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Das Lao She-Teehaus, eine kulturelle Visitenkarte Beijings
   2008-01-10 16:00:00    Seite drucken   cri

Im Stadtzentrum von Beijing, südwestlich des Platzes des Himmlischen Friedens, liegt das Lao She-Teehaus. Dieses Teehaus, das nach dem bekannten Schriftsteller Lao She benannt worden ist, ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Beijinger Teehäuser vereinen die vielen Eigenschaften der Teehäuser im ganzen Land in sich. Dazu zählen die große Auswahl an Teesorten, Vielseitigkeit und ein hoher Kulturgehalt.

In Beijing gibt es derzeit 500 bis 600 Teehäuser unterschiedlicher Größe. Das bekannteste Teehaus ist das Lao She-Teehaus. Es ist das älteste seiner Art in Beijing und darf als eine kulturelle Visitenkarte der Stadt Beijing bezeichnet werden.

Benannt ist das Lao She-Teehaus nach dem berühmten, in Beijing geborenen, Schriftsteller Lao She und dessen Drama "Das Teehaus". "Das Teehaus" ist ein Meisterwerk von Lao She, das er vor mehr als einem halben Jahrhundert geschrieben hat. Das Stück spielt in einem typischen alten Beijinger Teehaus. Es zeigt das Leben des Teehausbesitzers und seiner Gäste über einen Zeitraum von fünfzig Jahren durch drei Phasen der modernen chinesischen Geschichte. Es treten über 60 Charaktere aus allen Gesellschaftsschichten auf und vermitteln dem Leser die gesellschaftlichen Veränderungen. Im Lao-She-Teehaus wird die Vergangenheit, die Lao She in seinem Drama beschrieb, wieder lebendig.

Das Teehaus wurde im Dezember 1988 von dem in Beijing geborenen Yin Shengxi gegründet. Der Vorgänger des Teehauses war eine Jugend-Tee-Gesellschaft, die Yin Shengxi Ende der 1970er Jahre gründete. Damals wurde Tee in großen Reisschüsseln angeboten. Jede Schüssel Tee kostete zwei Fen. "Fen" ist die kleinste Einheit der chinesischen Währung RMB und entspricht etwa 0,2 Cent.

Zur Geschichte des Teehauses sagte Yang Xinyu, Assistent der Generaldirektorin des Lao She-Teehauses:

"Um die traditionelle chinesische Kultur wieder anzukurbeln, hat Herr Yin Shengxi im Jahr 1988 nach Beratungen mit Prominenten des Kunstkreises Beijings beschlossen, ein traditionelles Teehaus zu gründen. Dort kann man nicht nur Tee trinken, sondern auch Vorführungen der traditionellen Künste wie die Peking-Oper, den komischen Dialog, den Sprechgesang oder die Akrobatik bewundern. Mit der Gründung des Teehauses ist eine Plattform für traditionelle Künste und die chinesische Teekultur entstanden."

Das Lao She-Teehaus versteht sich als eine Art Mehrzweckhaus, das Trinken, Essen, gesellschaftliche Kontakte und Unterhaltung unter einem Dach vereint.

Schon beim Betreten des Teehauses fühlt man sich zurück versetzt in das Alte Beijing. Ein Kellner, in einer langen Mandschu-Jacke und mit einem Käppchen, begrüßt die Gäste in starkem Beijinger Dialekt.

Die Räume des Teehauses sind schlicht, anmutig und traditionell eingerichtet.

Der Aufführungssaal mit knapp 200 Plätzen ist fast jeden Tag voll besetzt. Besucher des Teehauses können sich jeden Abend gegen acht Uhr folkloristische Darbietungen ansehen. Auf dem Programm stehen unter anderem die Peking-Oper, Zaubereivorführungen, Akrobatik, das Schattenspiel, aber auch die chinesische Kampfkunst Wushu. Für durchschnittlich 100 Yuan kann man hier anderthalb Stunden lang Tee trinken, feines Gebäck probieren und gleichzeitig brillante Darbietungen genießen.

Im Lao She-Teehaus werden Teeschalen mit Deckelchen benutzt. Dadurch bleibt der Tee länger warm. Außerdem dienen die kleinen Deckel dazu, die schwimmenden Teeblätter wegzuschieben und dazu, beim Trinken den offenen Mund vor den anderen Gästen zu verbergen, was eine Höflichkeitssitte der Chinesen ist.

