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Die Moslems in China
   2008-02-18 15:38:11    Seite Drucken    cri

F: Herzlich willkommen zu "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute befriedigen wir zunächst den Wissensdrang unseres Stammhörers Engelbert Borkner aus Hildesheim in Deutschland. Er möchte gern mehr über die Moslems in China erfahren. In einem Brief schrieb Herr Borkner:

M: "Liebe Freunde in Beijing, in der Sendereihe 'Leben auf Chinesisch' brachten Sie einen Beitrag über die Situation muslimischer Senioren. Da China ja ein Vielvölkerstaat ist, würde es mich interessieren, wie viel Prozent der Bevölkerung Moslems sind und in welchen Gebieten sie hauptsächlich angesiedelt sind."

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Borkner, diese Frage beantworten wir gerne. Bei dieser Gelegenheit wollen wir gleich ein bisschen ausführlicher über die Moslems in China berichten. Wie Herr Borkner richtig bemerkt hat, ist China ein Vielvölkerstaat. Es gibt in China 56 Nationalitäten, die Han stellen 92 Prozent der Gesamtbevölkerung. Laut der chinesischen Verfassung sind alle Nationalitäten gleichberechtigt. Zwischen den verschiedenen Nationalitäten herrscht Respekt und Harmonie. Der Staat garantiert die Wahrung der Rechte und Interessen der Minderheiten. Außerdem herrscht in China Religionsfreiheit. Der Staat stellt sicher, dass jeder seine Religion ausüben kann.

M: Die Weltreligion des Islam kam Mitte des 7. Jahrhunderts nach China. In der über 1.000-jährigen Geschichte des Islam in China hat sich die Religion durch die Zeiten verschiedener Dynastien hindurch behaupten können. Während der Tang-Dynastie, die von 618-907 währte, kam der Islam nach China, in der Qing-Dynastie, die von 1644-1911 Bestand hatte, gab es immer noch Muslime in China. Informationen des Chinesischen Amts für Religionsangelegenheiten zufolge leben in China derzeit etwa 21 Millionen Moslems, es gibt über 40.000 Imams. Als Teil der Chinesischen Nation haben sie in vielen Bereichen zur Entwicklung des Landes erhebliche Beiträge geleistet. Die Mehrheit der Hui, der Uiguren, der Tataren, der Tadschiken, der Kasachen, der Usbeken und der Kirgisen, die in China leben, sind Moslems.

F: Die chinesischen Moslems leben größtenteils im uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, aber auch im Autonomen Gebiet der Hui-Nationalität Ningxia, im Autonomen Gebiet der Inneren Mongolei und in den Provinzen Gansu, Qinghai, Yunnan, Henan, Hebei, Shandong sowie in den Gebieten im Nordosten, Südwesten und im Süden Chinas.

M: Nun wollen wir aber auch ein wenig über die kulturellen Besonderheiten der chinesischen Muslime berichten. Denn der Islam hat sich in China mit lokalen Kulturelementen vermischt. Der Wertekanon des Islam in China weist daher einige typisch chinesische Eigenheiten auf. Das zeigt sich vor allem in der Integration traditioneller chinesischer Denkweisen und Ideen zur Interpretation der islamischen Lehre. Der Islam hat Elemente der traditionellen chinesischen Philosophie und der konfuzianischen Morallehre angenommen. Daher konnten sich viele Chinesen in dieser Religion wieder finden. Das hat in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass sich der Islam in China halten und entwickeln konnte.

F: Die islamische Lehre wird in China hauptsächlich in Chinesisch, Arabisch und Persisch vermittelt. In China werden schon seit langem islamische Religionswissenschaftler und Imams ausgebildet. Auch die Übersetzung der klassischen islamischen Werke ins Chinesische kommt ebenfalls gut voran.

M: Selbstverständlich gibt es auch etliche Moscheen in China, aufs ganze Land verteilt sind es mehr als 35.000 Moscheen. Auch die Architektur der islamischen Gebetshäuser weist zahlreiche chinesische Eigenheiten auf.

