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Der Mikroben- und Umweltforscher Liu Shuangjiang
   2007-11-02 15:28:19    Seite drucken   cri

Das Büro von Liu Shuangjiang ist verhältnismäßig klein und schlicht ausgestattet. Das große Bücherregal mit zahlreichen Bücherbänden und Nachschlagswerken fällt einem gleich auf. An der Wand hängt ein Werk chinesischer Kaligrafie. Als er zu reden beginnt, bemerkt man gleich seine hervorragende und westlich geprägte Bildung.

An der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ist Liu Shuangjiang einer der zahlreichen vom Ausland heimgekehrten jungen Elitenforscher. Nun ist er Leiter des Technischen Zentrums für Mikrobiologie und Umwelt am Institut für Mikrobiologie. Er ist zudem Assistent des Institutsleiters und sitzt im UNIDO-Expertenausschuss für umweltfreundliche Produktion.

Geboren wurde Liu Shuangjiang im Jahre 1964. Nach seinem Studium an der Hebei Universität im Jahr 1984 besuchte er den Magisterstudiengang für Mirkobiologie im Agrarbereich an der Landwirtschaftsuniversität Zhejiang. Von 1987 bis 1991 machte er seine Doktorarbeit im Fach Wasserbearbeitung an der Tsinghua-Universität. Danach arbeitete er vier Jahre lang am Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die Jahre zwischen 1995 und 2001 forschte Liu Shuangjiang dann in verschiedenen Labors in Deutschland, Japan und den USA. Zu seinen Erfahrungen in ausländischen Labors sagt Prof. Liu:

"Die Labors verschiedener Länder haben verschiedene Arbeitskulturen. Meine Erfahrungen in ausländischen Labors waren für mich sehr hilfreich, mein eigenes Labor zu leiten."

Auf die Frage, welche Laborkultur er bevorzuge, sagt er, der wahrscheinlich stärkste Einfluss komme von seiner Zeit in Deutschland.

"In meinem Labor wird im Grunde genommen nach deutschen Methoden gearbeitet. Ernsthaftigkeit und Ordnung sind dabei wichtig. Alles wird gut geplant und gründlich bedacht. Wichtige Labortestsreihen dürfen nicht von immer der gleichen Person, sondern müssen von verschiedenen Personen durchgeführt werden. Dadurch sollen die Ergebnisse gesichert werden."

Das Mikrobiologie- und Umweltzentrum unter Prof. Dr. Liu Shuangjiang veröffentlichte nach dem Science Citation Index (SCI) allein im vergangenen Jahr 20 wissenschaftliche Abhandlungen. Seitdem Prof. Dr. Liu die Leitung des Zentrums übernommen hat, sind aus seinem Labor insgesamt fast 50 wissenschaftliche Abhandlungen in bekannten internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht worden.

Das Labor unter Prof. Dr. Liu beschäftigt sich zur Zeit unter anderem mit dem chemischen Prozess der Degradation von aromatischen Gemischen durch Mikroben. Prof. Dr. Liu erklärt uns:

"In vielen Dingen, die wir im Alltag verwenden, sind aromatische Gemische enthalten. Wenn diese Gemische in einer bestimmten Form in die Umwelt gelangen, können sie schädlich sein. Solche Substanzen existieren in Industrieabwässern und stammen von Pestiziden wie Schädlingsbekämpfungsmitteln und Unkrautvernichtungsmitteln. Wie sich diese Gemische in der Umwelt degradieren, wie sie sich durch Mikroben von einer giftigen Form in Kohlendioxid, Wasser plus Biozellen, also zu einer nicht giftigen Form umwandeln lassen und wie der Vorgang aussieht, all dies gehört zu unseren Forschungsthemen. Es geht dabei um Grundlagenforschung, die in Techniken zur Umweltsanierung einfließen sollen."

Das erwähnte Projekt wird vom Nationalen Naturwissenschaftsfond finanziert. Zu nennen sind zum Beispiel auch Projekte im Auftrag der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und des chinesischen Ministeriums für Wissenschaft und Techik. Diese sind stärker auf die Entwicklung anwendungsorientierter Technik ausgerichtet. Dabei geht es darum, mit erworbenen Kenntnissen aromatische Gemische und umweltbelastende Substanzen durch Mikroben zu degradieren und damit Umweltverschmutzung zu beseitigen.

Das Zentrum unter Prof. Dr. Liu Shuangjiang hat inzwischen einige Projekte im Rahmen des nationalen High-Tech-Plans und des nationalen Schlüsselplans für Grundlagenforschung erfolgreich abgeschlossen. Prof. Dr. Liu selbst wurde dafür mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Wissenschaftspreis für Umweltschutz im Jahr 2006. Als Wissenschaftler hat er außerdem Sonderzuschüsse vom Staat bekommen.

Neben den Forschungen gibt Prof. Dr. Liu Shuangjiang am Institut für Masterstudenten Unterricht. Er ist Wissenschaftsrat und einer der jungen Doktorväter an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die Akademie ehrte ihn für seine herausragende Lehrer.

In dem Labor von Prof. Liu arbeiten derzeit neben sechs Festmitarbeitern 24 Postdoktoranden und Masterstudenten. Als wir das Labor besuchten, sahen wir auch Gesichter aus dem Ausland. Die Studenten kommen unter anderem aus Pakistan und Südafrika. Aber auch zwei deutsche Praktikanten arbeiten bei ihm. Sie trafen wir dort leider nicht. Prof. Liu sagte, dass ein Student von ihm bald zur Arbeit im Labor seines deutschen Partners Prof. Dr. Harold Drake von der Universität Bayreuth nach Deutschland gehen werde. Mit dem deutschen Partner unterhalte er schon seit langem eine gute Zusammenarbeit:

"Mit meinen deutschen Kollegen planen wir, eine gemeinsame chinesisch-deutsche Arbeitsgruppe zu bilden. Eventuell wird diese Gruppe vom Chinesisch-Deutschen Wissenschaftszentrum und dem Deutschen Akademischen Austauschdient gefördert."

Mit Prof. Dr. Drake von der Universität Bayreuth hat Prof. Dr. Liu bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Projekt über Regenwürmer beantragt, das inzwischen genehmigt worden ist.

"Während Regenwürme Erde verschlucken und wieder ausscheiden, geben sie Gase wie Stickoxid, auch Lachgas genannt, ab. Wir möchten durch unsere Untersuchungen feststellen, wie unterschiedlich die Beiträge der Regenwürme in China und Deutschland zum Treibhauseffekt sind."

"Wir hatten zwar früher ein relativ niedriges Ausgangsniveau, aber die Entwicklung des Zentrums war schneller als in anderen Ländern", sagt uns Prof. Liu. Auf seiner Visitenkarte steht auch der Titel, Assistent des Institutsleiters. Wir fragen ihn, ob er viel Zeit für die Verwaltung opfern müsse. Er beruhigte uns jedoch mit der Antwort, "Nein. Nur 10 Prozent der Zeit verwende ich auf die Verwaltung und Organisation von Fachsymposien sowie Kontakte mit internationalen Kollegen. In der meisten Zeit konzentriere ich mich auf meine Forschung."

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