Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Mehr Patzer bei den Spielen
   2007-12-10 13:06:24    Seite Drucken    cri

In der vergangenen Woche haben wir Ihnen bereits einige Erlebnisse vorgestellt, an die sich die betroffenen Athleten sicher weniger gern zurückerinnern. Und es waren keineswegs immer die Neulinge oder die weniger bekannten oder weniger erfolgreichen Athleten, denen Missgeschicke widerfuhren. Und manchmal sorgten nicht die Athleten, sondern die Organisatoren für unangenehme Erinnerungen. Wie im Falle von Erika Salumäe. 1992 gewann die Athletin im 1.000-Meter-Radsprint der Frauen die Goldmedaille. Für die junge Republik Estland, die nach dem Zerfall der Sowjetunion erst im Jahre 1991 ihre Souveränität wiederhergestellt hatte, war dies ein großer Moment. Die Organisatoren der Olympischen Spiele hatten sich offensichtlich noch nicht ausreichend mit den politischen Veränderungen dieser Zeit und den neuen Staaten befasst. Daher machten sie diesen triumphalen Moment in Salumäes Karriere zu einem peinlichen Ereignis. Sie zogen die estische Flagge nämlich verkehrt herum auf. Im Nachhinein konnte Salumäe darüber sicher schmunzeln, denn an der Medaille für Estland und für sie konnte dieser Fauxpas ja nichts ändern.

Ingemar Johansson hat dagegen vermutlich gar nicht gelacht, er hatte auch wahrlich keinen Grund zu lachen. Denn er hat den beschämendsten Moment seiner Karriere ganz allein selbst zu verantworten. 1952 nahm der Schwede Johansson am Boxwettkampf der Olympischen Spiele von Helsinki teil. Er erreichte das Finale. Hier, in diesem Kampf um Gold und Silber, traf der Schwede auf Ed Sanders aus den USA. Johansson wirkte in diesem Finale wie ausgewechselt. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, er habe sich in der Sportart geirrt. Denn der sonst durchaus schlaggewaltige Boxer mit dem aussagekräftigen Spitznamen Thors Hammer wich kontinuierlich zurück. Er versuchte ausschließlich die Deckung hochzuhalten und wagte keinen Angriff. Er brachte kaum einen Schlag an. In der zweiten Runde disqualifizierten ihn die Kampfrichter schließlich wegen Passivität. Für den Boxsport war dieser Auftritt unbeschreiblich peinlich, vor allem da Johannsen in der Königklasse, dem Schwergewicht, kämpfte. Trotz seiner Disqualifizierung hatte Johansson olympisches Silber gewonnen. Erst 1981 konnten sich die Verantwortlichen allerdings dazu durchringen, ihm für diesen unerhörten Auftritt bei den Spielen die Silbermedaille auszuhändigen. Sein Können hatte Johansson allerdings 1959 bereits unter Beweis gestellt. In einem guten Kampf schlug er den Titelverteidiger Floyd Patterson k.o.. Er wurde Schwergewichtsweltmeister. Patterson bezeichnete Johansson später als denjenigen seiner Gegner, der über die größte Schlagkraft verfügte. Hätten das die olympischen Kampfrichter gehört, sie hätten es vermutlich kaum glauben können.

Ein deutscher Olympionike konnte die Scharte seines Patzers nie wieder ausmerzen. Die Rede ist vom tragischen Helden Jürgen Hingsen. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul ruhten die deutschen Medaillenhoffnungen im Zehnkampf auf Hingsen. Und es waren nicht nur Hoffnungen, denn auch die Experten werteten Hingsen als den Favoriten für die Olympische Goldmedaille. Am 28. September begann der Zehnkampf mit dem 100-Meter-Lauf. Hingsen legte gleich mal einen Frühstart hin. Die Offiziellen lasen das Protokoll falsch und verwarnten statt Hingsen den Russen Pawel Tarnowetsky. Aber Hingsen startete auch beim zweiten Versuch wieder zu früh. Der dritte Startversuch missglückte erneut, wieder war es Hingsen, der den Start verpatzte. Der vierte Start war Hingsens letzte Chance und er nutzte sie nicht. Wieder legte er einen Fehlstart hin, das Unfassbare wurde wahr. Er wurde disqualifiziert, Millionen von Fans litten mit ihm. Er hatte nicht einmal die erste Disziplin des Zehnkampfes absolvieren können. In einem Interview im Jahr 2004 offenbarte Hingsen, dass er diese Pleite schlecht verdaut hat. Damals, sagt er, bin ich zum Depp der Nation geworden. Ich habe nie wieder einen Zehnkampf gemacht, aber zehn Jahre lang hatte ich Alpträume. Auch heute habe ich manchmal noch welche.

Lasse Viren hatte nach seinem Malheur sicherlich keine Alpträume. Der erfolgreiche finnische Langstreckenläufer war vermutlich auch gänzlich unschuldig an seinem Pech. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal hatte Viren sowohl über 5.000 als auch über 10.000 Meter Gold geholt. 1980 in Moskau wollte er dann noch eins Draufsetzen. Er wollte in der Königsdisziplin siegreich sein, im Marathon. Allerdings bekam er während des Laufes Magenprobleme, schließlich musste er die Strecke verlassen und sich in die Büsche schlagen, um einem natürlichen Bedürfnis abzuhelfen. Er war von Durchfall heimgesucht worden, versuchte aber, den Lauf fortzusetzen. Allerdings war er so entkräftet, dass er wenige Kilometer nach seinem Ausflug ins Gebüsch aufgeben musste.

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar
404 Not Found

404 Not Found


nginx
404 Not Found

404 Not Found


nginx