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Tag zwei
   2007-11-21 09:47:29    Seite drucken   cri
Kaum waren wir ins Bett gegangen, so schien es mir heute Morgen, klingelte auch schon wieder das Telefon für den Weckruf. Ich kam also nur langsam aus den Federn und hatte gerade noch Zeit vor unserem Treffen mit lokalen Vertretern aus Cangzhou ein oder zwei Baozi, den leckeren mit Fleisch oder Gemüse gefüllten gedämpften Teigbrötchen, zu verschlingen.

Bei dem Treffen wurde uns ein kurzer Überblick über die Region Cangzhou geboten. Dabei erfuhren wir, dass die Gegend um Cangzhou auf eine Geschichte von beinahe 1.500 Jahren zurückblickt. Sie ist noch heute bekannt für ihre Akrobatik und Kampfkünste. In den vergangenen drei Jahrzehnten galt diese Region allerdings nicht gerade als ein Zentrum des wirtschaftlichen Wachstums.

Dies soll sich nach den Plänen der Regierungen auf Provinz- und Kreisebene ändern. Wie wir bereits am gestrigen Tag erfahren hatten, soll die Lage als Transitprovinz zwischen der Bohai-Bucht, den Großstadträumen Beijing und Tianjin und den ressourcenreichen Binnenprovinzen durch den gezielten Ausbau der Infrastruktur und die Modernisierung der lokalen Industrie genutzt werden.

Dass die Chemieindustrie eines der Hauptstandbeine der Provinz ist, konnten wir uns bei unserem auf das Treffen folgende Reiseziel gleich selbst überzeugen. Wir fuhren auf nagelneuen Autobahnen durch eine immer flacher werdende Landschaft, auf der irgendwann anstatt von Bäumen nur noch kleine Sträucher und Gras zu sehen waren. Diese Gegend gehört, wie wir später erfuhren, zum wirtschaftlichen Entwicklungsgebiet Bohaixinqu, an dessen Küste dem Meer Bauland für die Industrie abgerungen wird.

Den Dreh- und Angelpunkt dieses Gebiets bildet der Hafen Huanghuagang, ein Hafen, der bisher weitgehend zur Ausfuhr von Kohle genutzt wurde und nun in unterschiedlichen Bereichen ausgebaut werden soll. Vor Ort besuchten wir nicht nur die Verladestation für die Kohle, die aus den westlichen Binnenregionen hierher transportiert wird. Außerdem konnten wir uns eine nagelneue Entsalzungsanlage, die an ein ebenso neues wie wohl auch verhältnismäßig umweltfreundliches Kohlekraftwerk angebunden ist, genau ansehen und erklären lassen. Die beiden Anlagen nutzen Synergieeffekte aus und sind Ausdruck der ausgeprägten Chemieindustrie in Hebei.

In einem ausgefeilten und sachkundigen Vortrag des Leiters des Entwicklungsgebiets wurde uns die zusammenhängende Planung für das Gebiet und vor allem den Hafen vorgestellt. Hierbei wurde die umfassende Planung für die Provinz Hebei am konkreten Projekt direkt nachvollziehbar. Mit souveräner Hand, so schien es, haben hier pragmatische Geister einen Entwicklungsweg für die bisher wenig schnell voranschreitende Provinz Hebei bereitet. Mir schien es, dass es bei all den Plänen für große Projekte eine Herausforderung sein wird, alle 60 Millionen Menschen mitzunehmen, die teilweise noch recht tief im traditionellen Leben verwurzelt sind. Ihnen allen muss in Zukunft eine Perspektive und ein steigender Lebensstandard geboten werden.

Nachdem wir unseren Besuch in Huanghuagang mit einem Mittagessen, vorwiegend bestehend aus den köstlichen Früchten des Gelben Meeres beendet hatten, machten wir uns auf den Weg nach Tangshan. Nach ermüdenden vier Stunden Fahrt und zwei Filmen auf dem Busmonitor erreichten wir unser Ziel. Zum Abschluss des Tages gab es ein wunderbares Abendessen mit großen roten Taschenkrebsen, Süßkartoffeln, verschiedenen Suppen und dem landesüblichen Baijiu, dem chinesischen Schnaps. Schon der zweite Tag, voll von neuen Eindrücken geht zu Ende und das Bett lädt zu Erholung ein ? bis zum nächsten Weckruf.

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