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Erstes Chinesisch-Deutsches Symposium zum Knowledge Handling
   2007-11-16 15:02:22    Seite drucken   cri

Vor kurzem fand in Beijing das erste Chinesisch-Deutsche Symposium über Knowledge Handling statt. Unter Knowledge Handling versteht man den Umgang, den Gebrauch, die Verarbeitung von Wissen. Das Symposium wurde daher von der Fakultät für Erziehungstechnologie der Peking Universität und dem Institut für Interdisziplinäre Informatik der Universität Augsburg organisiert.

Die mehr als 50 Teilnehmer stammten aus namhaften deutschen und chinesischen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die deutschen Teilnehmer vertraten die Universität Augburg, die Technische Universität München und sechs weitere Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die chinesischen Symposiumsteilnehmer stammten aus der Peking-Universität, der Tsinghua-Universität, der Tongji-Universität und aus vier weiteren Universitäten sowie aus Instituten der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und des chinesischen Bildungsministeriums.

In den 1990er Jahren begann sich der Begriff "Knowledge Handling" langsam durchzusetzen. Die interdisziplinären Forschungen dieses relativ neuen Forschungsgebiets bezogen sich auf Themen wie die Darstellung von Gelerntem, das Management und die Anwendung von gelerntem Wissen bei einzelnen Personen.

Das Erste Chinesisch-Deutsche Symposium zum "Knowledge Handling" wollte die neuesten Ergebnisse dieser multi-disziplinären Forschungen aufzeigen. Außerdem wollte man in Beijing die aktuellsten Fragen in diesem Bereich diskutieren, nicht zuletzt sollte der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern beider Länder ausgebaut werden.

Der chinesische Organisator Dr. Jia Jiyou sagt:

"Ein derartiges Symposium haben wir zum ersten Mal veranstaltet. Mehr als zehn bekannte Wissenschaftler aus den Bereichen Computerwissenschaften, künstliche Intelligenz-Forschung, Erziehungswissenschaften, Kognitivforschung sowie der Medienwissenschaft haben sich an diesem Symposium beteiligt. Wir haben auch zum ersten Mal den Begriff Knowledge Handling verwendet. Dadurch konnten wir all diese Forschungsbereiche zusammenbringen. In diesem Bereich geht es um interdisziplinäre Forschungen. Wir haben uns mit breiten Themen beschäftigt, es reichte von der Darstellung von Wissen in Computern, über die Verarbeitung und Speicherung von Wissen im menschlichen Hirn und durch Sprache hin zur Wissensverarbeitung durch Computer und zur Darstellung und Verwaltung von Wissen in Verwaltungsorganisationen. Aber wir haben auch über die Weitergabe von Wissen im Hirn, in Lehranstalten aber auch durch und in der Gesellschaft gesprochen."

Prof. Dr. Zhong Yixin, der den Vorsitz des Symposiums übernahm, spricht akzentfrei Englisch. Der namhafte Wissenschaftler ist der stellvertretende Rektor der Universität für Post und Telekommunikation in Beijing. Er ist zugleich der Vorsitzende der Chinesischen Gesellschaft für Künstliche Intelligenz und der Direktor des Forschungszentrums für Informationsnetzwerke des chinesischen Bildungsministeriums. Prof. Zhong erklärt uns, warum Knowledge Handling in der heutigen Zeit so wichtig ist:

"Bei uns in China sprechen wir von einer "Informationsgesellschaft", während die Europäer eher dem Begriff "Wissensgesellschaft" zuneigen. Der Umgang mit Wissen spielt in diesen Gesellschaften hinsichtlich der gesellschaftlichen Weiterentwicklung eine sehr wichtigere Rolle. Im Industriezeitalter hat man für viele Dinge Standards festgelegt. Aber im Informationszeitalter, vor allem aber in einer Wissensgesellschaft, müssen Maschinen und technische Systeme personalizierte Anwendungen bieten. Der Schritt dahin ist sehr wichtig."

In den Augen der Anwesenden sollen Maschinen und technische Systeme nicht seelenlose, unintelligente Geräte sein. Sie sollen nicht nur Hilfswerkzeuge sein, die Wissen vermitteln, sie sollen vielmehr auch die Gefühle, Emotionen und Vorlieben der Nutzer verstehen. Sie müssten personalisiert und damit menschlicher werden. Das entspreche auch der gegenwärtigen Forschungstendenz sagt Prof. Dr. Klaus Mainzer, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Informatik der Universität Augsburg:

"Maschinen sollen den Menschen angepasst werden. Bisher war es so, dass Standards von den Ingenieuren vorgegeben wurden. Es lag dann an uns, uns auf die Maschine einzustellen. Das wird auf Dauer aber nicht mehr funktionieren. Wir wissen nämlich aus der Gehirnforschung, dass Emotionalität und Gefühle fürs Lernen unverzichtbar sind. Bei uns Menschen funktioniert nichts ohne Emotionen, selbst wenn wir Mathematik treiben, sind Emotionen beteiligt. Die Geräte müssen wenigstens in der Lage sein, den Gesichtsausdruck zu erkennen und Rückschlüsse daraus zu ziehen. Das wird auch in mehreren Vorträgen im Rahmen dieser Konferenz angesprochen werden."

Prof. Dr. Mainzer, der mit der Peking Universität und der Tsinghua Universität enge Kontakte pflegt, ist von den Fachkenntnissen seiner chinesischen Kollegen sehr beeindruckt:

"Das wissenschaftliche Niveau hier ist sehr hoch. Das ist mir aber schon bei früheren Aufenthalten aufgefallen. Ich habe schon mal vor einer Gruppe von Vertretern der chinesischen Akademie der Wissenschaften gesprochen. Wenn man nach Beijing kommt, ist die Stadt allein schon wahnsinnig imponierend und das gilt eben auch für die Menschen dieser Stadt. Sie sind eben auf Weltniveau und zwar in allen Bereichen. Es ist nicht mehr so wie früher, als sie nachholen mussten. Mittlerweile geben sie in der Welt selbst den Ton an, die legen eigene Standards fest und damit müssen wir uns auseinandersetzen, das ist auch eine Herausforderung für uns."

Der Leiter des Instituts für Computerwissenschaft der TU München, Prof. Dr. Radig, freut sich über die bisher gute Zusammenarbeit mit der Tongji- und der Tsinghua-Universität. Seit kurzem arbeitet ein Mitarbeiter der Peking-Universität bei ihm. Er sagt:

"Wir werden die Zusammenarbeit mit China ausbauen. Mit unseren Gastwissenschaftlern, unseren Studenten und unseren Doktoranden haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir wollen enger zusammenarbeiten, weil die Zusammenarbeit inzwischen sehr gut funktioniert und beide Seiten davon profitieren. Wir begrüßen es sehr, wenn wir mit chinesischen Partnern enger zusammenarbeiten können, vor allem beim Bau von Robotern, insbesondere von humanoiden Robotern."

Sowohl die chinesischen als auch die deutschen Organisatoren sagten, sie hofften, dass das Symposium fortgesetzt werde. Der akademische Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern beider Länder würden dadurch gefördert. "Wir hegen den Wunsch, solche Symposien zu vertiefen. Dabei denken wir sowohl an den Bereich der akademischen Forschung, aber auch an die Wissensvermittlung, an den Bereich der reinen Theorie, aber auch an die praktische Anwendung, da gibt es so viele Dinge, die uns alle beschäftigen," sagt Prof. Dr. Zhong Yixin.

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