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Chinas Milchbauern in der Zwickmühle
   2007-09-26 17:55:38    Seite drucken   cri
Zwischen dem letzten Winter 2006 und dem Frühling 2007 sind die Milchpreise in China gefallen. Dies hat die Milchbauern in Shanyin, einem für seine Milchproduktion bekannten Landkreis in der Provinz Shanxi, dazu veranlasst, Kühe mit geringerem Ertrag zu schlachten oder zu verkaufen. Bis Juni wurden in dem ganzen Landkreis über 7000 Kühe geschlachtet, rund 10 Prozent des gesamten Bestandes.

In den Monaten August und September stiegen die Milchpreise wieder und es kam sogar zu einer Milchknappheit. Der Wettbewerb wurde so intensiv, dass einige Milcheinkäufer die Milchbauern zu Hause aufsuchten, um Übereinkommen mit ihnen zu erzielen. In den Monaten Mai und Juni lag der Preis für Kühe zwischen 5000 und 6000 Yuan (500 bis 600 Euro), zwischen August und September schnellte er auf 8000 bis 9000 Yuan (800 bis 900 Euro) in die Höhe. Nun bereuten Bauern, die ihre Kühe geschlachtet oder verkauft hatten, ihre Aktionen.

Wang Fu, ein Bauer aus dem Dorf Gucheng in Landkreis Shanyin, verkaufte seine drei Jahre alte Kuh vor vier Monaten für nur 3000 Yuan (300 Euro), weil die Einnahmen aus dem Verkauf der Milch nicht ausreichten, um das Futter für die Kuh zu finanzieren. Dies bereue er nun, da seine Kuh heute einen Preis von fast 10.000 Yuan (1000 Euro) erzielen würde, sagt Wang.

Aus Statistiken geht hervor, dass in dem Landkreis Ende 2006 rund 75.000 Stück Vieh existierten. Die Milchproduktion betrug 256.000 Tonnen pro Jahr. Das durchschnittliche Einkommen betrug 3388 Yuan (330 Euro), wobei ein Drittel aus der Produktion von Futter für das Milchvieh stammte.

Der Milchbauer Guo Jipu in Shanyin hat die Hälfte seiner Kühe verkauft

Steigende Getreide- und Futterpreise haben die Haltungskosten für die Kühe direkt beeinflusst und die Bauer dazu veranlasst, ihre Tiere zu schlachten.

In den Monaten August und September habe sich die Situation verbessert, sagt Kang, stellvertretender Direktor des Shanyiner Landwirtschaftsamtes. "Der Einkaufspreis für Milch stieg von 1,7 Yuan pro Kilogramm im Juni auf gegenwärtig 2,4 Yuan. Die Preise für Milchkühe sind von 5000 bis 6000 Yuan im Mai und Juni auf 8000 bis 9000 Yuan im August und September gestiegen."

Die steigenden Preise sind eine gute Nachricht für die Milchbauern. Die Bauern, die ihre Kühe für einen niedrigen Preis verkauft oder sie geschlachtet haben, bereuen dies jetzt.

Die Regierung von Shanyin sei sich des Problems bewusst und habe Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern, sagt Kang.

"Ein Milchhof mit 300 Stück Vieh kann von den Regierungen auf Provinz-, Stadt- und Landkreisebene finanzielle Hilfen von 500.000 bis 750.000 Yuan (50.000 - 75.000 Euro) erhalten. Bisher wurden insgesamt 4 Millionen Yuan (400.000 Euro) an sechs Höfe in dem Landkreis vergeben", berichtet Kang.

Die Stadtregierung und die Regierung des Landkreises haben im Jahr 2005 außerdem begonnen, den Bau von Silos ammonification pools mit 30 Yuan (3 Euro) pro Kubikmeter zu subventionieren. Zwischen 2005 und 2007 wurden insgesamt 2,05 Millionen Yuan (200.000 Euro) für diesen Zweck bereitgestellt.

Laut Kang gibt es in Shanyin sieben Milch verarbeitende Unternehmen, darunter die lokale Marke Gucheng Dairy Firm und die beiden Großkonzerne Yili und Mengniu. Im angrenzenden Landkreis hat sich das neue aufstrebende Lebensmittelunternehmen Yashili angesiedelt.

"Durch die steigende Nachfrage könnten die Milchbauern einen Einkommenszuwachs erleben", spekuliert Kang.

Duan Guoqiang, stellvertretender Leiter des Viehzuchtsektors des Landkreises, ist über den Preisanstieg weniger erfreut. "Das ist nur eine vorübergehende Erholung", meint Duan. "Tierzucht ist immer noch ein schwacher Wirtschaftssektor. Milchbauern sind das schwächste Glied in der gesamten Milchproduktionskette."

"Wir müssen einen aussagekräftigen Zeitraum, zwei oder drei Jahre, warten, bis wir die Milchpreise beurteilen können", meint Duan.

Ein Milchbauer in Shanyin

Ende 2004 lagen die Milchpreise bei 2,3 Yuan pro Kilogramm. Eine Milchkuh, die rund 30 Kilogramm pro Tag produziert, konnte für rund 20.000 Yuan (2000 Euro) verkauft werden. Selbst ein neugeborenes Kalb fand für 5000 Yuan einen Käufer. Diese hohen Preise hätten bei den lokalen Bauern zu einem großen Enthusiasmus zum Kaufen von Kühen geführt, erklärt Duan.

Aber dann seien die Milchpreise zwischen der zweiten Hälfte 2005 und der ersten Hälfte dieses Jahres auf 1,7 Yuan pro Kilogramm gefallen. Die niedrigeren Preise in Verbindung mit höheren Futterkosten haben den Enthusiasmus der Bauern stark gedämpft.

"Die chinesische Milchwirtschaft ist immer noch durch einen ungeordneten Wettbewerb belastet. Große Unternehmen machen in der Regel Gewinne, die sie den Milchbauern abpressen", sagt Duan.

Die Preiskämpfe in der chinesischen Milchindustrie begannen bereits im Jahr 2002. Damals waren sie aber noch nicht so intensiv und häufig wie heute, sondern traten nur zwei oder drei Mal pro Jahr auf. Seit 2004 hat sich der Wettbewerb drastisch verschärft.

Heute gibt es alle vierzehn Tage Verkaufsaktionen, da immer mehr Milchfirmen entsprechende Kampagnen beginnen. "Die Kosten werden an die Milchbauern weitergereicht. Die Preiskämpfe haben ihren Interessen bereits schwer geschadet", erklärt Duan. Duan drängt den Staat Maßnahmen zu ergreifen, um die Interessen der Milchbauern zu schützen. "Ähnlich den Subventionen für Getreide- und Schweinebauern kann die Regierung den Bauern entsprechend ihrer Milchproduktion oder der Anzahl der Milchkühe Unterstützung zukommen lassen."

Außerdem fordert Duan eine Optimierung der Zucht von Milchkühen. "Der Verkauf und das Schlachten der Kühe war ein schwerer Schlag für die Milchbauern. Aber dies hat auch zur Rationalisierung der Infrastruktur der Milchindustrie geführt, indem Kühe mit niedrigen Erträgen und schwer befruchtbare Kühe geschlachtet wurden", sagt Duan.

"Daraus lernen wir, das wir auch die Qualität unserer Herden erhöhen müssen", erklärt Duan. "Wenn die Preise niedrig sind, verursachen Kühe mit geringen Erträgen Verluste, während Kühe mit hohen Erträgen immer noch Gewinne produzieren. Die Regierung muss mit Abteilungen für Wissenschaft und Technik zusammenarbeiten, um dies zu verbessern."

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