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Erst der Sieg über die Krankheit, dann der Olympiasieg
   2008-02-18 13:50:59    Seite Drucken    cri

Schon in der vergangenen Sendung haben wir Ihnen ermutigende Schicksale von Olympioniken vorgestellt, denen wenige Jahre zuvor die Wenigsten eine sportliche Karriere zugetraut hätten. Und wie versprochen gibt es heute mehr davon. Im Zuge der medizinischen Entwicklung konnte die Kinderlähmung dank flächendeckender Impfungen in den westlichen Staaten besiegt werden, daher nahm auch die Zahl der ehemaligen Kinderlähmungspatienten unter den Olympioniken ab. Aber etliche Athleten überwanden auch andere Krankheiten und schafften es anschließend aufs Treppchen.

Tenley Albright, die 1935 geboren wurde, war allerdings noch von der Kinderlähmung betroffen. Im Alter von elf Jahren erkrankte die Amerikanerin an der Krankheit und auch sie musste zur Kräftigung ihrer Muskeln intensiv trainieren. Sie entwickelte eine Leidenschaft für den Eiskunstlauf und wurde schließlich so gut, dass sie sich bereits für die Olympischen Spiele 1952 für das amerikanische Team qualifizierte. In Oslo holte sich die Silbermedaille. Vier Jahre später schrieb sie aber endgültig Geschichte, als Albright, die ehemalige Kinderlähmungspatientin bei den Spielen in Cortina d'Ampezzo die erste Goldmedaille im Einskunstlaufen für die USA gewinnen konnte. 1953 und 1955 gewann Albright auch die Weltmeisterschaften. Nach ihrem Olympiasieg verabschiedete sich Albright allerdings vom aktiven Sport. Sie entschied sich aber nicht wie viele andere für eine Profikarriere. Durch ihr eigenes Schicksal angeregt, beschloss sie, Medizin zu studieren. Sie absolvierte die berühmte Harvard Medical School, die sie 1961 erfolgreich abschloss. Aufs Eis kehrte sie nicht zurück, sie arbeitete fortan als Ärztin.

Der Finne Toivo Loukola lief im wahrsten Sinne des Wortes gegen seine Krankheit an. Er erkrankte Anfang der 1920er Jahre an Tuberkulose. Er besiegte die schwere Infektionskrankheit und trainierte anschließend seine Lungen durch intensives Laufen. 1928 schaffte der ehemals Schwindsüchtige das Unglaubliche, er qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Amsterdam. Einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiele stellte Loukola mit einer Zeit von neun Minuten und 25,2 Sekunden einen inoffiziellen Weltrekord im 3000-Meter-Hindernislauf auf.

Bei den Spielen in Amsterdam nahm Loukola zunächst am 10.000-Meter-Lauf teil, er wurde Siebter. Danach qualifizierte er sich problemlos fürs Finale des 3000-Meter-Hindernislaufes. Die Finnen Ritola und Nurmi traten ebenfalls über die 3000-Meter-Hindernis an, sie hatten aber noch den 5000-Meter-Lauf vom Vortag in den Beinen. Ritola gab bald auf und Nurmi fiel nach 2000 Metern entscheidend zurück. Loukola gewann den Lauf mit über zehn Sekunden Vorsprung auf Nurmi in diesmal offizieller neuer Weltrekordzeit von neun Minuten und 21,8 Sekunden. Es muss ein unbeschreiblicher Moment für Loukola gewesen sein. Der Amerikaner Jeff Blatnick wird Jahrzehnte später bei seinem großen Moment von ähnlich starken Gefühlen überkommen worden sein wie Loukola.

Denn dem Amerikaner hätte wohl niemand zwei Jahre vor seinem Auftritt bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles überhaupt die Teilnahme an den Spielen zugetraut. Jeff Blatnick war schon in der Highschool und später im College ein erfolgreicher Ringer in beiden Stilrichtungen gewesen. 1980 wurde er US-amerikanischer Meister im griechisch-römischen Stil in der Superschwergewichtsklasse und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Moskau. Der amerikanische Boykott der Spiele machte seine olympischen Medaillenträume zunichte. Dann erkrankte Jeff Blatnick 1982 an der Hodgkinschen Krankheit. Um diese Form des Krebses zu besiegen mussten Blatnick die Milz und der Blinddarm entfernt werden. Der Ringer erholte sich bis zu den Spielen von seiner Krankheit und konnte auf die Matte. Im Finale besiegte er schließlich den schwedischen Weltmeister Tomas Johansson nach Punkten. Er erfüllte mit seinem Sieg nicht nur sich selbst einen Traum, er versetzte auch die Amerikaner in helle Freude. Blatnick, der so tapfer gegen eine so schwere Krankheit gekämpft hatte, war nämlich auch der erste Amerikaner, der im griechisch-römischen Ringerstil eine olympische Goldmedaille gewinnen konnte. 1988 errang er aber erneut einen viel wichtigeren Sieg. Er überwand einen Rückfall seiner Krebserkrankung und lebt heute im amerikanischen Bundesstaat New York.

