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Unvergessliche Szenen erinnern an Haiku
   2007-12-21 17:10:09    Seite drucken   cri
Die Silhouette eines einzelnen gewundenen Baumes hebt sich gegen den strahlenden Himmel ab, Schilf bewegt sich im Nebel, Vögel kreisen über einer Herde Schafe, eine kurvige Straße in Richtung Sonnenuntergang. Jedes Bild ist wunderbar und genügt sich selbst.

Ein Sinn von Ruhe, Perfektion und Zeitlosigkeit durchzieht die Werke von Michael Kenna, einer der Spitzen-Landschaftsfotografen der Welt. Alle Werke sind im Format 20 mal 20 cm, schwarz-weiß, sorgfältig gearbeitet und ausgewogen. Einige der Werke sind Nocturnes, Nachtbilder, für die er berühmt ist.

Kennas Einzelausstellung wird im Shanghaier Kunstmuseum präsentiert.

Zwei der Fotografien von China zeigen den Fluss Lijiang in der Autonomen Region Guangxi Zhuang mit den Bergen in Giulin im Hintergrund.

Der 55-jährige Kenna vergleicht seine Werke mit dem Haiku, eine minimalistische japanische lyrische Versform bestehend aus 17 Silben, deren Inhalt typischerweise die Natur und die Jahreszeiten beschreibt.

Er scheint die Essenz des Zen erfasst zu haben.

"Ich bin durch die japanische Ästhetik beeinflusst", so Kenna, der in England geboren ist, doch viele Jahre in Japan gelebt hat. "Ich habe ein tiefes Verständnis für das Zusammenspiel von Schwarz und Weiß, Existenz und Nichts erlangt." Der Raum und das Nichts sind kraftvolle Elemente ? ein paar Pfahle in einem See, ein japanisches Schrein-Tor, das im Schilf zu versinken scheint.

"Ich beschreibe nicht, was ich sehe", erklärt er mit Verweis auf einige seiner Bilder. "Stattdessen neige ich dazu, ein oder zwei Elemente anzudeuten als Auslöser für Imagination."

Es sind perfekte Szenen, die geradezu darauf warten, dass der Betrachter in sie hineingeht.

"Wenn jemand die Bühne betritt, ist alle Konzentration auf ihn gerichtet. Insofern möchte ich Raum schaffen für die Betrachter, damit sie in die Lage versetzt werden, sich vorzustellen, dass sie derjenige sind, der auf der Bühne steht ? meine Fotos sind die Szenen ihres Skriptes", erklärt Kenna.

Der 1953 in England geborene Kenna absolvierte das London College of Printing mit einem Abschluss in Graphikdesign und Werbefotografie. Die Elemente des Graphikdesigns sind auf seinen Fotos erkennbar.

Mit dem Jahr 1980 begann er eine große Bandbreite an Fotos von Kernkraftwerke, die wie Kunstwerke aussehen, zu machen, oder von einem leeren Kinderspielplatz, von bei Nacht glänzenden Zugschienen, die zusammenlaufen, von sorgfältig angelegten Gärten und Grünanlagen, von Brücken, Stahlkonstruktionen, von Gebäuden des Konzentrationslagers in Auschwitz u.a.

"Ich mache viele Male Fotos von denselben Orten und denselben Objekten", sagt er.

Er ist weit davon entfernt, simple Abbilder zu machen. Dokumentation muss in seinen Augen mit persönlichen ästhetischen Elementen kombiniert werden.

"Das Ergebnis ist Interpretation, und das Objekt ist Ausdruck eines Laufes von Veränderung durch das rationale Filtern, nicht durch die Kopie oder das Abbild."

Insofern wird selbst der "teuflische Ort" Auschwitz in eine klare und nüchterne geometrische Struktur der Schönheit verwandelt, in der es keine Traurigkeit oder Angst gibt. Die Objekte bleiben dieselben, doch der Kampf, die Schmerzen und Tränen haben sich in friedliche und harmonische Landschaften aufgelöst.

Kenna fotografiert Objekte, die nicht an sich auf schöne Weise schön sein mögen. Er wählt sorgfältig aus, was er in der "Realität" braucht.

In den "Natur"-Fotos der Ausstellung gibt es keine Gebäude, Zäune oder künstliche Objekte zur Indikation von Zivilisation. Es gibt keine Anzeichen von Zeit. Die Bilder werden zu abstrakten Signalen, ohne Vergangenheit oder Zukunft. Zeit "existiert" nicht länger.

Überwältigende dunkle Schatten und leuchtende Himmel - mit Licht von allen Seiten - sind kraftvolle Elemente.

Er ist außerdem weit bekannt für Nachtfotografie und langzeitig belichtete Fotografien. Er ist meistens fasziniert von unvorhersehbaren Dingen, wenn er bei Nacht fotografiert, weil das weiche und matte Licht, die zahlreichen Schichten und Formen, alles mysteriös machen.

"Man kann Dinge einfangen, die bei Tag nicht wahrgenommen werden, beispielsweise ein automatisches Bewässerungssystem", erzählt er. "Manchmal ermöglicht eine 10-stündige Belichtung es, solche Dinge einzufangen, die nicht vom menschlichen Auge eingefangen werden können."

Wenn seine Kamera bei Nacht arbeitet, bleibt Kenna meistens in seinem Auto oder sitzt auf einer Parkbank.

"Ich habe einen leichten Schlaf, da ich manchmal Angst habe, dass das Licht eines Dynamos ein perfektes Foto ruinieren können", sagt er.

Doch warum kleine Fotos?

"Ich habe einige große Fotos aufgenommen, doch habe sie vernichtet", antwortet er. "Auch wenn manche sie mögen - sie sind nicht mein Stil."

Ungeachtet der Trends und Neuerungen in der Fotografie erklärt Kenna, dass er seine tiefe und ruhige Welt mit "niemanden sonst darin" bevorzugt.

Datum: bis 23. Dezember, 9:00-17:00 Uhr

Adresse: 325 Nanjing Rd W

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