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German Center bringt Mittelständler auf Erfolgsweg in China
   2007-12-26 15:14:12    Seite drucken   cri

Vor kurzem haben China und Deutschland das 35-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen gefeiert. Die chinesisch-deutschen Beziehungen haben sich in den vergangenen 35 Jahren in vielen Bereichen entwickelt, vor allem in der Wirtschaft und im Handel. Doch wie gestalten sich eigentlich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland vor Ort, das heißt, in China? Zum Alltag der chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen, zur Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft und zu den aktuellen Trends haben wir den Geschäftsführer des German Center in Beijing Leif Göritz befragt.

Das German Center befindet sich im elften Stock des Landmark Tower 2 im Beijinger Geschäfts- und Botschaftsbezirk Chaoyang. Hier vor Ort liegt das Zentrum an einer entscheidenden Schnittstelle zwischen China und Deutschland. Grund dafür sind die sich seit 35 Jahren schnell entwickelnden Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Der Startschuss für die Arbeit des German Centers erfolgte im Jahr 1999. Inzwischen gibt es zwei solcher Einrichtungen in China, eines in Beijing und eines in Shanghai. Das German Center Beijing ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Neben der Niederlassung in Beijing gibt es auch ein German Center in Mexiko-Stadt sowie in Singapur. Das Team in Beijing unter der Leitung von Leif Göritz hat eine Infrastruktur geschaffen, die über klassische Finanz- und Beratungsdienstleistungen hinausgeht. Die Einrichtung hilft kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Deutschland in China auf den Erfolgsweg. Dazu der Geschäftsführer des German Center, Leif Göritz:

"Das heißt, als German Center sind wir eine Art Inkubator, ein Brutkasten für mittelständische Unternehmen, denen wir, angefangen von kleinsten Büroflächen, über die Beschaffung von Kontakten und notwendigen Ansprechpartnern bis hin zum tatsächlichen Setup, wo wir dann zumindest auch unterstützend tätig sind, helfen, den Weg in den chinesischen Markt zu ebnen."

Seit Beginn der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik Anfang der 1980er Jahre kamen aufgrund der positiven Bedingungen für Investoren und wegen des Bedarfs an ausländischer Technik und Know-how zahlreiche deutsche Unternehmen nach China.

Waren es zunächst vor allem große Firmen, die den Schritt nach China wagten, folgten ihnen besonders seit den 1990er Jahren auch mittelständische und kleine Unternehmen. Letztere sind, so Göritz weiter, meist hoch spezialisiert, verfügen über spezifische Hochtechnologien und können dadurch bestimmte Nischen im Markt besetzen.

"99 Prozent der deutschen Unternehmen sind mittelständische Unternehmen beziehungsweise Familienunternehmen, die teilweise vielleicht sogar größer sind. Diese Unternehmen machen aber ganz klar die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft aus, und es ist sehr wichtig für die Entwicklung der deutsch-chinesischen Beziehungen, dass diesen Unternehmen stabile Rahmenbedingungen in China geschaffen werden. Auch ist es wichtig, dass man mit Maßnahmen in China darauf abzielt, diesen Firmen hier ein Klima zu schaffen, damit diese Firmen in China investieren."

Seit seiner Öffnung hat China einiges getan, um auf dem chinesischen Markt gute Bedingungen für ausländische Investoren zu schaffen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere der für mittelständische Investoren, hat sich erheblich verbessert. Vor allem in den Küstenregionen werden diese rechtlichen Rahmen inzwischen auch tatsächlich umgesetzt. Das hat auch gute Gründe, denn China und Deutschland sehen sich gegenseitig als wichtige Partner, deren Entwicklungen Hand in Hand gehen.

Doch das Investitionsverhältnis ist inzwischen keine Einbahnstraße mehr. China, mittlerweile auch ein Land mit kapitalstarken Firmen, beginnt, in internationale Märkte zu investieren, so auch in Deutschland. Dazu Leif Göritz:

"Bisher sind die chinesischen Investitionen auf dem deutschen Markt auf einem sehr geringen Niveau. Ich denke, das wird in den nächsten Jahren zunehmen, weil man natürlich versucht, sich Schlüsseltechnologien zu sichern. Man will sich, sobald man den lokalen Markt hier in China bearbeitet hat, als chinesisches Unternehmen auch zukünftig als internationales Unternehmen positionieren. Dafür braucht man den deutschen Markt. Deutschland ist die Drehscheibe Europas. Das heißt, generell sucht man an verschiedenen Punkten in Deutschland nach chinesischen Investoren. Es gibt mittlerweile auch chinesische Investitionszentren, wo man ganz gezielt versucht, chinesische Investoren zu animieren, in Deutschland zu investieren."

