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Kleine Geschichten über Ratten
   2008-02-04 08:40:42    Seite drucken   cri

F: Herzlich willkommen zum Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute wollen wir zuerst den Wunsch unseres Hörers und Monitors Siegbert Gerhard aus Frankfurt am Main erfüllen und über das chinesische Jahr der Ratte erzählen. Siegbert schrieb uns vor kurzem in einer E-Mail:

M: "Bis zum Beginn des chinesischen Neujahrs am 07.02.2008 wird noch ein wenig Zeit vergehen. Nach dem chinesischen Mondkalender wird es das Jahr der Ratte sein. Die Ratte ist in der westlichen Welt ein ungeliebtes Tier, gilt als Aasfresser und als Überträger von Krankheiten. In den Slums der Millionenstädte ist die Ratte auf dem Vormarsch, in Unrat und Müllbergen findet sie jede Menge Nahrung, daher ist die Bekämpfung sehr schwierig. Wie sieht das bei Euch in Beijing und in anderen chinesischen Millionen-Metropolen aus?"

F: Ja, liebe Hörer und lieber Siegbert, diese Frage beantworten wir gerne. Bei uns in China ist die Ratte auch ein ungeliebtes Tier, genau wie in Deutschland und in Europa. Es gibt in China eine Redewendung: Wenn eine Ratte die Straße überquert, will sie jeder prügeln. Damit bezieht man sich auch auf unbeliebte Personen oder Sachen. Man sagt auch, dass die Ratte ein natürlicher Feind des Menschen ist. Von jeher bekämpft man Ratten. In China ist das auch so, ausnahmslos. Zum Beispiel gibt es jetzt überall auf den Straßen in Beijing oder in anderen chinesischen Städten Rattenpulver oder Fallen, um die Rattenplage besser in Griff zu bekommen.

M: Nun, liebe Hörer, wollen wir Ihnen heute aber hauptsächlich über das chinesische Jahr der Ratte erzählen, weil, wie Siegbert in seiner E-Mail geschrieben hat, das Jahr 2008 nach den zwölf Tierzeichen für die zwölf Erdzweige das Jahr der Ratte ist. In China benennt man jedes Jahr nach einem der zwölf Tierzeichen. Diese sind für die Chinesen sehr wichtig. Historischen Aufzeichnungen zufolge wurden die zwölf Tierkreiszeichen in China in der Han-Dynastie eingeführt, sie bestehen also bereits seit über 2.000 Jahren. Sie sind das Ergebnis der Verehrung durch unsere Vorfahren. Das erste der zwölf Tierkreiszeichen ist die Ratte.

F: Ja. Der Sage nach sollen die zwölf Tierkreiszeichen entstanden sein, als Buddha alle Tiere zum Neujahrsfest einlud. Allerdings folgten nur zwölf Tiere seiner Einladung. Alle beeilten sich, um so schnell wie möglich zu Buddha zu gelangen. Zur Belohnung übergab er ihnen jeweils die Aufsicht über ein Jahr, und zwar nach der Reihenfolge ihres Eintreffens. Als erstes erschien die Ratte, dann kamen der Büffel, der Tiger, der Hase, der Drache, die Schlange, das Pferd, das Schaf, der Affe, der Hahn, und der Hund. Das Schwein kam als letztes, weil es auf dem Weg eine Süßkartoffel fand und eine kurze Pause einlegte. Eigentlich wäre der Büffel der erste gewesen, aber die Ratte ritt auf seinem Rücken und sprang kurz vor der Ankunft ab und erschien so als erstes.

M: Tja, interessant. Das ist immerhin eine Sage. Ja, die Ratte steht in engem Kontakt zum Menschen. Ratten vermehren sich sehr schnell. Seit je her gibt es bei ihnen keine großen Veränderungen. Das ist vielleicht der Hauptgrund dafür, dass die Ratte die zwölf Tierkreiszeichen anführt. Vorher haben wir schon erwähnt, dass die Ratte auch in China kein sehr beliebtes Tier ist. Sie knirscht immer mit den Zähnen, was der Menschheit große Verlust gebracht hat und außerdem widerwärtig ist. Die Ratte gilt auch als Überträger von Krankheiten. Deshalb bekämpft man die Rattenplage schon seit Jahrhunderten.

