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Olympische Essgewohnheiten (2)
   2007-11-26 13:52:59    Seite Drucken    cri

In der vergangenen Woche haben wir bereits kuriose kulinarische Geschichten von den Olympischen Spielen kennen gelernt. Von Spaghetti-Alpträumen bis zu strengen Diäten ist uns ja schon so einiges begegnet. Aber da die meisten Menschen eine Vorliebe fürs Essen haben, bieten auch Athleten bei diesem Thema weitere Geschichten.

Einen Athleten brachte das Thema Essen etwas aus der Fassung. Daran war allerdings nicht das Essen an sich schuld, die amerikanischen Medien vergälten keinem Geringeren als dem überragenden Langstreckenläufer der 1920er Jahre das Thema. Finnische Langstreckenläufer erstaunten in dieser Zeit die Konkurrenz immer wieder mit ihrer beeindruckenden Ausdauer. Die amerikanischen Zeitungen suchten fieberhaft nach Erklärungen für die Stärke der finnischen Athleten. Sie entwickelten die obskursten Theorien über das Training der Finnen. Einige berichteten beispielsweise, dass sich die Sportler kontinuierlich in Holzhütten, die mit heißen Steinen gefüllt seien, fast braten würden, nur um sich danach im Schnee zu wälzen oder um eiskalte Bäder zu nehmen. Andere schrieben den Erfolg der Finnen der Ernährung zu. In den USA glaubte man, die finnischen Sportler äßen nur Schwarzbrot und rohen Fisch. Ein unbedarfter amerikanischer Journalist fragte daher den großen Paavo Nurmi, der mit neun Goldmedaillen zu den erfolgreichsten Athleten bei Olympischen Spielen zählt, ob er denn wirklich nur Schwarzbrot und rohen Fisch äße. Nurmi, ein von Haus aus schweigsamer Mensch, ärgerte sich dermaßen über die Frage, dass er erwiderte, sein Leibgericht seien Haferflocken - und auch das glaubten die amerikanischen Medien. Vermutlich hat mindestens eine Generation von US-Athleten, von denen die es werden wollten, sich ausschließlich von Haferflocken ernährt.

Ivar Johansson, ein schwedischer Ringer, musste sich offensichtlich nicht über eigenartige Fragen zu seiner Ernährung ärgern, dabei war einer seiner Erfolge unmittelbar darauf zurückzuführen. Denn bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles trat der Ringer zunächst beim Freistil-Ringen im Mittelgewicht an. Er gewann die Goldmedaille. Danach gönnte sich der Schwede kein üppiges Siegesmahl, sondern er fastete. Vier Tage lang verzichtete er auf Nahrung, dabei verlor er fünf Kilo. Damit hatte er sich in eine neue Gewichtsklasse gehungert. Im Weltergewicht trat er dann im Ringen im griechisch-römischen Stil an und sicherte sich auch hier die Goldmedaille. Das war ja mal eine Diät, die sich gelohnt hat.

Bei Nancy Greene sorgte keine Diät für den Erfolg, sondern ein Mahl. Die kanadische Skiläuferin war vor den Rennen stets sehr nervös. Das brachte sie oft um den verdienten Erfolg. Ihr Trainer wandte daher bei den Olympischen Winterspielen von Grenoble 1968 einen Trick an, um das junge Talent abzulenken. Er schlug Greene vor, vor dem Rennen noch eine Kleinigkeit in einem nahe gelegenen Restaurant zu essen. Als der Start des Rennens nahte, mahnte der Trainer zur Eile. Vor lauter Zeitdruck hatte Greene gar keine Gelegenheit, über das bevorstehende Rennen nachzudenken, also wurde sie auch nicht nervös. Der Trick des Trainers zahlte sich aus. Greene ging so unbefangen wie selten an den Start und gewann olympisches Gold im Riesenslalom.

Vielleicht war auch bei Debbie Armstrong Nervosität im Spiel, man weiß es nicht. Fakt ist, dass die junge Skiläuferin sich in der Nacht vor dem Riesenslalom der Olympischen Spiele in Sarajewo 1984 auf sehr eigenwillige Weise auf den Lauf vorbereitete. Sie blieb nämlich sehr lange auf und aß unbeschreiblich viel Erdnussbutter. Am nächsten Tag raste die so gestärkte Debbie Armstrong, die noch nie zuvor ein Weltcuprennen gewonnen hatte, zur olympischen Goldmedaille. Unbekannt ist allerdings, ob sie von da an vor Rennen immer Erdnussbutter vertilgte.

Ein Athlet hatte auf ganz andere Art und Weise mit Essen zu tun. James Connolly gewann bei den Olympischen Spielen von 1896 in Athen die Goldmedaille im Dreisprung. Hätte er allerdings kein Talent für Backen und Verkaufen gehabt, wäre es vielleicht gar nie dazu gekommen. Denn James Connolly musste sich das Geld für seine Reise zu den Olympischen Spielen hart verdienen. Er tat dies, indem er Backwaren verkaufte. Viele davon stammten sogar aus eigener Herstellung.

Ich bin überzeugt, dass Connollys Backwaren auch ganz gut geschmeckt haben müssen, denn er muss wohl so einige Semmeln und Brotlaibe verkauft haben, um nach Athen zu kommen.

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