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Das historische Dorf Yanfang
   2008-02-21 17:24:33    Seite Drucken    cri

Das antike Dorf Yanfang in der ostchinesischen Provinz Jiangxi erhielt wegen seiner antiken Bauten die Bezeichnung "Museum der Wohnhäuser der Region". Im Dorf sind mehr als 160 antike Bauten aus der Ming- und Qing-Dynastie gut erhalten geblieben.

Das historische Dorf Yanfang liegt im Kreis Jishui in der zentralchinesischen Provinz Jiangxi. In drei Kilometer Entfernung fließt der Ganjiang-Fluss, der längste Fluss der Provinz, am Dorf vorbei. Von Nord nach Süd zieht sich eine Allee aus mehr als 1.000 alten Kampferbäumen durchs Dorf.

Gegründet wurde das Dorf Yanfang in der Zeit der südlichen Song-Dynastie. Es kann heute auf eine 800-jährige Geschichte zurückblicken. Hu, eine Dorfbewohnerin stellt ihr Heimatdorf vor:

"Yanfang erstreckt sich auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern, es ist eher lang gestreckt angelegt. Im Dorf gibt es etwa 140 Haushalte, hier leben 700 Personen. In unserem Dorf gibt es acht Familiennamen. Die Mehrheit der Einwohner heißt "Yan", "Wang", "Lang" oder "Rao"."

Der nahe gelegene Ganjiang-Fluß war für die Vorfahren der heutigen Dorfbewohner der Handelsweg, der sie mit den Provinzen Sichuan, Hubei, Jiangsu und Zhejiang verband. Zum Ende der Ming- und Anfang der Qing-Zeit waren die Händler aus dem Dorf Yangfang unter den Geschäftsleuten Jiangxis sehr hoch angesehen. Dass sich die Kaufleute Yanfangs so hervortun konnten, hat historische Hintergründe: In der Ming-Zeit hatte die Regierung eine Weile lang den Seehandel untersagt, um sich vor den Angriffen der Japaner zu schützen. Das förderte den Binnenhandel entlang des 3.000 Kilometer langen Großen Kanals. Der Handel auf dem Yangtze-Ganjiang-Beijiang-Kanal erlangte eine enorme Bedeutung. Ein Drittel aller Waren musste durch Jiangxi. Dies bot den Kaufleuten von Jiangxi ungeahnte Möglichkeiten. Sie handelten vor allem mit Porzellan, Tee, Reis, Tabak, Baumwollstoffen, Kohle, Heilkräutern und weiterem. Die Geschäfte der "Yan", "Rao" und "Wang" aus dem Dorf Yanfang waren damals an beiden Ufern des Yangtze sehr bekannt.

Die reich gewordenen Kaufleute kehrten schließlich in ihr Heimatdorf Yanfang zurück und ließen sich dort prächtige Wohnhäuser bauen.

Dorfbewohnerin Hu kann davon berichten:

"Architektonisch gibt es hier zwei herausragende Merkmale. Zum einen die zahlreichen historischen Bauten, bis heute sind 102 Häuser aus der Zeit der Ming-und Qing-Dynastie erhalten. Zum anderen die antiken Paifangs. Im Dorf gibt es 19 Paifangs, die mit feinen Schnitzereien versehen sind."

Ein "Paifang" ist ein Gedenkbogen, der die Funktion eines Tores hat. Die Bögen waren typische und wichtige Stilelemente der chinesischen Architektur. Die Paifangs erinnern an Fassadendekorationen von Wohnhäusern und Tempeln. Die Entstehung geht auf Opferdarbietungen während der Han-Dynastie zurück. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts ließ ein Kaiser ein torartiges Bauwerk errichten, dass er mit vielen Ornamenten verzierte. Dadurch wollte er seine Opfergaben noch glanz- und würdevoller, vor allem aber auch wirkungsvoller machen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Paifangs auch in die Tempel- und Grabanlagenarchitektur aufgenommen, man baute die Bögen in Residenzen von Höflingen und Mandarinen sowie in Gärten und an Weggabelungen, damit verloren die Paifangs ihre ursprünglich religiöse Bedeutung. Nun legten die Prachtbögen Zeugnis ab von den herausragenden Tugenden und Verdiensten der Eigentümer oder Anwohner.

"In Yanfang konnte ein Haus damals in einem Jahr errichtet sein, die Schnitzereien waren aber erst nach drei Jahren fertig gestellt."

In diesem Dorf sind nicht nur Türen, Fenster, Wandschirme, sondern auch Weihrauchaltäre mit feinen Schnitzereien versehen. Unser Reporter hat ein Bett entdeckt, das mit Schnitzereien überdeckt war, die Sonnenblumen, Pfingstrosen, Vögel und Früchte zeigten. Dorfbewohnerin Hu kennt die Symbolik dieser Motive:

"Die Sonnenblumen stehen für eine erfolgreiche Beamtenlaufbahn. Die Pfingstrose ist ein Zeichen für Wohlstand und Reichtum und die Früchte symbolisieren viele tüchtige Nachkommen."

Verglichen mit Kaufleuten aus anderen Regionen haben die Kaufleute Jiangxis die konfuzianische Moral am striktesten befolgt. Die Reime an den Säulen der Gebäude belegen das bis heute.

Auch die Sichtschutzwände, die so genannten Geisterwände, des Dorfes sind architektonische Meisterwerke. Im Dorf Yanfang wurden vor jedem Haus Sichtschutzwände errichtet, um zu verhindern, dass böse Geister ins Haus eindringen konnten, aber auch damit der Reichtum das Haus nicht verlassen konnte.

Diese einzeln stehenden Mauern sind ebenfalls wunderschön verziert und verdecken in der Regel den Eingang zum Hof, auf jeden Fall verhindern sie einen direkten Einblick in den Hof.

Die bekannteste Sichtschutzwand in Yanfang ist 22 Meter lang und neun Meter hoch. Sie wurde vor dem Ahnentempel der Familie Wang, einer der größten Familien des Dorfes, errichtet. Die imposante Mauer trägt den Titel "Geistermauer Nr. 1 südlich des Yangtze".

Anfang Juni 2007 wurde Yanfang aufgrund der historisch wertvollen Architektonik vom chinesischen Bau- und Kulturministerium als "historisch-kulturelles Dorf Chinas" definiert

Seit Oktober vergangenen Jahres ist das Dorf offiziell für den Tourismus geöffnet. Besucher können Jahrhunderte alte Ahnentempel, Schulen, Paifangs, Wohnhäuser, antike Brunnen, Teiche und Gräber bewundern. Wer müde ist, kann sich im Dorfteehaus ausruhen und für ein paar "Jiao" eine Kanne Tee trinken. Zehn Jiao sind ein Yuan RMB.

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