F: In China dominieren bei den Moscheen zwei Baustile, zum einen die palastähnliche, zum anderen die Moschee im arabischen Stil. Die Mehrzahl der chinesischen Moscheen sind palastartige Bauten. In Xinjiang und in einigen Gebieten Nordwestchinas findet man allerdings viele Moscheen im arabischen Stil. Diese Bauten zeichnen sich durch die kuppelüberwölbte Haupthalle aus. Von einem hohen Minarett ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet. Im Landesinneren sind die Moscheen meist aus Holz. Sie bestehen aus mehreren Hallen und zweistöckigen Pavillons.

M: Während der Tang- und der Song-Dynastie hielt der islamische Baustil in China Einzug. Aus dieser Zeit sind noch einige Moscheen im arabisch-islamischen Stil erhalten. Sie findet man hauptsächlich in den südöstlichen Küstengebieten Chinas. Vor allem in der Ming-Dynastie verschmolzen schließlich die arabisch-islamischen und traditionell chinesischen Stile miteinander.

F: Dadurch entstanden schließlich die palastähnlichen Moscheen, die sich in Anlehnung an die chinesische Tradition auf einer Nord-Süd-Achse ausrichteten. Das Tor wirkt oft wie ein Eingang zu einem buddhistischen Tempel, oftmals gab es auch ein steinernes oder hölzernes Ehrentor. Das ursprünglich geziegelte Minarett wurde durch den chinesischen Einfluss zu einem Pavillon aus Holz, es war ein Verbindungselement zwischen Eingangstor und dem zweiten Tor.

M: Ja, genau. Die Stadt Xi'an in der Provinz Shaanxi ist eine der sechs berühmten Hauptstädte chinesischer Dynastien. Dort steht die Huajuexiang Moschee. Sie ist ein Beispiel für eine solch palastartige Moschee. Vor mehr als 1.000 Jahren erbaut, ist diese Moschee ein seltenes Exemplar islamischer Baukunst in China. Das Bauwerk spiegelt die traditionelle chinesische Bauweise mit Innenhöfen wider. Das gesamte Gebiet um die Moschee umfasst 12.000 Quadratmeter. Einen Kunstschatz stellen die Steinmetzarbeiten in der Umfassungsmauer der Haupthalle dar. Sie vermitteln Suren des Korans.

F: In China gibt es noch viele alte Moscheen, zum Beispiel die Moschee im Ostteil der Stadt Jinan in der Provinz Shandong. In Taiyuan, der Hauptsstadt der nordchinesischen Provinz Shanxi, steht auch eine alte Moschee.

M: Und auch in der Hauptstadt Beijing gibt es eine alte Moschee, die Dongsi-Moschee.

F: Richtig. Lu Ming, ich habe gehört, dass die Moslems im Verlauf des Jahres drei traditionelle Feste feiern, das Bairam, das Korban und das Fest zum Gedenken an den Propheten Mohammad. Feiern auch die chinesischen Moslems all diese Feste?

M: Selbstverständlich. Durch die Reform und Öffnung und die rasante Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hat sich in den vergangenen 30 Jahren auch die wirtschaftliche Lage der chinesischen Moslems deutlich verbessert. Sie nehmen ihre religiösen Feiertage sehr ernst und können sie heute noch feierlicher begehen als vor ein paar Jahren. Die Feste werden stets von einem bunten Kultur- und Sportprogramm begleitet.

F: Die Situation der Moslems in China hat sich also weiter verbessert. Auch ihre gesellschaftlichee Stellung wird immer besser. Sie haben einen großen Anteil am wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau des Landes und bemühen sich darum, sowohl ihr religiöses Leben als auch das Gemeinwohl zu fördern. Einige von ihnen sitzen als Abgeordnete in den nationalen oder lokalen Volkskongressen oder nehmen an den Politischen Konsultativkonferenzen teil. Ihr Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung und für die Stabilität des Landes ist beachtlich.

M: Ja, soviel, liebe Hörer, zu den Moslems in China.

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