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Kultur und Tradition rund um das Frühlingsfest
   2008-02-04 08:45:15    Seite Drucken    cri

Das Frühlingsfest hat in China bereits eine Jahrtausende alte Tradition. Das Fest hat einen ansehnlichen kulturellen Inhalt. Jahrtausendalte Traditionen geben dem Frühlingsfest einen weit höheren Stellenwert im Leben der Chinesen.

Für die Chinesen ist das Frühlingsfest das wichtigste Familienfest des Jahres. Die Feierlichkeiten zum Frühlingsfest erstrecken sich bis hin zum Laternenfest, das am 15. Tag des ersten Monats nach dem chinesischen Mondkalender stattfindet.

Schon am achten Tag des zwölften Monats nach dem traditionellen chinesischen Mondkalender ist die festliche Stimmung spürbar. An diesem Tag kochen die Chinesen mit Reis, Hirse, Klebreis, Mohrenhirse, kleinen roten Bohnen, Erdnüssen, roten Datteln und Walnüssen den Laba-Brei. Während früher die buddhistischen Mönche mit diesem Brei den Gott Schakjamuni ehrten, erhoffen die Bauern heute eine reiche Ernte im kommenden Jahr. An diesem Tag legt man auch Knoblauch in Essig ein. Dieser in Essig eingelegte Knoblauch wird bis zum Silvesterabend nicht angerührt und erst beim Abendessen als Gewürz zu den Maultaschen "Jiaozi" gegessen.

Ethnologin Wang Juan sagte uns, dass das traditionelle Frühlingsfest in der Tat schon am 23. Tag des zwölften Monats des chinesischen Mondkalenders mit einer Opfergabe für den Küchengott beginnt.

"Der Küchengott gehört zu den wichtigsten Göttern der Chinesen. Früher gab es in fast allen Familien über dem Herd einen kleinen Altar mit dem Bild des Küchengottes.

Am 23. Tag des letzten Monats im Jahr steigt der Küchengott zum Himmel auf. Er wird dem Himmelsgott vom Geschehen auf der Erde berichten. Jeder hofft, dass der Küchengott dem Himmelsgott viel Gutes und wenig Schlechtes sagt. An diesem Tag bringt jede Familie Opfergaben dar, meistens Süßigkeiten. Jeder hofft, dass der Küchengott nach dem Genuss dieser Süßigkeiten gnädig gestimmt ist und dem Himmelsgott nur Gutes berichten wird."

Nach dem 23. Tag beschäftigt man sich intensiv mit der Vorbereitung des Frühlingsfestes. Früher bereitete jede Familie in Nordchina, besonders auf dem Land, eine große Menge "Mantou" zu, das sind chinesische Dampfbrötchen. Nach dem Dämpfen werden die Mantous ins Freie gelegt, bis sie gefroren sind. Will man sie wieder verwenden, werden sie erneut gedämpft. Durch diese Vorbereitung hat man mehr Zeit, das Fest zu feiern.

Das Silvester ist der letzte Tag des alten Jahres. Am Silvestertag herrscht überall feierliche Stimmung. Der Höhepunkt des Tages ist das Abendessen am letzten Tag des Mondjahres. Das Silvesterabendessen ist das schönste und üppigste Festmahl im ganzen Jahr. In den verschiedenen Landesteilen ist das Essen zum Jahreswechsel jeweils etwas unterschiedlich. Aber gleich ist, dass fast jedes Gericht eine symbolische Bedeutung hat. Während die Nordchinesen "Jiaozi" essen, werden von den Bewohnern Südchinas "Niangao" gegessen, das sind kleine Neujahrsküchlein aus klebrigem Reis. "Nian" ist das chinesische Wort für Jahr. "Gao" bezeichnet eine Art von Kuchen und das Wort wird genau so ausgesprochen wie das chinesische Wort für hoch. Der Name "Niangao" zeigt also den Wunsch, dass sich der Lebensstandard der Familie Jahr für Jahr weiter erhöhen wird. Fisch ist auch ein obligatorisches Gericht, weil Fisch Überfluss symbolisiert. Fisch und Überfluss haben im Chinesischen nämlich die gleiche Aussprache.

