Wenige Tage zuvor verbrachte ein Schweizer mit Nachnamen Meyrat eine halbe Stunde am Kassenschalter, um Mitglied des NCPA-VIP-Clubs zu werden. Er kaufte zwei Karten für ein chinesisches Stück, das im Februar vom Shanghaier Zentrum für Darstellende Kunst aufgeführt wird. Als regelmäßiger Theaterbesucher, der gerade bei einer internationalen Organisation in Beijing zu arbeiten angefangen hat, sagte Meyrat, dass er mag, was er in dem neuen eiförmigen Zentrum gesehen hat.

"Ich habe noch nicht das ganze Gebäude gesehen, aber ich bin von der Architektur beeindruckt. Es ist eines der besten Schauspielhäuser der Welt", sagte er. "Es ist ein Jammer, dass alle Aufführungen im Januar bereits ausverkauft sind."

Hunderte Besucher sind über die Neujahrsfeiertage zum NCPA geströmt. Sie sind um das "Ei", das von Wasser umgeben ist, herumspaziert, haben die Galerien besucht, Fotos gemacht und die Informationsmaterialien studiert, aber zu ihrer großen Enttäuschung waren alle Veranstaltungen im Januar ausverkauft.

"Es ist schade", sagt Yang Hong, eine Lehrerin in ihren 30ern, die ihren Vater begleitete, um Eintrittskarten für eine Pekingopern-Aufführung zu kaufen, aber sie mussten mit leeren Händen wieder gehen. "Nächstes Mal werde ich im Internet nachsehen und versuchen, im Vorhinein zu buchen."

Mehr als 50 Menschen campierten die ganze Nacht vor dem Kartenschalter, um Karten für das Konzert am 1. Januar zu bekommen.

Zum Auftakt hatte Seiji Ozawa am 31. Dezember und 1. Januar den Dirigentenstab des Nationalen Symphonieorchesters in die Hand genommen, wobei der hervorragende Pianist Lang Lang, der russische Violinist Vadim Repin, die amerikanische Sopranistin Kathleen Battle und der chinesische Organist Shen Fanxiu ebenfalls auftraten.

"Ich bin in China geboren, daher ist es etwas Besonderes für mich, das erste Neujahrskonzert im Nationalen Zentrum für Darstellende Kunst zu dirigieren", sagte der 72-jährige Ozawa. "Ich bin sogar schon vor zwei Jahren hierher gekommen, um den Baufortschritt zu sehen, und das Konzert zu besprechen. Es ist eine eindrucksvolle Architektur. Ich weiß, dass Chinesen große Dinge bauen, so wie die Große Mauer, aber das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Ich habe noch nie so eine große Orgel gesehen."

Chen Zuohuang, musikalischer Direktor des NCPA, lobte das Neujahrskonzert, bei dem Musiker aus Japan, Russland, den USA und China auftraten.

"Sie repräsentieren die verschiedenen Kulturen und künstlerischen Stile, aber insgesamt ist es Prestige für das NCPA", meinte Chen. Er sagte, dass Ozawa seine Termine mehrmals verschoben habe, um dieses Konzert möglich zu machen. Chen sagte, dass Ozawa gesundheitlich angeschlagen war, aber dies weder seiner Frau noch seinem Doktor mitteilte, damit sie ihn nicht von seinem Kommen abhalten.

Alle Musiker waren von dem neuen Theater beeindruckt. "Das Ei ist ein phänomenales Gebäude, besonders das Wasser draußen. Die Atmosphäre innen ist sehr angenehm und die Künstler haben engen Kontakt mit dem Publikum", sagte der Violinist Repin.

"Es ist absolut wunderbare, fantastische Architektur. Es ist schön, nicht nur anzusehen, sondern auch die Akustik", sagte die Sopranistin Battle. "Es ist mein vierter Besuch in Beijing, aber dieses Mal war das Beste. Ich fühle mich so geehrt, hier mit diesen großen Künstlern aufzutreten. Zu Hause in New York spricht jeder über China und die Olympischen Spiele 2008."

Lang Lang spielte beim Neujahrskonzert Beethovens Chorfantasie in C-Moll und hielt eine öffentlich zugängliche Meisterklasse ab.

Chen sagte, er war ganz begeistert, als er erfuhr, dass Ozawa die Chorfantasie mit Lang Lang spielen werde, denn elf Jahre zuvor, als Chen erster künstlerischer Direktor des Nationalen Symphonieorchesters China war, hatte er Lang Lang eingeladen, das Stück beim ersten Konzert des Orchesters zu spielen. "Damals war Lang Lang ein viel versprechender 14-Jähriger. Heute ist er ein weltberühmter Pianist. Ich hoffe, das wird dem neuen NCPA Glück bringen", sagte Chen.

Lang Lang sagte im Rückblick auf dieses Konzert: "Ich erinnere mich, dass es erst das dritte Mal war, dass ich mit einem Orchester spielte, aber Dirigent Chen glaubte an mich, und ließ mich auftreten."

"Jetzt, elf Jahre später, bin ich erfahrener und verstehe die Musik besser und vielleicht wird mir das neue NCPA etwas Neues geben, wenn ich es spiele."

Lang Lang erzählte, dass er und Ozawa beide in der chinesischen Stadt Shenyang geboren sind, und er glaube, dass diese Verbindung der Chemie auf der Bühne geholfen hat.

Hunderte Kinder und ihre Eltern kamen zur Meisterklasse von Lang Lang und sie war damit das best besuchte Kurs, den das NCPA organisiert hat. "Ausbildung ist wichtig bei der Förderung klassischer Musik", betonte Lang Lang. "Viele prestigeträchtige Veranstaltungsorte im Ausland wie die Carnegie Hall bieten jede Saison erstklassige Ausbildungskurse. Ich habe gehört, dass das NCPA jedes Jahr rund 300 Ausbildungsveranstaltungen organisieren will. Das ist wirklich gut."

"Ich denke, die Musiker sollten beim Unterricht flexibel sein, ihre persönlichen Gefühle für Musik weitergeben und die Kinder dazu ermuntern, Musik zu genießen."

Zwischen Ozawas Neujahrskonzert und Lang Langs Liederabend am 2. Januar, war Kiri Te Kanawa der erste ausländische Opernstar, der im NCPA gesungen hat. Te Kanawa bot dem Publikum 21 aufregende Lieder und eine Zugabe.

"Wir haben mehr als 20 Jahre gewartet, um Te Kanawa live in China zu hören", sagte der Musikkritiker Chen Li. "Ihre Stimme ist so natürlich und zart. Sie versucht niemals der Aufführung wegen, dramatisch zu sein, aber sie ist immer so berührend."

Te Kanawa sagte, dass, obwohl sie schon oft aufgetreten ist, ihr Debüt in Beijing etwas Besonderes ist. "Ich habe mich schon lange darauf gefreut, nach China zu kommen. Jetzt bin ich wirklich glücklich, in diesem fantastischen Theater zu singen, das der Rest der Welt bald zu sehen bekommen wird. Ich habe das Programm für die Konzerte sorgfältig ausgewählt und genieße es wirklich, für meine Fans hier zu singen", betonte sie.