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Yan Jiaxian und seine alten Tuschereibsteine
   2007-11-22 15:26:36    Seite drucken   cri

Pinsel, Papier, Tusche und Tuschereibstein gehören zu den vier Schreibutensilien, die jeder Gelehrte im alten China einfach haben musste. Sie waren die wichtigsten Werkzeuge der Gelehrten. Deshalb werden sie auch die "Vier Schätze des Studierzimmers" genannt, auf Chinesisch "Wen Fang Si Bao".

Die Pinsel werden dabei bis heute aus feinem, weichem Tierhaar hergestellt. Ein Pinsel kann jedoch nicht nur nach links und rechts bewegt werden, sondern auch nach oben und unten. Dabei werden Linien von unterschiedlicher Stärke erzeugt; dicke, schwere Linien mit viel Tusche, oder dünne, schlanke Linien. Aber auch zahlreiche weitere Variationen sind möglich. Aufgrund der besonderen Beschaffenheit des Pinsels entwickelten sich viele Aspekte des einmaligen Stils in der chinesischen Malerei und Kalligraphie. Hat man ersteinmal den richtigen Pinsel gefunden, muss als nächstes die richtige Tusche ausgesucht werden. Die drei zu ihrer Herstellung am häufigsten verwendeten Materialen sind Ruß von Pinien, Öl und Lack. Gute Tusche ist feinkörnig und hat eine glatte Oberfläche, sie ist fest und klebt nicht. Ihre schwarze Farbe ist ohne Trübungen oder Unebenheiten. Tusche wird traditionell in feste, längliche Stifte gepresst. Diese Stifte werden auf dem Reibstein mit Wasser so lange gerieben, bis der gewünschte Farbgrad erreicht ist. Die meisten dieser Reibsteine bestehen, wie der Name schon sagt, aus Stein. Dieser muss eine feine Oberfläche haben, damit die Tusche nicht zu grob zerrieben wird und die Pinselborsten nicht beschädigt werden. Tuschereibsteine sind sehr dauerhaft. In früheren Zeiten gravierten Gelehrte ihre Gedichte oder Namen auf ihre Reibsteine ein, um sie als dekoratives Sammelobjekt oder auch als Andenken an zukünftige Generationen weiterzugeben. Das berühmteste chinesische Papier ist Xuanzhi, das in der chinesischen Malerei und in der chinesischen Kalligraphie verwendet wird. In den vergangenen Jahren wurde auch die Herstellung von feinem Xuanzhi aus dem Faserbrei von Ananasblättern möglich gemacht. Dieses handgefertigte Papier ist weich und biegsam und hat genau die richtige Saugfähigkeit für chinesische Pinsel- und Tintenkalligraphien sowie für chinesische Malerei.

Okay, soviel erstmal über die "Vier Schätze des Studierzimmers", Pinsel, Tusche, Papier und Tuschereibstein. Nun besuchen wir Herrn Yan Jiaxian in Beijing, der Tuschereibsteine sammelt.

Wenn man im Haus von Yan Jiaxian ist, wähnt man sich in einem kleinen Museum für Tuschereibsteine. In elf Regalen werden dort Tuschreibsteine von unterschiedlicher Größe und Form aufbewahrt. Yan Jiaxian sagt, er besitze mittlerweile etwa 300 alte Tuschereibsteine, die die Zeit von der chinesischen Han-Dynastie bis zur Qing-Dynastie, also vom 1. bis 18. Jahrhundert überspannen.

Yan Jiaxian ist in Beijing ein bekannter Sammler und Kenner von Tuschereibsteinen. Von klein auf übte er sich schon in Kalligraphie und Malerei, und die "Vier Schätze des Studierzimmers" waren quasi seine besten Freunde. Als er 18 Jahre alt war und in Guangzhou arbeitete, kaufte er einen Duanyan- eine namhafte Tuschereibsteinart- und war ganz vernarrt in ihn. Danach begann Yan Jiaxian, alte Tuschereibsteine zu sammeln und verstärkt darüber zu forschen.

Yan Jiaxian sagt, als er damit begann, Tuschereibstein zu sammeln, habe er drei Vorteile gehabt. Erstens habe er in einer großen Stadt gearbeitet und das dortige kulturelle Umfeld sei sehr gut für sein Hobby gewesen. Zweitens habe er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit nicht allzu viel komplizierten Aufgaben zu bewältigen und daher mehr Zeit und Energie für die Beschäftigung mit Tuschereibstein gehabt. Auch sei er in der Vergangenheit körperlich gesund geblieben, was ebenfalls den Aufbau seiner Sammlung gefördert habe, so Yan Jiaxian. Heute ist Yan Jiaxian über 70 Jahre alt und sehr stolz auf seine Schätze, die er in den vergangenen 50 Jahren mühsam gesammelt hat.

Es freut natürlich jeden Menschen sehr, wenn man einen kostbaren Schatz bekommt. Aber die Schwierigkeiten und die Bemühungen darum sind oft nur schwer nachvollziehbar. Einmal entdeckte beispielsweise Yan Jiaxian auf einem Gebrauchtwarenmarkt einen Tuschereibstein aus der Qing-Zeit, also etwa aus dem 16. Jahrhundert. Aber er hatte nicht genügend Geld bei sich, und Yan Jiaxian wusste, bis er Geld holt, ist dieser wertvolle Tuschereibstein schon verkauft. Glücklicherweise sah er fünf Jahre später zufällig wieder eben diesen Tuschereibstein. Diesmal konnte Yan Jiaxian die Chance ergreifen und er kaufte den Stein. Ein langersehnter Wunsch ging so in Erfüllung. Yan Jiaxian sagt, jedesmal, wenn er einen gewünschten Tuschereibstein erhält, könne er vor lauter Freude einige Tage nicht schlafen.

Yan Jiaxian betrachtet seine vielen Tuschereibsteine als seine Kinder. Er bat einen Tischler in der Provinz Hebei, entsprechend der Größe für jeden Tuschereibstein eine Verpackung anzufertigen. Die Schachtel ist aus qualitativ hochwertigem Holz in der jeweiligen Form des Tuschereibsteins hergestellt und ergänzt sich mit dem Tuschereibstein zum gegenseitigen Vorteil. Yan Jiaxian fertigte außerdem noch für seine alten Tuschereibsteine Steinabriebe an.

Yan Jiaxian sammelt alte Tuschereibsteine nicht nur leidenschaftlich, er erforscht auch deren Geschichte und Kultur, worüber er schon einige Artikel veröffentlicht hat. Er vertritt die Meinung, dass ein Tuschereibstein, besonders ein alter, ähnlich wie ein Buch ist, das die Themen Politik, Wirtschaft, Geschichte, Kultur, Kunst, Schnitzerei, Kalligraphie, Archäologie und Geographie enthält: man braucht sein ganzes Leben, um dieses Buch zu lesen beziehungsweise zu verstehen.

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