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James Francis Thorpe
   2007-09-10 15:36:22    Seite Drucken    cri

  

Heute stellen wir Ihnen einen Athleten vor, den Sie noch vor 30 Jahren in keiner Siegerliste zu den Olympischen Spielen gefunden hätten. Seit 1982 wird ihm allerdings wieder die Ehre zu Teil, die ihm gebührt. Fangen wir aber von vorne an. Beginnen wir also mit der Geburt von James Francis Thorpe, genannt Jim Thorpe. Geboren wurde der kleine Jim am 28. Mai 1887 in einer kleinen Hütte in der Nähe von Prague in einem Indianerreservat. Seine Mutter Mary James war eine Potawatomi Indianerin, sie stammte vom letzten großen Häuptling der Sauk and Fox ab, von Häuptling Schwarzer Falke. Ihren Sohn Jim nannte sie auch Wa-Tho-Huk, was so viel bedeutet wie Stolzer Pfad und damit hatte sie den Lebensweg ihres Sohnes jedenfalls teilweise recht klar erkannt. Jim hatte einen Zwillingsbruder, der allerdings im Alter von neun Jahren verstarb. Jims Vater war ein irischer Schmied, was bedeutete, dass Jim kein amerikanischer Staatsbürger war, das wurde er erst im Jahre 1917. 1904 besuchte Thorpe die Carlisle Industrial Indian School in Pennsyvania, eine Einrichtung, die Indianern die Möglichkeit bot, eine theoretische und praktische Berufsausbildung zu erlangen. Hier wurde Jims unbeschreibliches Bewegungstalent entdeckt. Es schien, als gäbe es keine Sportart, die Jim nicht ohne große Mühe erlernen und perfektionieren könnte. Und obwohl der schlaksige Thorpe eigentlich, wie er selbst sagte, von Natur aus träge war, liebte er Sport. Vor allem Football und die Leichtathletik hatten es ihm angetan. In Carlisle bekam er die Chance sinnvoll und konsequent zu trainieren und bei seinem unbeschreiblichen Talent musste ihn das zu einem ganz großen machen. Die Football Legende Glenn Warner persönlich übernahm das Training des jungen Jim. Und er erkannte, welches Potential in diesem Jungen steckte. Sein mütterlicher Vorfahr, der große Häuptling Schwarzer Falke, wäre stolz auf ihn gewesen, war er doch selbst ein angesehener Krieger und Sportler gewesen. Vermutlich vereinten sich indianische Eleganz und Beweglichkeit und irische Kraft und Ausdauer in Thorpe zu einer unwiderstehlichen Mischung. Daher war Thorpe auch mit an Bord des Schiffes, dass die amerikanische Nationalmannschaft 1912 zu den Olympischen Spielen nach Stockholm brachte, Thorpe reiste als unbekannter Athlet an, aber das sollte sich ändern. Seine Mannschaftskameraden berichteten, dass Thorpe sogar auf dem engen Schiff fleißig trainiert hatte. Und das zahlte sich aus. Zunächst dominierte Thorpe den Fünfkampf. Es war unbeschreiblich, wie elegant sich der 1,85 Meter große Athlet bewegte. Thorpe war seinen Gegner deutlich überlegen und gewann mit einem enormen Vorsprung. Er stellte zudem einen neuen Weltrekord auf. Aber das war noch nicht alles. Nach dem Fünfkampf trat Thorpe auch beim ersten Zehnkampf in der Geschichte der Olympischen Geschichte an. Der Wettbewerb ging damals über drei Tage und auch hier zeigte sich Thorpes Überlegenheit. Er erreichte hervorragende 8.412 Punkte und siegte, die Konkurrenz hatte er wieder einmal deklassiert. Und das, obwohl er den Stabhochsprung bei einer Höhe von 3,25 Metern hatte abbrechen müssen. Er fühlte sich schlapp, weil er am Vorabend bereits ausgiebig gefeiert hatte. Dennoch reichte es zu einem weiteren Weltrekord. Kein geringerer als der schwedische König Gustav V überreichte Thorpe seine beiden Goldmedaillen. Der König verbeugte sich vor Thorpe und sagte: "Sir, Sie sind der größte Athlet der Welt." Der junge Thorpe, bodenständig und mit formellen Anlässen nicht vertraut sagte schlicht: "Danke König." Der Olympia-Sieger von Stockholm über die 1.500 Meter Abel Kiviat beschrieb Thorpes Überlegenheit folgendermaßen: Er war der beste Athlet, der jemals gelebt hat. Er war einfach ein Naturtalent. Es gab nichts, was er nicht konnte. Er brauchte nur jemandem bei einer Sportart zuschauen und es dann selbst versuchen, man konnte sicher sein, dass er in dieser Sportart dann auch schon besser war. Aber das Blatt sollte sich ganz bitter wenden. Denn 1913 fand ein Reporter heraus, dass Thorpe in den Sommerferien für ein halbprofessionelles Baseballteam gespielt hatte, er hatte 15 Dollar pro Woche dafür bekommen. Das reichte aus, um die Amateurstatus-Experten und -Verfechter des IOC, des Internationalen Olympischen Komitees, auf den Plan zu rufen. Sie erklärten, Thorpe habe aus materiellen Gesichtspunkten Sport betrieben und sei daher kein echter Amateur mehr. Er hätte nicht bei den Olympischen Spielen antreten dürfen. Seine Medaillen wurden ihm aberkannt, seine Erfolge aus allen Listen gestrichen. Thorpe wurde auf Lebenszeit gesperrt. Die Entscheidung zerstörte ihn.

