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Mark Spitz (3)
   2008-02-18 13:47:48    Seite Drucken    cri

Seit einer Woche fiebern wir alle mit, gedanklich sind wir in der olympischen Schwimmhalle in München und warten auf den Finallauf über 100 Meter Freistil mit Mark Spitz. Wird Mark Spitz hinterher schwimmen? Reicht ihm danach die Kraft für die 4 x 100 Meter Lagenstaffel? Nun, Sie haben die Spannung lang genug ertragen, tauchen wir also hinein in die Olympia-Schwimmhalle.

Im entscheidenden Lauf über die 100 Meter Kraul wirkte Mark Spitz auf den ersten Zügen etwas müde, dann aber legte er zu. Unglaublich aber wahr, in neuer Weltbestzeit schlug er schließlich eine halbe Armlänge vor seinem großen Rivalen Heidenreich an, Gold Nummer sechs war ihm sicher. Und ein Wettkampf stand noch aus. Wie erwartet siegte die amerikanische Lagenstaffel über 100 Meter dann auch, übrigens auch mit Heidenreich und das wieder in neuem Weltrekord. Der unglaubliche Mark Spitz hatte bei den Spielen in München jedes Mal Gold gewonnen, wenn er in den Pool gesprungen war. Und nicht nur das, er hatte auch jedes Mal eine neue Weltbestzeit erreicht. Alle Rekorde, die er gebrochen hatte, hatte er zuvor selbst aufgestellt. Es war eine nie da gewesene Leistung, Mark Spitz war der erklärte Star dieser Spiele.

Doch Mark Spitz konnte sich nur wenige Stunden über seinen Erfolg freuen. Wenige Stunden nachdem er das letzte Mal aus dem Wasser gestiegen war, drangen palästinensische Terroristen ins olympische Dorf in München ein und entführten elf israelische Athleten. Die Welt war entsetzt, schockiert, sprachlos - und Mark Spitz, selbst Jude, hatte Angst. Er reiste umgehend nach London ab - die Teilnahme an der Abschlussfeier bei den Spielen seiner größten Triumphe blieb ihn verwehrt.

Noch während die israelischen Geiseln in Haft waren, bei einem missglückten Rettungsversuch kamen sie kurze Zeit darauf alle ums Leben, plante Spitz aber dann schon seine Karriere nach dem Schwimmen. Das trug ihm viel Kritik ein und dennoch verzieh Amerika seinem Helden, als er in die USA zurückkam, wurde er frenetisch gefeiert. Mark Spitz erklärte umgehend und im jungen Alter von 22 Jahren, dass er vom Schwimmen genug habe. 23 Weltrekorde und 35 amerikanische Bestzeiten wären vermutlich auch nur schwer zu toppen gewesen, außerdem rieten ihm seine Manager, seinen Namen zu vermarkten, so lange die Erinnerung an seine Erfolge noch frisch sei. Seine Versuche im Fernsehen waren wenig erfolgreich, so wohl sich Spitz auf der sportlichen Weltbühne gefühlt hatte, so unwohl fühlte er sich auf der Showbühne. Aber er konnte sich über einen Mangel an Geldeinnahmequellen dennoch nicht beklagen. Unzählige Werbeverträge und Auftritte sicherten ihm im Jahr nach den Spielen von München ein Einkommen zwischen fünf und sieben Millionen US-Dollar. Das Werbeplakat, das Spitz nur in Badehose und mit seinen sieben Goldmedaillen zeigte, machte ihn zum begehrtesten Pin up seit Betty Grable. Und die war immerhin das berühmteste Pin up der 1940er Jahre gewesen. Weltweit wurden die Frauen schwach, wenn sie Mark Spitz sahen, er war einer der begehrtesten Junggesellen. Spitz ließ sich vom zahlreichen Damenangebot allerdings nicht irritieren. Er hatte sich in die Tochter eines Geschäftsfreundes seines Vaters verliebt, nachdem er ein Bild von ihr gesehen hatte und warb um sie. Die beiden heirateten noch im Jahr nach den Olympischen Spielen.

Mark Spitz war inzwischen erfolgreich ins Immobiliengeschäft eingestiegen und widmete sich ansonsten seinem neuen Hobby, dem Segeln. Immer wieder wurde er gefragt, ob er noch schwimme, die Antwort war immer nein. Doch dann wollte er 1989 plötzlich doch ins Becken zurück, er wollte noch einmal zu Olympischen Spielen. 17 Jahre nach seinen größten Erfolgen und gute dreieinhalb Kilo schwerer als damals nahm Mark Spitz das Training wieder auf. 1984 hatte er in einigen Rennen in seiner Spezialdisziplin 100 Meter Schmetterling den amtierenden Weltrekordhalter Rowdy Gaines besiegt. Mark Spitz war also zuversichtlich und wie als Junger verlieh er diesem Glauben auch lautstark Ausdruck. Er sei ein Marsianer, der im Sport lebendig geworden wäre, erklärte Spitz. Er habe sich im Winterschlaf befunden, in einer Art Zeitschleife, nun sei er zurück. Aber in 17 Jahren hatte sich viel verändert. Hatte man bei den Spielen in München noch nicht mit Badekappe und Brille schwimmen dürfen, so war es jetzt Gang und Gäbe, für Mark Spitz war es einfach nur ungewohnt. Und obgleich seine Zeiten nur unwesentlich schlechter waren als 17 Jahre zuvor, konnte er gegen Matt Biondi, den Erfolgsschwimmer von Seoul 1988, nicht gewinnen. Sein Versuch, sich für die Olympischen Spiele 1992 zu qualifizieren, scheiterte. Seine Bestzeit über 100 Meter Schmetterling war 58:03, um zu den Spielen fahren zu dürfen, hätte er eine Zeit von 55:59 gebraucht.

Spitz, der Marsianer war mit einem harten Satz in der irdischen Wirklichkeit gelandet, er konzentrierte sich nun lieber wieder aufs Immobiliengeschäft. Heute hält er Reden zu verschiedensten Themen, außerdem macht er sich für einen dopingfreien Sport stark. Er lebt mit seiner Frau in Los Angeles.

Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat er sich längst erschwommen und dem charismatischen Mark Spitz vergessen die Fans auch gedankliche Ausflüge auf den Mars. Für sie wird er zu Recht einer der besten Schwimmer aller Zeiten bleiben. 1999 bestätigten auch die Experten diese Einschätzung, sie wählten ihn in Wien zum Sportler des Jahrhunderts.

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