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Al Oerter
   2007-09-30 12:37:19    Seite Drucken    cri

Wir wollen uns heute mit einem großen Leichathleten befassen, mit Alfred "Al" Oerter.

Er ist neben dem großen Carl Lewis, dem wir in einer späteren Sendung noch begegnen werden, der einzige Leichathlet, der bei vier Olympischen Spielen in Folge Gold gewinnen konnte. Und unglaublich aber wahr, er trat nie als Favorit an.

Der Amerikaner Al Oerter war ein Einwanderer-Kind, seine Eltern stammten aus Deutschland beziehungsweise der Tschechoslowakei. Er wuchs in New York auf, daheim wurden die Traditionen der Heimat gepflegt. Seine Freunde und er spielten im Keller mit den Hanteln und Gewichten, die ihre Eltern ins gelobte Land mitgebracht hatten, auch die kleinen Jungs wollten schon starke Muskeln bekommen.

Jahre später sollte ein Trainer Al raten, nie mit dem Krafttraining zu beginnen, das würde seiner Karriere schaden. Al fand das höchst komisch, da er überzeugt war, dass sein Hanteltraining, das er seit frühester Jugend betrieb, zu seinem Erfolg beigetragen hatte.

Aber zurück in seine Jugend. Neben dem Hanteltraining liefen die Jungs, so kam Al zur Leichtathletik. Bei einer dieser Gelegenheiten warf irgendjemand einen Diskus auf die Bahn, auf der Al Oerter gerade trainierte, Al hob ihn auf und warf ihn zurück, deutlich weiter als er gekommen war. Sein Talent war entdeckt. Von da ab trainierte Al den Diskuswurf. Er erzielte den Highschool Rekord und empfahl sich mit guten Leistungen an der Universität von Kansas. Im Alter von 20 Jahren gehörte er der amerikanischen Olympiamannschaft an. Ohne zuvor bei einem internationalen Wettkampf angetreten zu sein, warf Al bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne. Sein Landsmann Fortune Gordien war der erklärte Favorit, aber Al irritierte das keineswegs. Er erreichte schon im ersten Wurf des Finales eine Weite von 56, 36 Metern, das war neuer Olympischer Rekord. Der Rest des Finals war dann nur noch Makulatur, keiner seiner Gegner kam auch nur in die Nähe dieser Weite. Oerter gewann seine erste Olympische Goldmedaille und erklärte zum Erstaunen aller: Er werde erst mit dem Diskuswerfen aufhören, wenn er fünf Goldmedaillen gewonnen habe. Nun, er zählte ohnehin zu den Athleten, die sich stets sehr hohe Ziele steckten.

Allerdings ruinierte er seine Karriere ein Jahr später beinahe durch einen schweren Autounfall. Sein Wille siegte, er erholte sich schnell und war erstaunlicher Weise fit genug, um es für die Spiele 1960 in Rom wieder ins amerikanische Team zu schaffen. Wieder war er der Außenseiter. Richard Babka, ebenfalls ein Amerikaner, hatte Al in der Qualifikation zu den Spielen geschlagen. Es war Oerters erste Niederlage in zwei Jahren gewesen. Allerdings schienen solche Dinge Al Oerter nie zu beeindrucken. Er vertraute sich selbst in jeder Lebenslage. Bereits in der Qualifikationsrunde warf er einmal weiter als der Favorit, dann folgten allerdings deutlich kürzere Versuche. Vor Oerters letztem Versuch im Finale lag Babka 38 Zentimeter vor Oerter. Babka beobachtete Oerters Wurf und erkannte, dass er technisch unsauber war. Er gab Oerter einen Tipp, den dieser umgehend und sehr effektvoll umsetzte. Oerter warf den Diskus daraufhin 59,18 Meter weit, das war erneut ein neuer Olympischer Rekord. Er bedanke sich bei Babka, der noch einen Versuch hatte, und wünschte ihm viel Glück für den Wurf, aber Babka hatte keins und Oerter bekam seine zweite olympische Goldmedaille. 1962 warf Oerter erstmals einen Weltrekord, das wiederholte er ein Jahr später erneut. 1964 lieferte er sich 27 Tage lang bei verschiedenen Wettkämpfen mit dem Russen Wladimir Trusenyov einen harten Kampf um den Weltrekord, am Ende hatte Oerter die Nase vor. Das hätte ihn zum Favoriten bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gemacht, wäre da nicht diese schwere Verletzung gewesen. Sechs Tage vor den Spielen riss sich Oerter mehrere Rippenknorpel ab. Die Ärzte wollten ihn nicht zu den Spielen lassen, aber er wollte hin. Also fuhr er. Man wickelte Eisbeutel um seinen Brustkorb, um innere Blutungen zu verhindern, und bandagierte Al fest ein. Schmerztabletten sollten den Wettkampf erträglich machen, Oerter brauchte eine Großpackung während des Wettkampfs. Er sagte, wenn er es nicht im ersten Versuch schaffe, dann werde es nichts mehr. Er strafte sich selber Lügen. Im Finale lag er vor seinem fünften Versuch auf Rang drei. Und er drehte sich bedeutend langsamer als bei all seinen Versuchen zuvor. Dennoch schaffte er es, den Diskus weit genug zu werfen, um einen neuen olympischen Rekord aufzustellen. Sein drittes Gold war ihm sicher. In den kommenden vier Jahren hatte er nur eine gute Saison, und dennoch qualifizierte er sich für die Spiele 1968 in Mexiko City. Der Favorit hieß diesmal Jay Silvester, er war der Weltrekordhalter. Oerter schien davon weniger beeindruckt, als Silvester von ihm. Silvester sagte, wenn Du gegen Oerter antrittst, dann rechnest Du nicht damit, dass Du gewinnen kannst, dann hoffst Du nur, dass Du es kannst. Er hoffte vergebens. Oerter setzte zum nächsten Favoritensturz an. Bei strömendem Regen veränderte er seine Wurftechnik leicht und erzielte eine Weite von 64,78 Metern. Das war erneut olympischer Rekord und wieder Gold für Oerter. Entgegen seiner Prophezeiung beendete Oerter 1969 seine Karriere mit nur vier Goldmedaillen im Gepäck. Im Alter von 39 Jahren beschloss er allerdings 1975 sein Comeback. Mit seiner persönlichen Bestleistung des Jahres 1980 hätte er Chancen auf eine olympische Medaille gehabt. Die USA entschieden sich aber, die Olympischen Spiele in Moskau zu boykottieren, daher bekam Oerter keine Gelegenheit, seine fünfte Medaille zu erringen. 1984 hinderte eine Achillessehnen-Zerrung den 47-jährigen daran, an den Spielen in Los Angeles teilzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte er den Diskus 67.89 Meter weit geworfen. Damit hätte er auf jeden Fall eine Medaille gewonnen. Die fünfte blieb ihm allerdings verwehrt. Seine vier anderen Siege bei den Olympischen Spielen beschrieb er, der sich selbst als unbeschreiblich schlechten Techniker bezeichnete, folgendermaßen: Der erste war der überraschendste, der zweite der schwierigste, der dritte der schmerzhafteste und der vierte der befriedigendste.

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