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Simon Whitfield (2)
   2007-10-29 16:37:17    Seite Drucken    cri

In der vergangenen Woche haben wir bereits begonnen, die sportliche Karriere von Simon Whitfield nachzuzeichnen. Seinen Weg zu den Olympischen Spielen von Sydney 2000, zum ersten olympischen Triathlon.

Wie wir wissen, wollte Whitfield unbedingt nach Sydney. Da er sich in den Jahren zuvor sehr gut entwickelt hatte, traten nun sogar die Australier an ihn heran und fragten nach, ob er nicht für Australien antreten wolle. Aufgrund seiner doppelten Staatsbürgerschaft wäre das möglich gewesen. Aber Simon wollte für Kanada starten, ins kanadische Team schaffte er es mit Leichtigkeit. Zur Vorbereitung trainierte er mit einem australischen Freund sehr eifrig auf der Wettkampfstrecke und blieb sonst eher gelassen. Am Tag des ersten olympischen Triathlonrennens machte er so einiges anders als die anderen Athleten. Er reiste nicht wie sie mit seinem Rad an. Die Sportler machen das, um ihr wertvolles Equipment jederzeit im Auge zu haben. Simon Whitfield hatte, in seinem ihm eigenen Vertrauen ins Leben, sein Rad in einem Container vorausgeschickt. Er fuhr entspannt erst mit dem zweiten Bus zum Start, der erste war ihm mit all den Athleten und Rädern zu voll. Und obgleich Whitfield sich zu einem guten, soliden Triathleten gemausert hatte, zählte er keinesfalls zu den Favoriten. Er war die Nummer dreizehn der Weltrangliste, er hatte im vergangenen Jahr kein wichtiges Rennen mehr gewonnen, es gab andere, die hatten Eindrucksvolleres vorzuweisen. Sein Trainer hoffte auf eine Platzierung unter den ersten acht, die Presse sah ihn unter den ersten 20. Unter diesen Voraussetzungen ging er also an den Start, die erste Disziplin hieß selbstverständlich schwimmen. Schwimmen gehört zwar inzwischen zu Whitfields Lieblingssportarten, ist aber nicht seine Stärke. Bei den Olympischen Spielen von Sydney kam er daher in einer Zeit von 17 Minuten, 56,59 Sekunden als 28ster der 52 Teilnehmer aus dem Wasser. Er stieg aufs Rad, auch das nicht seine stärkste Disziplin. Und es war kein leichtes Rennen. In der zweiten Runde ereignete sich ein Sturz, an dem mehrere Fahrer beteiligt waren. Whitfield wäre um ein Haar in die Karambolage hineingebraust, aber er konnte sich retten. Er nahm die Füße von den Pedalen, schlitterte ein bisschen, stieß einen kurzen Schrei aus und saß schon wieder im Sattel, um die Aufholjagd fortzusetzen. Eine Stunde später sollte er freiwillig den australischen Boden küssen.

Als 25ster beendete er das Radrennen und wechselte auf seine Spezialdisziplin, das Laufen. Der amtierende Weltmeister Olivier Marceau aus Frankreich hatte fast eine Minute Vorsprung, auch der Südafrikaner Conrad Stoltz lief vorne weg. Stoltz musste der Hitze Australiens kurze Zeit später Tribut zollen, er fiel zurück. Aber Marceau wollte Gold und hielt das Tempo hoch. Nach sechs Kilometern führte er immer noch, dann nahte von hinten der Deutsche Stephan Vuckovic heran, er überholte Marceau, dem sichtlich die Kräfte ausgingen. Whitfield hingegen lief das Rennen seines Lebens und hatte sich bereits an die Spitze herangekämpft. Einen Kilometer vor dem Ziel lief Whitfield an Vuckovic heran, der erhöhte allerdings das Tempo und konnte 25 Meter zwischen sich und den Verfolger bringen. Aber er drehte sich immer wieder um, er wusste, wer da hinter ihm lief. Denn Whitfield ist für seinen unnachahmlichen Schlussspurt berühmt. Auf den letzten Metern konnte er noch nie geschlagen werden. Whitfield arbeitete sich wieder an Vuckovic heran und setzte 450 Meter vor dem Ziel zum Endspurt an, dem konnte Vuckovic nichts mehr entgegen setzen.

500 Meter vor dem Ziel sah ich, dass er nur vier Meter hinter mir war, da wusste ich, dass es vorbei ist. Auf Wiedersehen, hab ich mir da nur gesagt, berichtete Vuckovic später.

Simon Whitfield siegte, er holte die erste Goldmedaille im olympischen Triathlon und das in Australien, ein paar Kilometer vom Haus seiner 96-jährigen Großmutter entfernt. Er war überwältigt. "Ich habe mich im Rennen sehr gut gefühlt, aber ich konnte es nicht glauben. Irgendwann habe ich mir gesagt, du führst, bei den Olympischen Spielen, ich musste mich wieder konzentrieren. Erst als ich in die letzte Kurve ging, erlaubte ich mir wieder daran zu denken."

Whitfield hatte für seinen Lauf unglaubliche 30 Minuten 53,73 Sekunden gebraucht. Seinem Deutschen Rivalen hatte er 16 Sekunden abgenommen.

Bevor er aufs Treppchen stieg, küsste Whitfield den australischen Boden und das Siegerpodest, als Kanadas Nationalhymne gespielt wurde, vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte erreicht, was er sich erträumt hatte, jetzt übermannten ihn die Emotionen.

Bei den Olympischen Spielen in Athen wollte Whitfield seinen Titel verteidigen, aber er hatte ein schlechtes Jahr hinter sich. Kurz vor den Spielen hatte er mit den Folgen einer Lebensmittelunverträglichkeit zu kämpfen, er erlitt schwere allergische Reaktionen, blieb aber zuversichtlich. Sein Trainer sagte, Whitfield sorge sich weniger um seine Gesundheit als darum, dass er seinen Trainingsplan nicht einhalten könne. Schließlich konnte Whitfield, der aufgrund seiner Erkrankung erst verspätet nach Athen hatte anreisen können, am Wettkampf teilnehmen, aber es reichte nicht für eine große Leistung, er wurde Elfter.

Aber die nächsten Spiele nahen bereits und Whitfield ist in der Weltspitze mit dabei. Bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr wurde er in Hamburg Vierter und seinen Lauf beim Triathlon Weltcup auf der Olympia-Strecke des kommenden Jahres in Beijing beendete er als Fünfter. Wir dürfen seinen Auftritt im kommenden Jahr also mit Spannung erwarten.

In der Encyclopedia Britannica wird Simon Whitfield übrigens heute bereits geführt.

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