Dass es bei der Arbeit zwischen Chinesen und Deutschen manchmal auch zu Schwierigkeiten und Missverständnissen kommt, ist aufgrund der kulturellen Unterschiede nur verständlich.

Leif Göritz zufolge handelt es sich bei dieser Herausforderung um einen Brückenschlag zwischen den kulturellen Gegebenheiten und den Mentalitäten der Mitarbeiter. Auf dem internationalen Markt ist es für beide Seiten wichtig, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Diese müssen nicht nur den jeweiligen Arbeitgeber, sondern auch die jeweiligen Kunden verstehen und erfolgreich bedienen können. Leif Göritz konnte dazu folgendes berichten:

"Der Umgang mit Problemen zum Beispiel. In der westlichen Kultur werden Probleme sehr offen, sehr geradlinig angesprochen. Hier in China versucht man, ersteinmal ein Problem von allen Seiten zu beleuchten und versucht dann, einen Weg herum um das Problem zu finden, aber vielleicht nicht direkt das Problem zu konfrontieren. Insofern gibt es da schon so den einen oder anderen Unterschied in der Kultur."

Zur Ausbildung von qualifiziertem Personal sind von beiden Seiten über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Austauschprogramme initiiert worden, welche Sprach- und Praxisausbildung miteinander verbinden. Leif Göritz hat selbst an so einem Programm teilgenommen.

Das chinesische Wirtschaftswachstum ist jedoch bisher weitestgehend auf die Küstengebiete Chinas beschränkt. Die chinesische Regierung bemüht sich daher seit ein paar Jahren, ausländische Investoren stärker in die innerländlichen Regionen bis in die entlegene Autonome Region Xinjiang zu holen.

Die Entwicklung der Infrastruktur ist dabei ein wesentlicher Faktor. Namhafte deutsche Unternehmen waren beispielsweise am Bau der Tibet-Eisenbahn mit der Bereitstellung von Leit- und Signaltechnik beteiligt. So sind es zunächst wieder die großen Unternehmen, die die Vorhut bilden und den Boden bereiten. Doch wenn erst einmal die Infrastruktur ausgebaut ist, so die Hoffnung Leif Göritzs, werden auch kleine und mittelständische Firmen dorthin folgen.

"Die chinesische Regierung hat sehr erfolgreich einige Industriecluster im Westen etabliert. Das heißt, für Unternehmen, die in diesen Industrieclustern arbeiten, ist es interessant, wenn sie die notwendigen China-Erfahrungen haben und dann auch diesen Clustern folgen und dort weiter investieren. Ein anderer wichtiger Punkt ist: die Faktorkosten werden hier an der Küste teurer. Das heißt, dass, wenn man Unternehmen dahingehend überzeugen kann, dass man diese Faktoren im Westen günstiger bekommen kann, dort auch ein weiterer Anreiz für Unternehmen gegeben ist, um im Westen zu investieren."

Geographisch lässt sich das Geschäft für deutsche Unternehmen in China also noch durchaus erweitern. Doch auch zu dem auf dem 17. Parteitag der KP China beschlossenen Wandel der Wirtschaftsstruktur hin zu einer innovativen, dienstleistungsorientierten und umweltfreundlichen Ausrichtung des Wirtschaftswachstums können gerade deutsche mittelständische Unternehmen beitragen. Dazu noch einmal Leif Göritz:

"Wir Deutsche haben in den vergangenen 30 Jahren Verfahren entwickelt, um Industrieanlagen sauberer zu machen. Wir haben Verfahren entwickelt, um verseuchte Gewässer durch Kläranlagen und durch entsprechende Filteranlagen, durch die Nutzung von alternativen Energien, durch die Nutzung von sauberen Energieformen, wieder verwendbar zu machen. Ich denke, dass da sehr deutliches Potential für die deutsch-chinesische Partnerschaft ist."

Die Grenzen des Wachstums in der chinesisch-deutschen Wirtschaftskooperation sind also noch längst nicht erreicht.

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