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Chinesischer Rock 'n Roll
   2008-01-31 11:21:17    Seite drucken   CRI

Anfang dieses Jahres gab Cui Jian, der Vater des chinesischen Rock 'n Roll, ein Solo-Konzert im Beijinger Arbeiter-Stadion. Cui Jian sang seine berühmtesten Songs, die inzwischen Klassiker sind. Das Arbeiter-Stadion glich einer Karaoke-Halle, denn sein Publikum sang jeden Song lauthals mit. Genau hier im Arbeiter-Stadion hatte Cui Jian 1986 seinen Song „Nothing to My Name" erstmals öffentlich präsentiert.

"Ich persönlich halte mich nicht für einen guten Sänger. Ich habe nie eine Ausbildung als Sänger erhalten. Das ist aber meiner Meinung nach auch nicht so wichtig. Ich will mit meinen Songs meine Gefühle ausdrücken. Meine Stimme transportiert meine Gefühle."

Die zum Teil wütende und kraftvolle Musik Cui Jians hat die Jugendlichen bei seinem Konzert mitgerissen. Die Fans flippten völlig aus. Einer seiner Fans berichtet:

"Als er zu spielen anfing, hat sich das wie ein Elektroschock angefühlt. Ich habe noch nie jemanden so singen hören. Am Ende haben wir alle mitgesungen!"

Als Cui Jian seine Karriere begann, entstanden auch andere chinesische Rock-Bands wie "Cobra", "Black Panther" und "Breathing". Von "Yao Gun", wie Rock 'n Roll auf Chinesisch heißt, sprachen die chinesischen Musiker zum ersten Mal im Jahr 1987.

Allerdings war Chinas Rock 'n Roll kein Abklatsch des westlichen Rock 'n Rolls. Der chinesische Rock 'n Roll war eine ganz eigene, sehr innovative Musikrichtung. Vor allem die Beijinger Rockmusiker schafften es, Chinas Musik- und Kulturgeschichte auch in die neue Musik zu integrieren, sie verwendeten traditionelle Symbole und Elemente in ihren Songs und Präsentationen.

In den 1990er Jahren schien die Popularität der chinesischen Rockmusik nachzulassen. Die Medien hatten sich darauf verlegt, Pop-Musik aus Taiwan und Hongkong zu vermarkten. In der asiatischen Pop-Musik dominieren Liebeslieder, die von gutaussehenden jungen Männern und schönen Frauen schmachtend vorgetragen werden. Bian Liunian, ein berühmter Musiker des chinesischen Binnenlandes, sagte, die Popmusik hätte den gesamten Markt erobert. Es sei für die Weiterentwicklung der Rockmusik kein Raum geblieben:

"Die chinesische Rockmusik hatte keine Chance mehr, sich weiterzuentwickeln. Sie war einfach nicht massentauglich genug, sie traf nicht den Geschmack der Mehrheit. Wenn man Ende der 1980er Jahren ein Rock-Konzert gab, dann waren nur wirkliche Rockfans anwesend. Sie wollten die Band sehen, sie waren ernsthaft an der Musik interessiert. Heute sind Konzerte ein gesellschaftlicher Anlass. Man will sich mit Freunden treffen, etwas trinken, tanzen und einem x-beliebigen Künstler zuhören. Heute spielt bei all dem auch Geld eine immer wichtigere Rolle."

Dennoch, es gibt sie noch, die chinesischen Rockmusiker, die immer noch ausschließlich Rockmusik spielen. Sie verachten die schlichten Melodien und Texte der Popsongs und die Bequemlichkeit der Sänger, die keine eigenen Texte oder Songs schreiben.

Wang Feng ist einer dieser Rockmusiker:

"Ich wollte Rockmusik machen, weil ich kreativ sein will. Im Rock 'n Roll kann ich ehrlich zum Ausdruck bringen, was mich umtreibt. Ich kann meine Gedanken, Eindrücke und Gefühle schildern. Und dass, zu allen Themen, zur aktuellen Situation der Gesellschaft, aber auch über mein eigenes Leben. Rockmusik gibt mir also anders ausgedrückt die Gelegenheit zur Reflektion meines eigenen Lebens und meiner Gedanken. Das macht Rock 'n Roll aus."

Einige Leute aus der Szene, beispielsweise, Fly Higher, bezeichnen aber auch Wang Fengs Songs als zu poppig und zu sehr auf den Massengeschmack ausgerichtet. Ihrer Ansicht nach macht auch Wang Feng keine echte Rockmusik mehr. Wang Feng sieht das anders, er besteht darauf, dass er seinen ganz eigenen Stil habe:

"Ich habe meine Prinzipien nie verraten. Was ich mache, ist Rockmusik mit einem ganz eigenen Stil. Einige mögen glauben, dass das, was auch dem Durchschnittsbürger gefällt, damit auch kommerziell sein muss. Wenn es aber die Rockmusiker überhaupt nicht kümmert, ob ihre Songs ein etwas breiteres Publikum erreichen, dann interessiert sich irgendwann niemand mehr für Rockmusik. Und dann wird es keinen Rock mehr geben. Ich will, dass mehr Menschen meine Musik verstehen, das heißt aber nicht, dass sie sie mögen müssen. Und auch wenn mich viele Musiker dafür kritisieren, bin ich überzeugt davon, dass wir der Rockmusik nur dadurch Geltung verschaffen können."

Betrachtet man die Geschichte der Rockmusik in anderen Ländern, unter anderem in den USA, in Großbritannien und Deutschland, dann wirkt der Weg des chinesischen Rock 'n Roll sehr kurz. Aber die chinesischen Rockmusiker haben ja auch noch einen langen Weg vor sich, bis sie Rock als Musikrichtung in China so bedeutsam machen können wie in den USA und in Europa. Erst dann werden die Rockmusiker ebenso viel Anerkennung erfahren wie ihre Vorbilder im Westen.

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