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Hintergründe der steigenden Verbraucherpreise in China
   2007-09-05 18:00:57    Seite drucken   cri

Seit Anfang des Jahres sind die Verbraucherpreise in China augenfällig gestiegen. Besonders schnell erhöhte sich der Konsumentenpreisindex im Juli. Es handelt sich um die schnellste Preissteigerung seit zehn Jahren. Einige Beobachter sehen China bereits vor der Tür einer Inflation. Chinesische Ökonomen vertreten jedoch eine andere Ansicht. Nach ihrer Auffassung gibt es bislang keine Anzeichen für den Ausbruch einer allgemeinen Inflation.

In China sind die Verbraucherpreise seit Anfang des Jahres kräftig gestiegen. Gründe dafür sind unter anderem die Erhöhung der Preise für Getreide im vierten Quartal vergangenen Jahres und für Pflanzenöl und Schweinefleisch in diesem Jahr. Angaben des Staatlichen Statistikamts zufolge ist der Konsumentenpreisindex, ein Wert zur Messung von Inflation, im Juli um 5,6 Prozent gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht.

Die schnelle Steigerung der Verbraucherpreise hat bereits große Aufmerksamkeit im In- und Ausland ausgelöst. So gab es bereits Analysen, die von Anzeichen einer allgemeinen Inflation sprechen. Die Mehrheit der chinesischen Ökonomen teilt jedoch diese Auffassung nicht. Professor Zhao Xijun von der chinesischen Volksuniversität ist einer von ihnen. Der stellvertretende Direktor des Forschungsinstituts für Finanzen und Wertpapiermarkt der Universität sagt:

"Die jüngste Steigerung ist vor allem auf die Erhöhung der Kosten für Lebensmittel zurückzuführen. Da im Vergleich zu den Lebensmittelpreisen die Preise für industrielle Güter nur langsam gestiegen sind, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Preiserhöhung nicht ausschließlich durch die Erhöhung des Geldumlaufs verursacht wurde. Das Problem liegt vielmehr im Markt selbst, im unausgewogenen Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Also hat der Anstieg der Verbraucherpreise eher einen strukturbedingten Auslöser."

Auf die Erhöhung der Lebensmittel- Preise angesprochen sagt Professor Zhao Xijun, der weltweite Ertragsrückgang bei Getreide und die galoppierenden Preise für Erdöl hätten unmittelbar zu einem beträchtlichen Anstieg der Lebensmittelpreise in China geführt. Besonders zu erwähnen sei der stetige Anstieg des Ölpreises, da dies zur Folge habe, dass in vielen Ländern immer mehr Mais in die Herstellung von Biokraftstoffen wie Ethanol wandert. Diese unbedachte Konzentration auf die Ethanol-Produktion habe bereits weltweit eine Ausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage herbeigeführt. Diese Unausgewogenheit habe eine kontinuierliche Erhöhung der Getreidepreise auf dem Weltmarkt bewirkt. Und diese Entwicklung wirke sich unausweichlich auf die Getreidepreise in China aus.

Der Anstieg der Schweinepreise führt Professor Zhao Xijun vor allem auf die Erhöhung der Produktionskosten und die rückläufige Schweinezucht zurück:

"Der jüngste Preis-Anstieg ist durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren bedingt worden. Der wesentliche Faktor ist die Erhöhung der Produktionskosten. Besonders auffallend ist das Problem im Bereich der Schweinezucht. Seit dem vergangenen Jahr sind die Preise für Schweinefutter deutlich gestiegen. Die hohen Futterpreise haben die Kosten für Schweinefleisch nach oben getrieben. Hinzu kamen die Umsatz-Verluste im Schweinehandel im vergangenen Jahr. Durch die schlechte Ertragslage im vergangenen Jahr haben viele Schweinezüchter aufgegeben und den Beruf gewechselt. Hierdurch ist es zu einem Rückgang der Schweinebestände und somit zu einem beschränkten Angebot von Schweinefleisch auf dem Markt gekommen. Die Verteuerung für Schweinefleisch wirkte sich auf die Preise der Waren aus, die mit Fleisch als Ausgangsmaterial produziert werden."

Prof. Zhao sagt, es gebe zwar in China bislang noch keine Anzeichen für eine allgemeine Inflation. Lege man jedoch die Zyklen der Schweinezucht und der Getreideproduktion zugrunde, sei damit zu rechnen, dass die Verbraucherpreise in China für einen längeren Zeitraum nicht gesenkt werden könnten.

Schätzungen des Staatlichen Statistikamts zufolge müssten chinesische Konsumenten infolge des Preisanstiegs pro Kopf und Monat zwölf Yuan mehr ausgeben als im vergangenen Jahr. Die meisten Haushalte hätten damit keine Probleme und könnten sich die Mehrausgabe leisten. Zudem hat die chinesische Regierung bereits gezielte Maßnahmen ergriffen, um den Druck des Preisanstiegs auf finanziell schwache Familien zu reduzieren. Zu den Maßnahmen gehören in erster Linie die Erhöhung der Grundrente und der Mindest-Löhne sowie Zuschüsse zum Existenzminimum.

Die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform sowie Chinas Finanzministerium, Landwirtschaftsministerium und Handelsministerium haben koordinierte Maßnahmen getroffen, die Schweinezucht zu fördern und das Angebot zu stabilisieren. Gleichzeitig soll die Marktaufsicht verstärkt werden. Die Bemühungen haben bereits erste Erfolge erzielt. Zum Beispiel ist die Zahl der Zucht-Schweine im Juli gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um sieben Prozent gestiegen. Ein Trend zu sinkenden Schweinefleischpreisen ist bereits in Sicht.

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