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Der Triumph der älteren Semester
   2007-10-15 15:39:30    Seite Drucken    cri

Die heutige Gesellschaft verbindet Sportlichkeit meist automatisch mit Jugend, jeder versucht um fast jeden Preis jung und dynamisch zu bleiben, dabei zeigt ein Blick in die Geschichte der Olympischen Spiele, dass sportlicher Erfolg und Jugend nicht zwingend zusammenfallen. Erstaunlich viele ältere Athleten haben durchaus sehr erfolgreich an den Spielen teilgenommen. Und manche waren sogar erfolgreicher als ihre jüngeren Konkurrenten. Bei Oskar Swahn ist das besonders delikat, denn in einigen Bewerben trat der schwedische Sportschütze sogar gegen seinen eigenen Sohn Alfred an. 1908 bei den Spielen in London gewann er den Einzelwettbewerb in der Disziplin Einzelschuss auf laufende Rotwildscheiben. Bereits am nächsten Tag krönte er seinen ersten Olympiaauftritt mit einer weiteren Goldmedaille. Mit dem schwedischen Team gewann er in der Disziplin Einzelschuss auf laufende Rotwildscheiben ebenfalls Gold. Er trat auch im Einzelwettbewerb in der Disziplin Doppelschuss auf laufende Rotwildscheiben an, hier sicherte sich der erfahrende Schütze die Bronzemedaille. Bei den Spielen 1912 in seiner Heimat Stockholm trat der amtierende Olympiasieger Swahn, nun immerhin schon 64 Jahre alt, wieder an. Sein Sieg in der Disziplin Einzelschuss auf 100-Meter-laufende Rotwildscheiben mit der schwedischen Mannschaft machte ihn zum ältesten olympischen Goldmedaillengewinner aller Zeiten - und das ist er bis heute. Bei seinem Sieg war er exakt 64 Jahre und 257 Tage alt. In seiner Paradedisziplin Einzelschuss auf 100-Meter-laufende Rotwildscheiben sicherte sich allerdings diesmal sein Sohn Alfred die Goldmedaille. Der erste Weltkrieg bedeutete eine Zwangspause für Swahn. Aber das konnte Oskar Swahn nicht erschüttern. Nach achtjähriger Pause trat er mit 72 Jahren bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen an. Von Anfang an war ihm auf jeden Fall ein Titel sicher, er war der älteste Athlet, der jemals an Olympischen Spielen teilgenommen hat. Aber das war Swahn bei weitem nicht genug. Der rüstige Herr ohne Alterleiden wie Kurzsichtig- oder Weitsichtigkeit trat wieder in den für ihn typischen Disziplinen an. Am erfolgreichsten war der rauschebärtige Schwede mit der schwedischen Mannschaft. Auf die 100-Meter laufende Rotwildscheibe mit Doppelschuss gewann das Team, und damit auch Oscar Swahn, Silber. Das macht ihn bis heute zum ältesten Medaillengewinner bei Olympischen Spielen in der Geschichte.

Auch der Österreicher Arthur von Pongracz nahm im Alter von 72 Jahren an den Olympischen Spielen teil. Er trat mit der Reitmannschaft seines Landes 1936 in Berlin an, allerdings war er nicht so erfolgreich wie Oskar Swahn, aber schließlich gilt bei den Olympischen Spielen ja als oberste Maxime: Dabeisein ist alles.

Auch die älteste Olympia-Teilnehmerin aller Zeiten Hilda Johnstone aus Großbritannien musste sich am Dabeisein erfreuen. 1972 bei den Olympischen Spielen in München nahm Johnstone am Dressurreiten teil. Leider schaffte sie es an ihrem Geburtstag nicht aufs Treppchen, aber ihr Olympia-Auftritt war auch so ein herausragendes Erlebnis in ihrem Leben.

In der Riege der Seniorathleten findet sich auch ein Schweizer, Louis Noverraz. Im Alter von 66 Jahren nahm er 1968 an den Olympischen Spielen in Mexiko City teil. Er war ein Mitglied der erfolgreichen Segelcrew, die in der 5,5-Meter-Klasse die Silbermedaille errang.

Die Amerikaner traten bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis mit einer Bogenschützenmannschaft mit hohem Durchschnittsalter an. Das Team war übrigens sehr erfolgreich. Der 64-jährige Galen Spencer gewann mit der Mannschaft Gold und wurde damit der älteste amerikanische Goldmedaillen Gewinner der olympischen Geschichte. Der Silbermedaillengewinner in der doppelten York-Runde, einer traditionellen Form des Bogenschießwettbewerbs, hieß Robert Williams Junior. Er war bei seinem Erfolg 63 Jahre alt. Er gewann mit der Mannschaft zudem Gold.

Offenbar sind vor allem die Schützen bis ins höhere Alter fit und leiden erstaunlicherweise selten an Alterleiden wie Kurz- oder Weitsichtigkeit. Denn mit dem 61-jährigen Joshua Millner trat ein weiterer Senior-Schütze bei den Olympischen Spielen an. Der Ire, der aufgrund der politischen Situation für Großbritannien antreten musste, nahm an den Spielen 1908 in London teil. Er gewann den Dreikampf Militärgewehr 300 Meter der Männer. Das Ziel war 1.000 Yards entfernt, das entspricht 914 Metern. Millner fiel den Zuschauern schon vor seinem Sieg durch seine ungewöhnliche Schusstechnik auf, er lag nämlich mit angezogenen Knien auf dem Rücken und stützte das Gewehr mit den Füßen ab. Vielleicht war er ja in den Armen doch schon ein wenig zittrig. Ob zittrig oder nicht, wer trifft, hat Recht.

Bei den Spielen 1912 in Stockholm waren zwei weitere 60-jährige Schützen erfolgreich. Der Britte John Butt gewann mit der Mannschaft im Schießen Silber. William Milne schoss sich im Kleinkaliber liegend aufs Treppchen, auch er holte Silber.

Bill Roycroft, ein weiterer Veteran, trat gemeinsam mit seinem Sohn an. Bei den Spielen 1976 in Montreal gehörten Vater und Sohn dem australischen Military-Team an. Roycroft war zu diesem Zeitpunkt bereits 61 Jahre alt.

Abschließend soll auch noch der älteste Medaillengewinner der Olympischen Winterspiele zu seinem Recht kommen. Es ist der Belgier Max Houben. Er gewann bei den Winterspielen 1948 in St. Moritz die Silbermedaille mit dem Viererbob. Bei seinem Sieg war der Belgier 49 Jahre und neun Monate alt.

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