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Puppenmacherfamilie Xu
   2008-02-15 15:50:21    Seite Drucken    cri

Der 68jährige Xu Zhuchu ist ein renommierter Puppenmacher in China. Die nach ihm benannte "Zhuchu-Puppe" ist eine beliebte Marke vieler in- und ausländischer Sammler. Im letzten Jahr wurde Xu Zhuchu vom Kulturministerium zum "repräsentativen Fortführer" der Puppenherstellung erklärt. Sein Sohn Xu Qiang arbeitet im gleichen Beruf wie sein Vater.

Die nach Xu Zhuchu benannte Puppengalerie liegt in seiner Heimatstadt Zhangzhou in der südostchinesischen Provinz Fujian. Betritt man die Galerie, so bekommt man das Gefühl, ins Reich der Puppen versetzt zu werden. Puppen verschiedenster Größe, von einem zwei bis drei Zentimeter großen alten Mann mit weißem Bart, über einen Clown mit übertriebener Miene bis zu Dutzende Zentimeter große Theaterfiguren, sind alle prächtig bekleidet und stark geschminkt. Jedes einzelne Körperteil der Puppen ist bewegbar.

Die Puppen sind geschnitzte Holzfiguren und können in China auf eine Jahrtausend alte Geschichte zurückblicken. Puppenfiguren stammen meist aus historischen Geschichten beziehungsweise Operngeschichten. Puppen haben unterschiedliche Funktionen. Sie gelten sowohl als Spielzeug, als auch als Requisiten beziehungsweise Sammelobjekte. Es gibt verschiedene Arten von Puppen, wie zum Beispiel Taschenpuppen oder Drahtpuppen. "Zhuchu-Puppen", die nach Xu Zhuch benannt worden sind, sind eine Art von Taschenpuppen. Xu Zhuchu erklärte die Herkunft des Namens der Taschenpuppen:

"Die Taschenpuppen sind klein. Woher kommt denn der Name Taschenpuppenspiel? Nun, früher wurden die Puppen von den Künstlern in einer Tasche herumgetragen, als sie auf Aufführungsreise unterwegs waren. Die Taschenpuppen werden mit den Fingern bewegt. Die Bewegungen der Puppen sind extrem flink und wendig, insbesondere bei Kampfszenen."

Es ist aber keine leichte Sache, ein Stück Holz mit Seele zu erfüllen und zum Leben zu erwecken. Vor Beginn der Arbeit muß der Puppenmacher zunächst ein Kopfmodell der Puppenfigur im Kopf haben. Dann fertigt er mit dem Schnitzmesser aus einem kleinen Stück Holz die Figur an. Die Puppenfigur wird dann mit dem gelben Schlamm, der nur in der Meeresregion vorhanden ist, beschmiert. Der letzte Arbeitsgang ist die Lackierung, mit dem selbst entwickelten Lack der Familie Xu. Der Lack garantiert, dass die Puppen glatt wie Porzellan sind und die Farben nicht verblassen werden. Viel wichtiger ist es für die Puppenmacher, einem Stück Holz eine Seele zu verleihen, sagte Xu Zhuchu:

"Die Puppen machen erst dann einen lebendigen Eindruck, wenn ihnen eine Seele eingehaucht worden ist. Denn Puppen bestehen aus Holz. Und Holz ist kein lebendes Wesen. Durch die Bewegungen der einzelnen Körperteile und die Manipulationen der Darsteller wirken die Puppen lebendig und werden in ein lebendes Wesen verwandelt."

Xu Zhuchu ist die sechste Generation seiner Familie, die Puppen herstellt. Er fing in seinem zehnten Lebensjahr an, Puppen anzufertigen. Als 16jähriger wurde er bei einem nationalen Wettbewerb für kunsthandwerkliche Fertigkeiten der Kinder und Jugendlichen mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Seine Werke wurden sogar als Geschenk an ausländische Staatsoberhäupter und Regierungschefs übergeben. Seine Puppenfiguren sind in mehr als 100 Ländern ausgestellt worden. Xu Zhuchus Puppen wurden 2006 in die erste Liste des immateriellen Kulturerbes Chinas aufgenommen. Und er erhielt vom Kulturministerium den Titel "repräsentativer Fortführer" der Puppenherstellung.

Gemäß einem alten Brauch der Familie Xu darf die Technik der Puppenherstellung anstatt an Töchter und Lehrlinge nur an die Söhne weitergegeben werden, aus Angst vor eventueller Konkurrenz anderer Berufsgenossen. Mit Xu Zhuchu ist diese Regel erstmals gebrochen worden. Die Zeiten hätten sich geändert, er habe heute keine Angst mehr vor der Existenz, sagte Xu Zhuchu. Sein Sohn Xu Qiang hat seit seinem neunten Lebensjahr diesen Beruf ausgeübt. Auch seine Tochter interessierte sich schon von klein auf für Kostümherstellung und Modellierung. Es ist nicht leicht, ein geübter Puppenmacher zu werden, erzählte Xu Qiang. Er habe lange und hart geübt, bis er die Anerkennung seines Vaters erhielt:

"Als ich klein war, habe ich mich sehr oft mit dem Schnitzmesser an den Fingern verletzt. Neben der Schnitzarbeit muß man auch das Polieren, die Buntbemalung und die Kostümherstellung lernen. Ein Puppenmacher muß vielseitig talentiert sein."

Er fühle sich verpflichtet, die Kunst der Puppenherstellung an die folgenden Generationen weiterzugeben, erzählte Xu Qiang. So hat er die Puppengalerie gegründet und den Zugang seiner Puppen zum touristischen Markt geschaffen:

Die "Zhuchu-Puppengalerie" wurde im Jahr 1996 eröffnet. Zu sehen sind dort nicht nur Puppenfiguren nach antiker Art, Puppen im Stil der Familie Xu, sondern auch Puppentheater und die Präsentation von Technik und Verfahren der Puppenherstellung.

Xu Qiang, der Sohn von Xu Zhuchu, ist Direktor dieser Puppengalerie. Er hat mit scharfem Blick erkannt, dass die kleinen und exquisiten Puppen beliebte touristische Souvenirs sein können. So hat er sich zum Ziel gesetzt, den touristischen Markt zu erschließen:

"Ich wollte meine Puppen zu einem touristischen Souvenir gestalten. So wird sich der Absatz erhöhen. Puppen haben drei Funktionen, nämlich Spielzeug, Requisite und Sammelobjekt. Als Requisite haben sie einen begrenzten Anwendungsbereich. Und die Kinder von heute mögen eher moderne Spielzeuge. Deshalb würden sich Taschenpuppen nur als touristische Souvenirs einer größeren Beliebtheit erfreuen."

Anders als bei Puppen für die Sammlung werden Puppen zum touristischen Zweck mit Maschinen hergestellt. Dies hat zum Mangel der Modellvielfalt geführt. Dieser Nachteil solle später behoben werden, sagte Xu Qiang. Und die Puppen für die Sammlung, das Hauptprodukt der Familie Xu, würden weiterhin per Hand gemacht, teilte Xu Qiang mit.

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