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Auch Verlieren will gelernt sein
   2007-12-17 15:20:14    Seite Drucken    cri

Wir haben inzwischen in den vergangenen Wochen bereits oft festgestellt, dass auch Olympia-Legenden in erster Linie Menschen sind. Auch sie haben Schwächen, Fehler und so manchen Spleen. Und, die Geschichte zeigt, dass auch Athleten, die die Erfahrung, dass man nicht immer gewinnen kann, eigentlich in ihrer Karriere öfter machen müssten, manchmal ganz schlechte Verlierer sein können.

Paul Griffin gehörte beispielsweise zu denen, mit denen ihr Temperament durchzugehen drohte. Bei den Spielen 1992 in Barcelona wurde der irische Federgewichtsboxer Paul Griffin von Steven Chungu aus Sambia zu Boden geschlagen. Als der Ringarzt den Kampf dann auch noch abbrach, war es mit Griffins Beherrschung vorbei. Wütend sprang er auf, er musste von mehreren Personen zurückgehalten werden, sonst hätte er vermutlich den Kampf gegen den Ringarzt fortgesetzt.

Andere Boxer versuchten mit nicht ganz lauteren Mitteln zu verhindern, überhaupt zu Verlierern zu werden. Der Mittelgewichtsboxer Roger Brousse verließ sich in seinem Kampf bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris auf seine Zähne. Immer wieder biss er seinen Gegner, den Briten Henry Mallin, in die Brust. Am Ende sah es zunächst danach aus, als hätte Brousse mit seiner Taktik Erfolg gehabt. Die Kampfrichter sprachen den Sieg nach Punkten Brousse zu. Mallin war ausgesprochen empört über diese Entscheidung. Schließlich präsentierte er den Offiziellen seine frischen Bisswunden auf der Brust. Die Entscheidung wurde zurückgenommen und Mallin gewann den Kampf.

1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit war es aber ein Engländer gewesen, der sich nicht wie ein Gentleman verhielt. Launceston Elliot hatte bei den Spielen in Athen bereits die Goldmedaille im Ein-Hand-Gewichtheben gewonnen. Nun wollte er im griechisch-römischen Ringen noch eine oben drauf setzen. Der britische Hüne Elliot trat im Superschwergewicht an. In seinem Kampf traf er ausgerechnet auf den späteren Olympiasieger Carl Schuhmann aus Deutschland. Er verlor. Elliot war außer sich und behauptete, seine Schultern hätten die Matte nicht berührt. Er geriet derart in Rage, dass man ihn aus der Halle geleiten musste.

Ein weiterer starker Mann verlor bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Beherrschung. Der sowjetische Gewichtheber David Rigert war als Favorit in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm nach München gereist. Doch dann passierte das Unfassbare. Er schied aus, ohne dass er überhaupt in die Nähe der Medaillenränge gekommen war. Rigert strafte sich selbst für seine Niederlage auf schockierende Weise. Vor den Augen der Zuschauer lief er noch in der Halle mit dem Kopf gegen die Wand und riss sich mehrere Haarbüschel aus. 1976 bewies er, dass wenigsten seine sportliche Leistungsfähigkeit unter diesen persönlichen Strafaktionen nicht gelitten hatte. Bei den Spielen in Montreal sicherte sich Rigert 1976 die Goldmedaille.

David Hunt und Alan Warren versuchte nach einer Niederlage zwar nicht, sich selbst zu beschädigen, dafür aber ihr Sportgerät. Die beiden Athleten aus Großbritannien hatten bei den Spielen von München 1972 die Silbermedaille im Segeln in der Tempest-Klasse errungen. In Montreal bei den Olympischen Spielen 1976 lief es allerdings für die beiden nicht gut. Sie konnten keine Medaille ersegeln. Tief enttäuscht zündeten Hunt und Warren daraufhin kurzerhand ihr Boot an.

Aber es soll hier kein falscher Eindruck entstehen, nicht nur Männer konnten mit Niederlagen oder erfolgreichen Konkurrenten nicht so richtig gut umgehen. Die amerikanische Schwimmerin Amy van Dyken vergaß bei den Olympischen Spielen in Sydney kurzzeitig auch alle Regeln des Sportsgeistes und des Anstandes. Amy van Dyken war bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta der Star gewesen. Als erste Amerikanerin hatte sie viermal olympisches Gold gewinnen können, sie war der Liebling der USA. In Sydney war ihr Stern aber bereits wieder am Sinken, Inge de Bruijn hieß die Wunderschwimmerin dieser Spiele. Die Holländerin hatte bereits drei Goldmedaillen in Weltrekordzeit gewonnen, als es über die 50-Meter-Freistil mal wieder gegen van Dyken ging. Van Dyken wollte wenigstens über diese Distanz ihre Goldmedaille verteidigen. Vor dem Finallauf beugte sie sich also über die Bahnmarkierung und spuckte in de Bruijns Bahn. Falls de Bruijn es überhaupt wahrgenommen hatte, irritierte es sie offensichtlich wenig. De Bruijn legte wieder eine überragende Leistung vor und gewann ihre vierte Goldmedaille bei diesen Spielen. Van Dyken hatte ihre unschöne Aktion kein Glück gebracht, sie ging leer aus. Sie hätte besser daran getan, von Ragnhild Hvegers Erfahrungen zu lernen. Die deutsche Schwimmerin hatte ihrer Hauptkonkurrentin zwar nicht in die Bahn gespuckt, aber auch sie hatte sich nicht gerade sportlich fair verhalten. Vor dem Finallauf über 400-Meter-Freistilschwimmen bei den Spielen 1936 in Berlin hatte Hvegers allen Schwimmerinnen eine Praline angeboten, ihrer stärksten Konkurrentin, die im Übrigen auch aus Holland stammte, nicht. Auch in diesem Fall revanchierte sich die Holländerin in der Bahn, sie holte Gold. Hveger bekam immerhin noch Silber, aber sie hatte ja auch nicht gespuckt.

Aber das war noch längst nicht alles, was Olympioniken so aufgeboten haben, um ihren Frust oder den Konkurrenzdruck abzubauen.

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