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Olympiasieger wider allem Vorstellbaren
   2008-02-05 09:19:16    Seite Drucken    cri

Ein Mensch, der an Kinderlähmung leidet, scheint nicht allzu große Aussichten auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen zu haben, eher noch trauen wir ihm einen Auftritt bei den Paralympics zu. Die Geschichte zeigt allerdings, dass einige Olympioniken entweder schwere Krankheiten überwunden haben oder sogar trotz schwerer Erkrankungen sehr erfolgreich an den Spielen teilgenommen haben. Noch wenige Jahre zuvor hätte ihnen vermutlich keiner eine Chance eingeräumt.

Hätte die kleine Shelley Mann mit sechs Jahren erklärt, sie wolle eine olympische Medaille erringen, wir hätten es ihr vorsichtig auszureden versucht. Denn im Alter von sechs erkrankte das Mädchen aus den USA an Kinderlähmung. Um ihre durch die Krankheit geschwächten Beine zu kräftigen, begann Shelley regelmäßig zu schwimmen. Mit zwölf nahm sie bereits an Wettkämpfen teil, wenige Jahre später hielt sie teilweise zeitgleich die Weltrekorde über 100 und 200 Meter Schmetterling, über 100 Meter Kraul und über 400 Meter Lagen. Unglaublich aber wahr, das einst so schwächliche kranke Kind reiste zu den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne als eine der Favoritinnen an und sie wurde ihrer Rolle gerecht. Sie gewann über 100 Meter Schmetterling Gold und mit der 4 x 100 Meter Kraul-Staffel Silber. Wir können mit Sicherheit nicht nachempfinden, was das für ein unbeschreibliches Gefühl der Freude für Shelley Mann gewesen sein muss.

Auch für Wilma Rudolph zahlte sich das harte Training, das sie zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit in ihrer Jugend absolvieren musste, am Ende aus. Die Amerikanerin war ein noch kränklicheres Kind als Shelley Mann. Wilma überstand eine beidseitige Lungenentzündung, Scharlach und erkrankte schließlich im Alter von vier Jahren an Kinderlähmung. In den 1940er Jahren waren schon eine Lungenentzündung und Scharlach deutlich weniger gut zu behandeln als heute. Als Folge der Kinderlähmung musste Wilma ein Stützband am linken Bein tragen, vier Jahre lang konnte sie nur an Krücken gehen. Jahrelange intensive Physiotherapie und Massagen zeigten schließlich Wirkung, im Alter von neun Jahren konnte Wilma wieder mit ihren Brüdern Basketball spielen. An der Highschool erkannte Wilmas Basketballtrainer, dass sie auch beim Ausgleichtraining, beim Kurz- und Langstreckenlauf, enormes Talent bewies. Der Trainer vermittelte Wilma ein Sportstipendium an der Tennessee State University, hier konnte sie professionell betreut werden. Und wie Shelley Mann durfte auch Wilma Rudolph zu den Olympischen Spielen 1956 nach Melbourne reisen. Mit der 4 x 100 Meter Staffel holte sie Bronze. Vier Jahre später erlief sie sich durch ihre Leistungen bei den Spielen in Rom den Spitznamen "schwarze Gazelle". Denn in Rom sicherte sich Rudolph über die 100 und 200 Meter und mit der 4 x 100 Meter Staffel jeweils die Goldmedaille. Sie wurde zum Vorbild für viele kranke Menschen. Raymond Clarence Ewry gehört zu den erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten, je nachdem, ob man die Zwischenspiele von 1898 mitzählt oder nicht, hat er entweder zehn oder acht olympische Goldmedaillen gewonnen. Dabei war auch er in seiner Kindheit an Kinderlähmung erkrankt. Einige Jahre lang war der Amerikaner sogar an den Rollstuhl gefesselt gewesen. Eisern machte er, als er schließlich den Rollstuhl wieder verlassen konnte, Sprungübungen, um seine Beine zu kräftigen. Er entwickelte sich zu einem außergewöhnlichen Springer. Zwischen 1898 und 1908 gewann er alle Goldmedaillen in den damals noch üblichen Sprungwettbewerben aus dem Stand. Sein Weltrekord im Standweitsprung, mit erstaunlichen 3,47 Metern, hatte Bestand, bis dieser Wettbewerb ab 1938 nirgendwo auf der Welt mehr ausgetragen wurde. Bei seinem letzten Olympiasieg 1908 war Ewry immerhin schon 35 Jahre alt.

1944 erkrankte Lis Hartel an Kinderlähmung. Obwohl die Muskeln in ihren Unterschenkeln für immer gelähmt blieben, wurde die Dänin eine erfolgreiche Reiterin. Allerdings musste sie stets aufs und vom Pferd gehoben werden. Es ist daher sehr erstaunlich, dass sie ihre Pferde trotzdem so gut führen konnte, dass sie bei den Olympischen Spielen 1952 und 1956 Silber in der Dressur gewinnen konnte. In beiden Fällen holte der schwedische Offizier Henri Saint Cyr die Goldmedaille. Bei den Spielen 1952 war er es, der Lis Hartel bei der Siegerehrung aufs Podest hob, denn auch das Podest konnte Lis Hartel nicht ohne Hilfe erklimmen.

Und die Liste der Olympioniken, die die Kinderlähmung überstanden haben, ist noch nicht zu Ende. Auch der Amerikaner Walter Davis konnte in seiner Kindheit aufgrund seiner Erkrankung drei Jahre lang nicht laufen. Er kräftigte seine Muskeln später, wie schon Ray Ewry Jahrzehnte vor ihm, durch intensives Sprungtraining. Das war sein Einstig in eine Karriere als Hochspringer. Bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki sicherte sich Davis mit einer Höhe von 2,04 Metern die Goldmedaille. Aber damit war seine sportliche Laufbahn noch lange nicht beendet. Nachdem er sich von der Leichathletik verabschiedet hatte, spielte er mehrere Jahre lang sehr erfolgreich in der amerikanischen Profibasketball-Liga NBA. Er stand für die Philadelphia Warriors und die St. Louis Hawks auf dem Feld.

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