Sein Mannschaftskamerad Chief Meyers von den New York Giants berichtete, eines Nachts habe Thorpe ihn geweckt. Er habe geweint, die Tränen seien ihm über die Backen gekullert und er habe gesagt. "Du weißt Chief, dass der König von Schweden mir diese Medaillen umgehängt hat, aber sie haben sie mir weggenommen. Aber sie gehören mir. Ich habe sie ehrlich und anständig gewonnen. Meyers sagte weiter, es habe Thorpe das Herz gebrochen, dass man ihm die Medaillen aberkannt habe, davon habe er sich nie wieder erholt.

Thorpe spielte zwar weiterhin sehr erfolgreich Football. Gleichzeitig spielte er auch 20 Jahre lang in der Minor und Major League erfolgreich Baseball. Außer ihm hat es nur ein anderer Spieler geschafft, sowohl Profi-Football als auch -Baseball zu spielen. Daneben versuchte er sich beim Film. Er setze sich für die Interessen der Indianer ein und gründete den amerikanischen Profi Football Verband, die Vorläufer-Organisation der NFL. Er wurde ihr erster Präsident, aber das war mehr ein repräsentativer Posten.

Als die Olympischen Sommerspiele 1932 in Los Angeles ausgetragen wurden, erinnerte man sich an den großen Athleten. Thorpe wurde aus Ehrengast ins Stadion eingeladen. 1950 wählte ihn die Assosiated Press zum größten Athleten des 20. Jahrhunderts. Hollywood drehte einen Film über sein Leben, Burt Lancaster spielte die Hauptrolle. Thorpe erhielt 1.500 Dollar für die Rechte. Der erste Zehnkampf-Olympiasieger starb 1953, zerstört vom Alkohol mit 65 Jahren an einem Herzinfarkt.

Dreißig Jahre später feierte der gedemütigte Athlet endlich seine Auferstehung: IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch überreichte Thorpes Tochter Gayle und seinem Sohn William zwei neu geprägte Goldmedaillen und seine Erfolge wurden wieder in die offiziellen Siegerlisten eingetragen. Samaranchs Vorgänger Avery Brundage, ein millionenschwerer Bauunternehmer, hatte sich der Rehabilitation dieses Ausnahmeathleten jahrzehntelang entgegengestellt. Vermutlich war es eine lebenslängliche Revanche, denn beim Zehnkampf 1912 in Stockholm waren Brundage und der außergewöhnliche Thorpe Gegner gewesen. Brundage war in Stockholm nur 14ter geworden.

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