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Chinas Botschafter trifft deutsche Sinologen
   2008-02-29 12:30:00    Seite Drucken    cri

Zum traditionellen chinesischen Laternenfest im "Jahr der Ratte" waren vor kurzem mehr als 130 deutsche Sinologen zu Gast bei der chinesischen Botschaft in Berlin. Es war eine Feier, bei der man sich nicht nur mit chinesischen Filmen und Essen vergnügen, sondern auch über das Thema "Sinologie und China-Wissenschaften in Deutschland" diskutieren konnte. Unser Deutschland-Korrespondent Yan Wei berichtet:

Mit seiner rasanten Entwicklung macht China weltweit zunehmend auf sich aufmerksam. Dementsprechend wächst auch das Interesse an seiner Kultur und Sprache. Dieses Interesse wird von der chinesischen Regierung wahrgenommen und unterstützt. Das Konfuzius-Institut, eine dem Goethe-Institut vergleichbare Einrichtung, dient vor allem der Verbreitung der chinesischen Kultur und Sprache. Seit 2004 haben 125 Konfuzius-Institute in 64 Ländern und Gebieten ihren Betrieb aufgenommen, weitere 85 Institute sollen folgen. Insgesamt 11 davon werden in Deutschland beheimatet sein. Der chinesische Botschafter in Berlin, Ma Canrong, informierte über Chinas Engagement in Deutschland:

"Zur Förderung des Chinesischunterrichts in Deutschland bietet die chinesische Regierung jedes Jahr Stipendien für deutsche Schüler und Studenten. Auch das Office of Chinese Language Council International (Hanban) schickt jedes Jahr Dozenten und Chinesischlehrer an deutsche Schulen und Universitäten und übergibt Buchspenden."

Laut Ma hat das Hanban seit 2005 drei Jahre in Folge chinesische Expertengruppen zur Weiterbildung deutscher Chinesischlehrer nach Deutschland geschickt. Im vergangenen Jahr hat ein Austauschprojekt zwischen dem Hanban und dem Kultur- und Bildungsministerrat der deutschen Bundesländer stattgefunden. Im Rahmen dieses gemeinsamen Projektes wurden jeweils acht chinesische und acht deutsche Studenten ins Partnerland geschickt, die ihre Muttersprache an Schulen des Gastlandes unterrichteten. Der Austausch ebenso wie der Kontakt zwischen den Mittelschulen der beiden Partnernationen soll in Zukunft stärker ausgeweitet werden.

Die deutschen Universitäten und Hochschulen pflegen eine lange Tradition der Sinologie, und ihre Forschungsbeiträge zu den chinesisch-deutschen Beziehungen, zur chinesischen Philosophie, dem chinesisch-westlichen Kulturaustausch und der Gegenwartsforschung Chinas verdienen Lob. Beispielsweise wurde auf der internationalen Konfuzius-Institut-Konferenz im vergangenen Dezember das Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin ausgezeichnet. Trotzdem sieht der Sinologe Dr. Andreas Guder, der Vorsitzende des deutschen Fachverbandes Chinesisch, noch Verbesserungsbedarf. Er sagt:

"Die Sinologie und China-Wissenschaften in Deutschland vergrößern sich derzeit ständig. Aber ich denke, es ist noch nicht ausreichend in der Gesamtsituation der deutschen Wissenschaften verankert. Die China-Wissenschaften sind immer noch relativ wenig vernetzt mit allen anderen Fächern, und ich denke, die Zukunft sollte dahin gehen, dass wir Chinesisch-Kenntnisse und China-Kenntnisse mit anderen Fächern vernetzen, um qualifizierte künftige Kooperationspartner auszubilden. Das Problem dabei ist, dass die Studiengänge sehr komplex sind, sowohl die der China-Wissenschaften und des Chinesisch-Spracherwerbs, als auch eine mögliche zweite Disziplin, die wir von den Absolventen erwarten. Und ich denke, da könnten wir auch Unterstützung von China gebrauchen."

"Bei der Sinologie ging es anfangs nur um die Sprache, aber inzwischen ist die Sprache Teil einer größeren Kompetenz in Bezug auf China", stellte die Sinologin, Prof. Dr. Mechthild Leutner im Ostasiatischen Seminar der FU Berlin fest. Sie wurde für ihre sozialgeschichtliche Forschung über die Sitten und Gebräuche des 19. Jahrhunderts in Beijing sowie über die deutsch-chinesischen Beziehungen von der chinesischen Regierung ausgezeichnet. Sie sieht zudem einen neuen Trend bei der Sinologieforschung in Deutschland:

"Was die Forschung angeht, so ist es ein relativ neuer Trend, dass mehr und mehr größere Forschungsprojekte, also wie Sonderforschungsbereiche und Forschergruppen, dass sie mehr und mehr versuchen, China-Spezialisten zu integrieren in ihren Bereich, dass also nicht nur jemand allein für sich ein einzelnes Forschungsprojekt zur Geschichte oder Literatur Chinas hat, sondern dass die eigene Forschung Teil eines größeren, übergreifenden Forschungsprojektes ist, in dem China vielleicht einen Teil darstellt. Das ist natürlich sehr gut, weil dann Politologen, Ökonomen und Juristen auch mit den Sinologen zusammenarbeiten können, und das ist etwas, was sehr notwendig ist, dass die Sinologie sich auf die allgemeinen systematischen Fächer zubewegt, und umgekehrt, dass also die Vertreter der allgemeinen Fächer die Ergebnisse der Sinologie auch zur Kenntnis nehmen und sich damit auseinandersetzen."

Nicht nur immer mehr Studierende in Deutschland interessieren sich für Sinologie und Chinawissenschaften, sondern auch immer mehr deutsche Schulen bieten Chinesischkurse an. Ein gutes Beispiel ist das Gymnasium Marienthal Hamburg, das als erste Schule in Deutschland einen deutsch-chinesischen bilingualen Zweig hat. Dort wird ab der 5. Klasse Chinesisch unterrichtet, damit die Schüler bis zum Abitur ein hohes Niveau erreichen können. Dabei melden sich zehn Prozent der insgesamt 800 Schüler für den Chinesischunterricht an. Der Chinesisch-Lehrer Torben Schmidt aus dieser Schule sagt:

"Ich denke, dass es wichtig ist, dass nicht immer die gleichen Sprachen, immer nur die europäischen Sprachen unterrichtet werden, sondern dass in der Zeit der Globalisierung ein Blick über den Tellerrand erfolgt. Es ist auch klar, dass es in Hamburg auch viele gibt, die gerne Chinesisch lernen möchten, aber die Schulen sind zu weit entfernt. Also es müsste schon ein paar mehr geben. Es ist insofern auch wichtig, dass es in den großen Städten, aber eben nicht nur in den großen Städten, die Möglichkeiten gibt, dass die Schulen zusammenarbeiten. So was wäre ein Traum für die Zukunft, damit mehr Deutsche einen Einblick in die chinesische Sprache bekommen. Das Studieren oder am Konfuzius-Institut Fortgeschrittenenkurse machen können sie immer noch, aber wenn sie eine Grundlage haben, das ist natürlich sehr spannend. Wichtig ist, dass es viel Austausch gibt. Denn dieser Kulturaustausch und einmal das andere Leben der Menschen sehen, das ist sehr interessant und auch sehr einschneidend für die jungen Menschen."

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