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Ein Gläschen in Ehren...
   2007-09-30 12:43:11    Seite Drucken    cri

Und aus aktuellem Anlass beschäftigen wir uns heute mit dem Thema Athleten und ihre Trinkgewohnheiten. Einige von Ihnen fragen sich nun vielleicht, was dafür der aktuelle Anlass sein soll. Nun, es ist das weltbekannte Oktoberfest, das zurzeit in meiner Heimatstadt München stattfindet. Man sollte ja meinen, Sportler würden den Alkohol meiden, wie der Teufel das Weihwasser, aber da liegt man ganz falsch. Einige Athleten wissen sehr wohl, ihre Siege mit einem guten Schluck zu feiern - und einigen nehmen diesen Schluck auch etwas zu früh.

Eugène-Henri Gravelotte aus Frankreich machte alles richtig. Nach seinem Sieg im Florettfechten bei den Olympischen Spielen von Athen 1896 begab er sich auf die Akropolis, um dort in stilvoller Atmosphäre ein Glas Retsina-Wein zu leeren. Die erfolgreiche jamaikanische 4 x 400-Meter-Staffel feierte ihren Sieg bei den Spielen 1952 in Helsinki in erlauchtem Kreise. Mit dem Herzog von Edinburgh begossen sie ihren Sieg mit gutem Whiskey.

Frank Shorter, der Goldmedaillengewinner im Marathon bei den Spielen 1972 in München, liebte es da noch ein wenig privater, er feierte seinen Sieg mit drei Gläsern Gin in der Badewanne.

Der Amerikaner Johnny Hayes siegte 1908 im Marathonlauf der Spiele von London. Unterwegs gurgelte er mit Brandy und rieb sich das Gesicht mit Kölnischwasser ab. Er war allerdings clever genug, mit dem Brandy nur zu gurgeln und ihn nicht zu trinken, denn das war bei den Spielen 1896 in Athen dem lange in Führung liegenden Albin Lermusiaux zum Verhängnis geworden. Auch er wurde von seinen Anhängern immer wieder mit Alkohol abgerieben, um seinen erschöpften Körper zu erfrischen. Als ihm dann ein Zuschauer, ob dies allerdings ein Anhänger gewesen ist, ist sehr fraglich, ein Glas Wein anbot, griff Lermusiaux zu. Sein dehydrierter Körper reagierte extrem auf den Alkohol, ein paar Meter nach dem Genuss des Weines brach er zusammen. Die rund zehn Kilometer bis zum Ziel bewältigte er nicht mehr. Sehr zur Freude der Griechen hieß der strahlende Sieger Spiridon Louis.

Auch Charles Hefferon musste erfahren, dass man erst den Sieg begießen sollte. Der Südafrikaner führte beim Marathon der Spiele 1908 in London, er hatte noch gut drei Kilometer bis ins Ziel. Ein Zuschauer reichte ihm ein Glas Champagner und Hefferon war ungeschickt genug, die Offerte anzunehmen. Auch sein Körper war nach der Anstrengung dem Alkohol nicht mehr gewachsen und reagierte mit heftigen Magenkrämpfen darauf. Wie wir wissen, siegte bei diesem Marathon der Amerikaner Johnny Hayes, Hefferon schaffte es aber trotz der Magenkrämpfe ins Ziel. Er wurde sogar noch Zweiter. Ob er die Medaille dann doch mit Champagner feierte, ist nicht bekannt.

Der französische Skirennläufer Jean-Claude Killy machte eine ganz andere Erfahrung mit dem Champagner. Er, der Favorit für den Sieg im Riesenslalom, war sich seiner Sache offensichtlich sehr sicher. Er hatte auf jeden Fall schon mal eine Flasche Champagner bereit legen lassen. Am Vorabend des Rennens fiel in seinem Hotelzimmer plötzlich die Heizung aus. Die Temperatur fiel rasant bis unter Null Grad. Killy lag zitternd im Bett, als er plötzlich auch noch einen lauten Knall hörte. Wie sich herausstellte, war dies kein Pistolenschuss gewesen, sondern seine Champagnerflasche, die bei den kalten Temperaturen in seinem Zimmer explodiert war. Und obwohl Killy in dieser Nacht vor dem wichtigen Rennen mit Sicherheit nicht sehr gut geschlafen hatte, wurde er am folgenden Tag seiner Favoritenrolle gerecht, er gewann die Goldmedaille im Riesenslalom und musste eine neue Flasche Champagner zum Feiern auftreiben.

Joseph Guillemot aus Frankreich hatte ein hartes Los. Er musste immer wieder gegen den großen Ausnahmeläufer Paavo Nurmi antreten. Und er gewann nur äußerst selten. 1920 bei den Spielen von Antwerpen stand mal wieder ein Duell über 5.000-Meter an. Sein Trainer wollte Guillemot diesmal besonders motivieren und reichte ihm ein Erfrischungsgetränk. "Trink das, und Du wirst unschlagbar sein," sagte der Trainer. Guillemot muss sich beim Start wie Asterix gefühlt haben, wenn er gerade etwas Zaubertrank getrunken hat. Jedenfalls strotze Guillemot vor Selbstbewusstsein und gewann den Lauf. Sein ganz persönlicher Zaubertrank war, wie er später herausfand, eine Mischung aus Rum, Zucker und Wasser gewesen.

Aber nicht immer war es der Alkohol, der bei den Olympischen Spielen die Kehlen der Athleten entlang ran und spannende Auswirkungen hatte. Auch um den Kaffee ranken sich interessante Geschichten.

Für die gesamte brasilianische Olympiamannschaft ging es auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 1932 allerdings weniger um den Kaffeegenuss. Das Team hatte da schon vitalere Probleme. Die Sportler reisten per Schiff zu den Spielen nach Los Angeles. Allerdings hatten sie kein Bargeld, um die Schiffspassage zu bezahlen. Sie hatten daher Kaffee mitgebracht, den sie nach ihrer Ankunft in Los Angeles verkaufen wollten, um die Kosten ihrer Überfahrt zu decken. Nicht alle schafften es, den Kaffee an den Mann oder die Frau zu bringen. Sie durften das Schiff nicht verlassen und konnten nicht an den Spielen teilnehmen.

Der Norweger Egil Danielsen machte da schon bessere Erfahrungen mit dem Kaffee. Bei den Spielen 1956 in Melbourne bot Micheal Macquet aus Frankreich dem Norweger vor dem Speerwerfen eine Tasse Kaffee an, das beruhige die Nerven, versprach der französische Mitwettbewerber. Danielsen trank sehr selten Kaffee und das Koffein schien eine extrem anregende Wirkung auf seinen Körper zu haben. Jedenfalls schleuderte er den Speer nach dem Genuss des Kaffees 85,71 Meter weit. Er stellte damit einen neuen Weltrekord auf und gewann die Goldmedaille. Sein Wurf war fast sechs Meter weiter als der des Zweitplatzierten Polen Janusz Sidlo.

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