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Die schwierige Wahl der richtigen Sportstätten
   2008-02-25 13:07:05    Seite Drucken    cri

Bereits in der vergangenen Woche haben wir festgestellt, dass die Ausrichter der Olympischen Spiele nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Strecken oder Sportstätten bewiesen. Ja, das waren vermutlich die Anlaufschwierigkeiten, möchte man meinen, und damit hat man zumindest ein bisschen Recht, denn die Pannen bei der Ortswahl nehmen mit zunehmender Erfahrung der Ausrichter ab. Und dennoch gibt es sie immer wieder, auch im Zeitalter von Raumfahrt und High-Tech, denn irren ist und bleibt nun einfach menschlich.

Bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen wurde das eindrucksvoll unter Beweis gestellt und auch 1920 hätte man diesen Irrtum schon mit dem gewöhnlichen Menschenverstand erkennen müssen. Denn die Schwimm-Wettkämpfe wurden nicht in einem Schwimmbecken ausgetragen, sondern in einem mit Wasser gefüllten Graben. Hinzu kam, dass das Wasser im Graben teilweise so kalt war, dass sich Eisstückchen bildeten, was vielleicht daran lag, dass die Spiele im April begannen und es da in Belgien noch empfindlich kalt werden kann. Einige Schwimmerinnen konnten sich überhaupt nicht an das kalte Wasser gewöhnen und mussten vollkommen benommen aus dem Wasser gezogen werden. Einer Athletin schien das kalte Wasser allerdings überhaupt nicht zuzusetzen. Ethelda Bleibtrey aus den USA gewann alle drei Schwimmwettbewerbe der Frauen. Da sie sich in Vorrunden qualifizieren musste, stieg sie insgesamt fünfmal ins sehr kühle Nass, jedes Mal erzielte sie einen neuen Weltrekord.

Auch die olympischen Radrennen fanden in Antwerpen unter sehr außergewöhnlichen Bedingungen statt. Die Straßenrennen wurden quer durch die Stadt Antwerpen ausgetragen, nicht gerade eine ideale Wahl. Die Straßen waren eng, schlecht abgesperrt und kreuzten des Öfteren Bahnlinien. Selbstverständlich hatte nicht der gesamte belgische Zugverkehr wegen der Spiele unterbrochen werden können, daher mussten die Olympioniken warten, bis der Zug durch war, ehe sie weiterradeln konnten. Damit hierbei Gerechtigkeit herrschte, standen an den Bahnübergängen Streckenposten, die notierten, wie lang die einzelnen Rennteilnehmer warten mussten. Am Ende mussten all diese Zeitwerte mühsam zusammengerechnet werden und es wäre beinah zu einem gravierenden Fehler gekommen. Denn als man dem Südafrikaner Henry Kaltenbrunn bereits die Goldmedaille zusprechen wollte, ging die Meldung ein, dass der Schwede Harry Stenqvist eine vierminütige Zwangspause hatte einlegen müssen, um einen Zug passieren zu lassen. Damit war er der rechtmäßige Goldmedaillengewinner.

Bei den Spielen 1956 in Melbourne war nicht die Sportstätte schlecht gewählt. Hier gab es eher bürokratischer Hürden, die nicht überwunden werden konnten. Aufgrund der sehr strengen australischen Quarantänebestimmungen durften die Pferde für die Reitwettbewerbe nicht in einem angemessenen Zeitfenster auf den Inselkontinent gebracht werden. Daher wurden die Reitwettbewerbe erst gar nicht in Australien ausgetragen, sie fanden am anderen Ende der Welt in Stockholm statt. Da Australien auf der Südhalbkugel liegt und Stockholm auf der Nordhalbkugel, musste man die Reitturniere wetterbedingt vor der Eröffnung der eigentlichen Spiele austragen. Die Reiter traten also bereits im Juni an, während für alle anderen Athleten die Spiele erst am 22. November begannen. Erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele wurden damit die Medaillen in einer Disziplin schon vor der Eröffnung der eigentlichen Spiele vergeben.

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney bereitete den Turnern nicht die eigentliche Ortswahl Probleme, sondern ein fehlerhaft aufgestelltes Sportgerät. Beim Sprung hatte das Pferd nicht die vorgeschriebene Höhe von 125 Zentimetern, sondern war nur 120 Zentimeter hoch. Viele Teilnehmerinnen verschätzten sich daher beim Pferdsprung deutlich, die Ursache war für sie unergründlich. Einige erlebten schmerzhafte Landungen, so zum Beispiel die Amerikanerin Elise Ray, die das Pferd kaum zu fassen bekam und mit Schwung auf dem Rücken aufkam. Am schlimmsten traf es aber einer der Favoritinnen. Die Russin Svetlana Chorkina war von ihrem Versagen beim Sprung im Einzelmehrkampf so verstört, dass sie auch bei der Folgedisziplin, dem Stufenbarren, stützte. Damit war ihre Führung vor der amtierenden Weltmeisterin Andreea Raducan dahin, sie hatte keine Chance mehr auf eine Medaille im Einzelmehrkampf. Als die Organisatoren den Fehler bemerkten, boten sie den Athleten an, den Sprung zu wiederholen. Chorkina verzichtete, da sie ihren Fehler am Stufenbarren ohnehin nicht mehr gut machen konnte. Im Einzel gewann sie später am Stufenbarren olympisches Gold.

Damit konnte Chorkina wenigstens ein wenig versöhnt aus Sydney abreisen, auch wenn das goldene Edelmetall in diesem Fall vermutlich ein sehr schwacher Trost war.

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