Das Lieblingsgetränk der Beijinger ist der Jasmin-Tee. Man lagert die grünen Teeblätter zusammen mit den Blüten. Die Jasminblüten verleihen dem Tee einen unbeschreiblich zarten Duft. Das Laoshe-Teehaus bietet nicht nur Jasmin-Tee an, sondern auch grünen Tee und viele andere Sorten. Eine neue Erfindung des Teehauses ist die Tee-Zeremonie, bei der Blumen in einem Glas erblühen.

Dazu werden etwa 160 zarte Teeblätter mit einem dünnen Faden verbunden und mit Jasmin, japanischer Kamelie, Duftblüten oder Lilien geschmückt. Die Blüten fördern die Gesundheit, wenn man sie regelmäßig trinkt. Dieser Tee ist besonders für Frauen geeignet, denn die Blumen können die Haut zarter und schöner machen.

Viele nahmhafte Vertreter der Darstellungskünste wie der Meister des Komischen Dialogs Ma Sanli, der Schauspieler Yu Shizhi und die Peking-Oper-Darstellerin Li Weikang sind auf der Bühne des Lao She-Teehaus aufgetreten.

Eine Reihe von in Vergessenheit geratener volkstümlicher Darstellungskünste wie beispielsweise die Sprechgesänge "Beijing Qinshu", "Jingyun Dagu" und "Danxian" haben durch die Auftritte der Künslter im Lao She-Teehaus ein neues Publikum gewonnen und erhalten wieder neue Lebenskraft.

Unsere Reporterin hat im Teehaus eine Südkoreanerin getroffen. Sie arbeitet für eine Handelsfima in Beijing und spricht fließend Chinesisch. Als Gastgeberin hat sie ihre Verwandte aus Seoul zum Teehaus-Besuch eingeladen. Sie erklärte uns, warum sie das Lao She-Teehaus ausgesucht hat:

"In diesem Teehaus wird die Folklore des Alten Beijing wieder lebendig. Man spürt die alte Atmosphäre. Dies ermöglicht es den Ausländern, die traditionelle chinesische Kultur besser kennenzulernen. Der Stil des Teehauses gefällt mir sehr gut."

Als ein Schaufenster der chinesischen Teekultur und traditioneller Künste zieht das Lao She-Teehaus sowohl normale Touristen als auch viele Prominente aus dem Ausland an. Das Teehaus hat seit seiner Eröffnung über 60 ausländische Staatsoberhäupter und Regierungschefs empfangen, darunter der ehemalige US-Präsident George Bush, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger oder der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl, um nur einige zu nennen.

Das Lao She-Teehaus ist in die Hände der zweiten Generation des Unternehmens übergeben worden. Generaldirektorin Yin Zhijun, die Tochter des Unternehmengründers Yin Shengxi, strebt eine noch große Entwicklung ihres Teehauses an. Zum Teehaus gehören heute auch ein Teeladen und ein Restaurant. Das Teehaus kann den verschiedendsten Kundenbedürfnissen nachkommen.

In der ersten Etagge wird weiterhin für zwei "Fen" Tee in großen Tassen angeboten, um den Durst der Gäste zu stillen. Zwar macht man heute damit keinen Profit mehr, aber das Teehaus will an dieser Tradition festhalten, um die menschliche Wärme des Unternehmens zu zeigen.

In der zweiten Etagge des Teehauses sind luxuriöse Teestuben untergebracht. Dort kann man sich in einer gemütlichen und ruhigen Atmosphäre mit Freunden unterhalten und Tee trinken.

Die in diesem Sommer in Beijing stattfindenden Olympischen Sommerspiele bieten dem Lao She-Teehaus eine einmalige Chance. Yang Xinyu, Assistent der Generaldirektorin des Lao She-Teehauses über den Entwicklungsplan seines Unternehmens:

"Wir werden uns in Zukunft weiterhin für die Verbreitung der traditionellen Kultur einsetzen, indem wir Filialen in Beijing und in anderen Landesteilen eröffnen. Für dieses Jahr ist die Eröffnung einer weiteren Filiale in Beijing geplant."

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