Vielerorts gibt es in China besondere Bräuche zur Rattenbekämpfung, wie zum Beispiel im Autonomen Gebiet Guangxi, wo die Yi-Nationalität ihr sogenanntes "Rattenfest" feiert?oder auch in der Provinz Guizhou, wo die Angehörigen der Maonan-Nationalität ein „Rattenvertreibungsfest" veranstalten.

F: Ja, es gibt in China noch viele interessante Geschichten über Ratten. Nach der Vorstellung der chinesischen Bevölkerung steht die Ratte für Intelligenz, Gewandtheit und Flexibilität. Ihre unermüdliche Arbeit assoziieren die Menschen mit Wohlstand und Reichtum. In einer Sage aus der südostchinesischen Provinz Fujian heißt es, dass die Ratte dem Mönch Tang Seng, eine wichtige Persönlichkeit im klassischen chinesischen Meisterwerk "Pilgerfahrt nach Westen", bei seinen religiösen Lehren mit Rat und Tat zur Seite gestanden sei. Zum Dank habe Tang Seng den ersten Platz der zwölf Tierkreiszeichen für die Ratte vorgesehen.

M: Ja. Zwar ist das alles nur eine Vorstellung der Menschen, aber sie hat doch die Intelligenz des Volkes gezeigt. Die Ratte steht schon immer mit der Menschheit in engem Kontakt, deshalb kommt sie auch in vielen chinesischen Kinderliedern vor, wie zum Beispiel in "Die kleine Ratte klaut Öl". Neujahrsbilder oder Scherenschnitte mit Rattenmotiven können gut die Neujahrsstimmung in China wiedergeben.

F: Ja, stimmt. Als ich noch klein war, war eine Spielzeugratte sehr beliebt, die aus einem Taschentuch gefaltete wurde. Viele aus unserer Generation wissen heute noch?wie das geht. Es war damals unser Lieblingsspielzeug.

M: Tja, interessant. Liebe Hörer, es gibt noch eine bekannte chinesische Sage bezüglich der Ratte, sie heißt "Lao Shu Qu Qin", zu Deutsch etwa "Die Ratte heiratet". Diese Geschichte erzählt über die Hochzeit einer Tochter der Ratte zu Neujahr. Die Ratte hat für ihre Tochter dafür von einem Menschen einen Schuh gestohlen, der als Brautsänfte benutzt wird. In dieser Geschichte sehen alle Gestalten, sei es die Braut oder der Bräutigam, die Brautjungfer, der Brautführer oder einer der Gäste, wie Verbrecher aus und tragen entweder eine Brille, eine rote Jacke oder eine grüne Hose.

F: Ja, sehr interessant. Die Rattenfigur erschien als erstes im "Shijing" - im "chinesischen Buch der Lieder". In literarischen Werken aller chinesischen Dynastien kamen oft Ratten in einer Sage vor. Sie haben die innere Zwiespältigkeit der Menschen gegen Ratten zum Ausdruck gebracht. Die Ratte wird aber auch als Glücksbringer gesehen, insbesondere beim Abwickeln von Geschäften. In diesem Jahr feiert man auch in Russland, Japan, Korea und in anderen asiatischen Ländern das Jahr der Ratte. Man kauft lebendige Ratten oder Spielzeugratten als Neujahrsgeschenk für Verwandte und Freunde. In Moskau gibt es im Naturhistorischen Museum eine Ausstellung zum Jahr der Ratte, auf der viele verschiedene Spielzeuge und Souvenirs mit Rattenmotiven ausgestellt werden.

M: Ja, soviel, liebe Hörer, zum chinesischen Jahr der Ratte.

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