Aktuellen Statistiken zufolge gibt es derzeit weltweit 1,3 Milliarden Muslime. Mehr als 20 Millionen davon leben in China. Chinas Muslime haben sich überwiegend im Nordwesten des Landes angesiedelt. Die meisten von ihnen gehören der uigurischen und der Hui-Nationalität an. Im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui- Nationalität ist aufgrund der regionalen Gegebenheiten nun eine zukunftsträchtige Industrie rund um islam-konforme Nahrungsmittel entstanden. Die Nahrungsmittel werden hier hergestellt beziehungsweise weiterverarbeitet. Zutaten, aber auch Fertigprodukte und Getränke aus der Region werden inzwischen weltweit exportiert.

Die Mehrheit der Hui lebt in Yinchuan, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Ningxia. Hier gibt es zahlreiche Moscheen und Gebäude im islamischen Stil. Überall sieht man Männer mit weißen Kappen. In den vergangenen Jahren wurde das Stadtbild durch die zahlreichen neuen Nahrungsmittelhersteller noch bunter. Um die Entwicklung der Branche zu fördern, hat die Stadtregierung einen eigenen Nahrungsmittelindustriepark im Stadtbezirk Desheng eingerichtet, in dem sich bislang 22 Unternehmen angesiedelt haben. Ihre Produktsegmente reichen von Lammfleisch über Milchprodukte hin zu islam-konformen Kuchen. Allein im vergangenen Jahr hat die Nahrungsmittelindustrie insgesamt 400 Millionen Yuan erwirtschaftet, gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 35 Prozent.

Ma Xing ist ein Experte für die Nahrungsmittelverarbeitung im Industriepark Desheng. Für ihn ist bei der Herstellung von Markenprodukten aus Lammfleisch aus Ningxia die Qualität das wichtigste Kriterium:

"Wenn wir islam-konforme Nahrungsmittel herstellen, müssen wir die Sitten, Regeln und Essgewohnheiten der Muslime erfüllen. Daher haben wir im Laufe der Zeit eigene Technologien und Rezepte entwickelt. Für die Produktion gibt es strikte Anweisungen. Unsere Lammfleischprodukte sind aufgrund ihrer guten Qualität nicht nur bei Muslimen, sondern auch bei anderen Kunden sehr beliebt."

Da das Autonome Gebiet Ningxia Chinaweit die meisten Muslime beherbergt, bietet die Region optimale Bedingungen für die Entwicklung einer eigenen Nahrungsmittelindustrie für Muslime. Wie zu erfahren war, gibt es mittlerweile im gesamten Autonomen Gebiet mehr als 540 verarbeitende Betriebe in diesem Bereich, sie stellen etwa 100 verschiedene Produkte her. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Lebensmittelverarbeitenden Betriebe im Autonomen Gebiet mehr als fünf Milliarden Yuan RMB. Die Experten sind überzeugt, dass die Förderung der Herstellung islam-konformer Lebensmittel, aber auch von Produkten für den täglichen Bedarf der Muslime ein guter Weg ist, den Lebensstandard der ethnischen Minderheiten zu erhöhen. So könne man unter Berücksichtigung der regionalen Eigenheiten eine nachhaltige, gesunde und schnelle Wirtschaftsentwicklung im Autonomen Gebiet Ningxia erreichen.

Allerdings ist dazu auch eine engere internationale Zusammenarbeit im Bereich der islam-konformen Nahrungsmittel notwendig. Um den Austausch zu verstärken und um ausländische Investoren nach Ninxia zu holen, hat die Regierung des Autonomen Gebiets eine eigene Messe für islam-konforme Nahrungsmittel ins Leben gerufen. Ma Fengxia, eine Vertreterin der Wirtschaftsabteilung beim Komitee für ethnische Minderheiten des Autonomen Gebiets Ningxia, erläutert weitere Fördermaßnahmen:

"Islam-konforme Nahrungsmittel sind ein wichtiger Teil des religiösen Lebens der Muslime und sollten ein Vermächtnis der Muslime an die gesamte Menschheit sein. Daher müssen die Herstellungstechniken den internationalen Hygiene-Standards entsprechen. Um die Herstellung und den Export der islam-konformen Nahrungsmittel zu fördern, wird die Gebiets-Regierung demnächst ein Zentrum zur Qualitätskontrolle islam-konformer Nahrungsmittel und ein Forschungszentrum für die Lebensmittel-Quarantäne einrichten. Dadurch können wir die Lebensmittelsicherheit der islam-konformen Nahrungsmittel garantieren."

Bei der Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie ist Yichuan mittlerweile anderen Städten und Gemeinden weit voraus. Inzwischen ist die Lebensmittelverarbeitung zur Schwerpunktbranche der Stadt erklärt worden. Dafür wurde eigens eine Führungsgruppe gebildet, die aus Experten aus achtzehn verschiedenen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen besteht. Bereits im Jahr 2006 hat die Stadtregierung beschlossen, in den kommenden fünf Jahren jährlich fünf Millionen Yuan in die Nahrungsmittelindustrie zu investieren. Die Gelder sollen schwerpunktmäßig in die Forschung, ins Marketing und in die Ausbildung von Fachkräften für die Lebensmittelverarbeitung fließen. Ziel ist es, Kapital und Fachkräfte für eine schnelle Entwicklung der Nahrungsmittelindustrie in der Stadt Yinchuan bereitzustellen.