Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

China: Konsum zunehmend Motor des BIP
   2007-12-13 16:48:53    Seite drucken   cri
Als das staatliche chinesische Statistikamt im Oktober die Zahlen zum Konsum in den ersten drei Quartalen des Jahres bekannt gab, waren viele Menschen überrascht festzustellen, dass der Konsum eine immer bedeutendere Rolle im Wachstum der chinesischen Wirtschaft spielt.

Auch die Zahlen für den Monat Oktober bestätigen mit einem weiter steigenden Absatz im Einzelhandel die Rolle des Konsums.

Allerdings müsse China einige systematische Änderungen vornehmen, wenn das Land diesen Trend beibehalten wolle, meinen Analysten.

Der Absatz des chinesischen Einzelhandels wuchs in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 15,9 Prozent. Im September lag die Wachstumsrate bei 17 Prozent. Im Oktober beschleunigte sich der Absatz des Einzelhandels sogar auf 18,1 Prozent und hob damit die Wachstumsrate für den Zeitraum zwischen Januar und Oktober auf 16,1 Prozent an, eine Wachstumsrate, die das Land seit einem Jahrzehnt nicht mehr erreicht hat und die der Öffentlichkeit und den Ökonomen Vertrauen in ein ausgeglicheneres, von Investitionen, Export und Konsum getragenes Wachstum gibt.

Der Inlandskonsum habe stärker zum Wirtschaftswachstum beigetragen, als die Nachfrage aus dem Ausland, hatte Li Xiaochao, Sprecher des Statistikamtes, bei der Veröffentlichung der gesamtwirtschaftlichen Statistiken für die ersten drei Quartale des Jahres erklärt.

Nach Lis Angaben habe der Konsum 37 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen, während die Auslandsnachfrage beziehungsweise die Nettoexporte, nur 21,4 Prozent ausgemacht hätten. 41,6 Prozent des BIP stammten aus Investitionen. Dies widerspricht dem weit verbreiteten Eindruck, dass Investitionen und Exporte die Hauptkräfte hinter dem chinesischen Wirtschaftswachstum sind.

Die Importe wüchsen schneller als die Exporte und würden auf diese Weise zu sinkenden Nettoexporten führen, erklärt Hua Min, Mitarbeiter an dem Institut für Weltwirtschaft an der Shanghaier Fudan Universität.

Im September seien Chinas Exporte im Jahresvergleich um 30,6 Prozent gestiegen, während die Importe um 22 Prozent zugenommen hätten. Im Oktober hätten die Wachstumsraten 22,3 Prozent beziehungsweise 25,5 Prozent betragen, was auf ein beschleunigtes Wachstum der Importe hinweise.

"Wir denken, dass die Nettoexporte rund 26 Prozent zu den 11,5 Prozent (BIP) Wachstum (in den ersten drei Quartalen) beitragen werden. Wir denken, dass die Investitionen in diesem Jahr rund 44 Prozent zum Wachstum beitragen werden", meint Stephen Green, führender Ökonom bei der Standard Chartered Bank (Asia). Nach diesen Angaben wird der Konsum 30 Prozent des Wachstums ausmachen.

"Es ist eine Illusion, dass die Chinesen nicht konsumieren", sagte Green gegenüber der China Daily weiter.

"Dies ist eine gesunde Entwicklung", meint Shi Jianhuai, Ökonom an der Wirtschaftsfakultät der Peking Universität. "Wir können in einer so großen Volkswirtschaft wie China nicht von der Nachfrage aus dem Ausland (für das Wirtschaftswachstum) abhängig sein." Es werde zu weiteren Handelsstreitigkeiten führen, wenn China sich weiterhin auf den Export verlasse, um sein Wirtschaftswachstum anzutreiben, glaubt Shi.

Chinas BIP hat im vergangenen Jahr 21,09 Billionen Yuan (1,9 Billionen Euro) erreicht, 11,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Land hat in den Jahren 2003 bis 2005 rund 13,8 Prozent zum weltweiten Wirtschaftswachstum beigetragen und ist damit die zweitgrößte Antriebskraft nach den USA, die für 29,8 Prozent verantwortlich zeichnen, geht aus Berechnungen des chinesischen Statistikamtes auf Grundlage von Statistiken der Weltbank hervor.

Dennoch sieht sich China in den vergangenen Jahren regelmäßig Dumpinguntersuchungen gegenüber und steht unter Druck, seine Währung aufzuwerten, um den Handelbilanzüberschuss des Landes zu reduzieren.

"Das starke Wachstum des Einzelhandelabsatzes wird vermutlich anhalten", meint Shi.

Der Anstieg des Yuan werde zu einer Verminderung der Exporte führen und China werde seinen Schwerpunkt schrittweise auf die Inlandsnachfrage verlagern, erklärte Shi weiter.

"Wir erwarten, dass die Regierung weitere konsumfreundliche Maßnahmen einführt, um die Wachstumsrate des Konsums in der Zukunft noch zu steigern", pflichtet Shen Minggao bei, Wirtschaftswissenschaftler der Citigroup in Beijing.

Allerdings sieht sich die chinesische Wirtschaft auch einigen Herausforderungen gegenüber. Der Konsum werde zwar weiterhin steigen, aber nur langsam, da die Öffentlichkeit nach wie vor über Ausgaben in den Bereichen soziale Absicherung, Gesundheit, Bildung und Wohnraum besorgt sei, meinen Analysten. Aufgrund dieser Unsicherheiten zögen es viele Menschen vor, zu sparen, statt zu konsumieren.

China bleibt auch weiterhin ein Entwicklungsland mit einem vergleichsweise geringen Pro-Kopf-Einkommen, welches keine starke Stütze für den Konsum bilden könne, sagt Hua von der Fudan Universität. Darüber hinaus müsse die chinesische Regierung erst noch angemessene öffentliche Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit zur Verfügung stellen. Außerdem würden es die Menschen vorziehen, in Hinsicht auf steigende Ausgaben in der Zukunft Geld zu sparen.

Die Regierung erklärte, sie werde diese Probleme unter anderem durch den Bau von günstigem Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen angehen.

Ein weiterer Faktor, der den Konsum beschränken könnte, seien die sich ausweitenden Einkommensunterschiede, da ein großer Teil der Bevölkerung nur über geringe Einkommen verfüge. So besaßen auf dem Land lebende Menschen in China im Jahr 2006 zum Beispiel durchschnittlich nur ein Drittel des Einkommens über das Städter verfügen.

Das Land sollte erwägen, der Entwicklung von arbeitsintensiven Industrien Vorrang einzuräumen, um die Einkommensunterschiede zu verringern, schlägt Hua vor. Kapitalintensive Industrie und Industrie der Hochtechnologie benötigten in der Regel nur eine vergleichsweise geringe Zahl an Arbeitskräften. "Arbeitsintensive Industrien sind für China zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt womöglich die bessere Wahl", sagt Hua.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)