch, dass er nach wie vor nebenher arbeiten musste, um seine Studiengebühren bezahlen zu können. Sein Talent und sein Ehrgeiz sicherten ihm schon nach kurzer Zeit einen Platz in der Leichathletik-Mannschaft der Universität, als besonders guter Student tat er sich dagegen nicht hervor.

Owens, der den Spitznamen Kastanien-Geschoß bekam, gewann acht Einzelwettkämpfe des amerikanischen College Leichathletikverbandes, das hat erst im Jahr 2006 wieder ein Athlet geschafft und bei ihm mussten die Mannschaftstitel mitgerechnet werden.

Unerreicht ist bis heute, dass Owens seine größten Erfolge als Universitätssportler innerhalb von 45 Minuten erzielte und das, obwohl er eigentlich verletzt war.

Das Big Ten Meeting in Ann Arbor am 25. Mai 1935 sollte Owens Lebensweg komplett verändern. Zwei Wochen zuvor hatte Owens mit seinen Freunden zum Spaß gerauft, allerdings mit unangenehmen Folgen, Owens war dabei die Treppe herunter gefallen und plagte sich seither mit üblen Rückenschmerzen. Bis kurz vor dem Start des ersten Wettkampfs in Ann Arbor wurde er behandelt, zunächst war nicht klar, ob er überhaupt starten konnte. Owens selbst hatte das Gefühl, dass die Behandlung geholfen hatte, er überredete seinen Coach daher, ihn über die 100 Yards starten zu lassen. Als Owens um 15.15 Uhr über die Ziellinie kam, waren die Zeitnehmer verwirrt. Sie verglichen zunächst die Uhren, aber alle zeigten das gleiche Ergebnis. Owens hatte 9,4 Sekunden gebraucht, damit hatte er den aktuellen Weltrekord erreicht, die Rückenschmerzen schienen wie weggeblasen. Daraufhin erteilte der Coach Owens in allen Disziplinen die Starterlaubnis, was sich als ausgesprochen weise Entscheidung herausstellen sollte.

Um 15.25 Uhr sprang Owens im Weitsprung zum neuen Weltrekord von 8,13 Metern. Dieser Rekord konnte erst 1960 eingestellt werden. Bemerkenswert war auch wie Owens diese Weite erreicht hatte. Vor seinem Sprung hatte er ein Taschentuch an der Stelle der aktuellen Weltrekordweite platziert. Das war schon eine sehr selbstbewusste Geste. Seine Leistung brachte Kritiker und Spötter zum Schweigen, als er mit einem unglaublich leicht wirkenden Satz sage und schreibe fast 15 Zentimeter weiter sprang.

Nur 20 Minuten später ging Owens nach einem schnellen 220 Yard-Lauf wieder in neuer Weltrekordzeit über die Ziellinie, er hatte 20,3 Sekunden für die Strecke gebraucht. Die Zeit wurde auch als neuer Weltrekord über die einen Meter kürzere 200-Meter-Distanz anerkannt, damit hatte Owens in einem Lauf zwei Weltrekorde gebrochen. Das gleiche gelang ihm um 16.00 Uhr erneut, als er als erster Läufer überhaupt die 23 Sekunden-Marke über die 220 Yard Hürdenstrecke unterbot. Er brauchte für die 220-Yards-Hürden nur 22,6 Sekunden, damit hatte er auch den Weltrekord über die 200-Meter-Hürden eingestellt.

In nur 45 Minuten hatte Owens aufgrund der Doppelwertung der 220 Yard-Rennen fünf Weltrekorde gebrochen und einen erreicht. Ein Gigant war am Leichtathletik-Himmel erschienen. Und die Olympischen Spiele in Berlin standen an.

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