Wie am Sylvesterabend in westlichen Ländern warten die Menschen am Abend des Frühlingsfestes auf den Beginn des neuen Jahres um Mitternacht. Den Beginn des neuen Jahres feiern die Menschen in China mit einem großen Feuerwerk. Und dabei geht es ganz schön laut zu. Lange Reihen von Böllern werden an Holzstangen gehängt und angezündet. Das neue Jahr wird also mit wirklich ohrenbetäubendem Lärm begrüßt. Den Ursprung dieses Brauchs erläuterte Chen Lianshan, Folklorist und Professor an der Peking-Universität:

"Akademischen Studien zufolge symbolisiert das Abbrennen von Feuerwerk die Erschaffung von Himmel und Erde. Der Brauch geht zurück auf eine Zeremonie des chinesischen Altertums. Neujahr kennzeichnet also die Geburtsstunde von Himmel und Erde. Nach der chinesischen Mythologie gab es am Anfang weder Himmel noch Erde, sondern nur einen riesigen Klumpen. Darin schlief Pan Gu, der Gründer von Himmel und Erde. Eines Tages erwachte er in seiner Behausung und hackte mit einer Axt den Klumpen entzwei. Dabei stiegen klare Substanzen, sogenannte Yang-Energien auf und bildeten den Himmel. Schwere Substanzen, die Yin-Energien, sanken hinab und bildeten die Erde. Um der Geburtsstunde von Himmel und Erde zu gedenken, zündeten die Vorfahren der Chinesen zum Neujahrsbeginn Bambusstöcke an. Beim Abbrennen des Bambus stieg Rauch auf, der den Himmel symbolisiert und die herabfallenden Reste des verbrannten Bambus symbolisierten die Erde."

Man geht nach dem Feuerwerk jedoch nicht gleich ins Bett, sondern bleibt auf und macht die letzte Nacht des Jahres durch.

Ethnologin Wang Juan zufolge verheißt eine durchgemachte Neujahrsnacht den Eltern der Familie ein langes Leben. Sie sagt:

"Wenn die ganze Familie die letzte Nacht des Jahres hindurch wach bleibt, soll jede Ecke des Hauses von Lichtern beleuchtet werden, damit sich kein Dämon verstecken kann. Das ist vor allem in ländlichen Regionen wichtig."

Wang Juan zufolge ist der Neujahrsgruß eine wichtige Aufgabe am ersten Tag des Neuen Jahres. Die Leute gratulieren sich gegenseitig und tauschen Glückwünsche für das Neue Jahr aus.

Der Neujahrsgruß fängt unter den Familienmitgliedern an. Ursprünglich bedeutete der Neujahrsgruß Glückwünsche von der jüngeren Generation an die ältere Generation. Die jüngeren Familienmitglieder machten vor den älteren Familienmitgliedern einen Kotau, sagten ihnen Glückwünsche zum Neuen Jahr und erkundigten sich nach dem Befinden. Danach schenkten die Senioren den Kindern Geld. Dann tauschten die Familienmitglieder einer Generation Neujahrsgrüße aus. Wenn es hell wurde, besuchten die Familien Verwandte und Freunde in der näheren Umgebung. Heute ist es noch ganz ähnlich, nur der Brauch, einen Kotau zu machen, ist in einen ehrerbietigen Gruß verwandelt worden.

Am 15. Tag des ersten Monats nach dem chinesischen Mondkalender wird das Laternenfest gefeiert. Das Fest ist das Ende des Frühlingsfests. Da an diesem Tag "Yuanxiao" gegessen wird, wird dieses Fest auch das "Yuanxiao-Fest" genannt. Am Abend des Laternenfestes werden bunte Laternen in verschiedensten Formen aufgehängt. Zusätzlich werden regionale Traditionen wie Drachen- oder Löwentänze gepflegt. Dazu Ethnologin Wang Juan:

"Anders als am Silvesterabend, den man zuhause verbringt, gehen alle am Abend des Yuanxiao-Festes auf die Straßen, um die Laternen zu bewundern. Im alten China durften auch die Frauen an diesem Tag ausnahmsweise einmal das Haus verlassen. Denn nach den feudalen Sitten des alten China war den Frauen das Verlassen des Hauses verboten. Aus diesem Grund wird das Laternefest auch der chinesische Karneval genannt."

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