In Xi'an, der Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi leitet Guy Rufus Chambers die Xi'an Zhongcui Coca Cola Beverage Co. Ltd. Die Belegschaft des Unternehmens besteht aus knapp 1.000 Chinesen. Einen Dolmetscher braucht der Engländer jedoch nicht, weil er sehr gut Chinesisch spricht:

"Ich habe im Jahr 1989 angefangen, an der Universität von Cambridge Sinologie zu studieren. Ein Großteil des vierjährigen Studiums fand in Großbritannien statt. Die restliche Zeit verbrachte ich in Beijing. Dort nahm ich an Seminaren an der Chinesischen Volksuniversität an."

Der nunmehr 37jährige Engländer ist Generaldirektor der Xi'an Zhongcui Coca Cola Beverage Co. Ltd., einer Tochtergesellschaft des Konzerns Swire Coca Cola. Swire Coca-Cola gilt als einer der größten Coca-Cola-Abfüller, beliefert den globalen Markt und produziert mehrere Millionen Getränkeeinheiten jährlich.

Eigentlich war die Arbeit in Xi'an nicht der erste Einsatz von Chambers im chinesischsprachigen Raum. Unmittelbar nach dem Abschluss seines Studiums trat Chambers dem global operierenden Konzern bei. Seine hervorragenden Sprachkenntnisse erwiesen sich sofort als vorteilhaft. Er wurde als Geschäftsführer nacheinander in Taiwan und Hongkong eingesetzt. 2005 wurde Chambers nach Xi'an versetzt. Nach seiner Auffassung haben sich viele chinesische Großstädte zu schnell entwickelt. Ergänzt worden sei diese ohnehin starke Urbanisierung von einem immer größer werdendem Zuzug von Zuwanderern. Dies habe die kulturellen Traditionen der jeweiligen Städte noch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Im Vergleich dazu sei das ursprüngliche kulturelle Bild Xi'ans fast unversehrt geblieben mit den alten Stadtmauern, einem Schutzgraben mit Wasser davor. Im geschützten Altstadtteil gebe es zahlreiche uralte Gebäude. All dies seien für Chambers die Wahrzeichen des originalen China:

"Xi'an ist eine absolut großartige Stadt. Schließlich war dies hier die Hauptstadt von 13 Dynastien in der chinesischen Geschichte. Neben der historischen Bedeutung gibt es in Xi'an außerdem viele andere anziehende Dinge."

Allerdings spürt Chambers in Xi'an nicht nur das Altertum. Er habe in den vergangenen zwei Jahren zudem die großen Veränderungen in der alten Kaiserstadt miterlebt. Xi'an sei im Lauf der Zeit modern geworden mit seinen immer breiteren Straßen und den zahlreichen Hochhäusern:

"Für Xi'an gibt es eine breite Zukunft. Grund dessen ist vor allem, dass die Stadt im Bereich der Hochschulbildung unmittelbar hinter Beijing und Shanghai landesweit auf dem dritten Platz liegt. Auch der historische und kulturelle Charme bildet eine solide Basis für die Entwicklung der Kaiserstadt."

Allein die Entscheidung, die der Konzern Swire Coca Cola vor zwei Jahren getroffen hatte, im vergleichsweise rückständigen Xi'an zu investieren, zeugt von der Einschätzung des Engländers. Ausgerechnet während einer neuen Offensive des weltweit größten Getränkeherstellers in China. Coca Cola will in China kräftig nachgießen und in China für rund 80 Millionen US-Dollar ein neues Forschungszentrum errichten.

Doug Jackson, Präsident von Coca Cola China, bezeichnet China als die zukünftige Wachstumsmaschine seines Geschäfts. Von den Einnahmen her ist China derzeit Coca Colas viertgrößter Markt. Der Getränkehersteller erwartet, dass China demnächst Brasilien überholen wird, um in zwei Jahren an dritter Stelle stehen zu können. Möglich ist auch, dass China bis in fünf Jahren sogar Mexiko übertrumpfen und damit an den weltweit zweiten Platz der Markt-Rangliste von Coca Cola heranrücken wird.

Der Getränkeriese will auch weiter in die Kapazitäten in China investieren, um die steigende Nachfrage, teilweise in Chinas westlichen Regionen, befriedigen zu können.