Auch die Amerikanerin Gail Devers musste einen schweren Kampf jenseits jedes sportlichen Wettstreits gewinnen. Als 22-jährige reiste die Leichathletin als amerikanische Medaillenhoffnung zu den Spielen 1988 nach Seoul an. Schon während der Olympischen Spiele bekam sie allerdings gesundheitliche Probleme. Sie litt unter Migräne und konnte immer schlechter sehen. In ihrer Paradedisziplin, dem 100-Meter-Hürdenlauf kam sie immerhin noch ins Halbfinale, aber ihr Gesundheitszustand wurde zusehends schlechter. 1990 wurde bei ihr die Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow diagnostiziert. Devers entschied sich für eine Bestrahlungstherapie und erholte sich zur Überraschung aller erstaunlich schnell. Schon bei der Leichtathletik-WM 1991 gewann sie Silber über die 100-Meter-Hürden. Sie hatte sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Bei den Olympischen Spielen 1992 setzte sie dann noch einen oben drauf. Über die 100-Meter gewann sie in einem packenden Finish Gold. Über die 100-Meter-Hürden war ihr kein Edelmetall vergönnt, sie führte zwar bis zur letzten Hürde, strauchelte dann aber und wurde nur Fünfte. 1996 in Atlanta wollte Devers endlich in ihrer Spezialdisziplin gewinnen, aber es wurde wieder nichts. Allerdings war sie wieder über die 100 Meter erfolgreich, sie gewann erneut Gold. Ihre zweite Goldmedaille bei diesen Spielen holte sie mit der 4 x 100-Meter-Staffel. Bei den Spielen in Sydney musste Devers verletzt aufgeben und auch 2004 in Athen konnte sie nicht mehr in die Medaillenränge laufen, aber Ihren wichtigsten Sieg hatte sie ohnehin Jahrzehnte zuvor errungen.

Auch Elizabeth Robinson gehört zu den Athleten, die beinah übermenschliche Kräfte aufzubringen schienen, um ein schweres Schicksal zu überwinden. 1928 bei den Spielen in Amsterdam durften Frauen erstmals bei Olympischen Spielen in der Leichtathletik antreten. Elizabeth Robinson holte sich im 100-Meter-Lauf sogleich die erste Goldmedaille. Die erst sechzehnjährige Amerikanerin hatte zwei Monate zuvor erstmals an einem Leichtathletikwettkampf teilgenommen und sich als Naturtalent gleich für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen empfohlen. Robinson schien alles zuzufallen, bereits in ihrem zweiten Lauf stellte sie einen Weltrekord auf. Dennoch war das Wunderkind in Amsterdam nervös. Vor dem Endlauf brachte sie zwei linke Schuhe mit auf die Bahn, sie musste zurücklaufen, um den rechten Schuh zu holen. Wie wissen konnte sie diese Episode aber nicht von der Siegesstraße abbringen, sie gewann. Mit der amerikanischen Staffel sicherte sich Robinson Silber über 4 x 100-Meter. 1931 wäre die talentierte Athletin bei einem Flugzeugabsturz beinahe ums Leben gekommen. Der erste Mensch, der am Unfallort ankam, hielt Robinson für tot, er fuhr sie zum nächsten Leichenbestatter. Gott sei dank erkannte man den Fehler, Robinson lag allerdings zwei Monate im Koma. Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung, eine Stirnverletzung, ein gebrochenes Bein und eine gebrochene Hüfte erlitten. An eine Rückkehr zum Sport glaubte wirklich keiner mehr, außer Robinson selbst. Sie gab nicht auf. 1932 verpasste sie die Teilnahme an den Spielen, da ihre Beinverletzungen noch immer nicht

vollständig verheilt waren, 1936 wurde sie für die Spiele nominiert, obwohl ihre Kniebeweglichkeit nach wie vor eingeschränkt war. Unglaublich aber wahr, mit der 4 x 100-Meter-Staffel holte Robinson die Goldmedaille. Sie hatte den langen Weg zurück geschafft. Nach diesem Erfolg trat sie zurück, dem Sport blieb sie aber über Jahre hinaus als Funktionärin erhalten.

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