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Kipchoge Keino
   2007-09-03 15:06:52    Seite Drucken    cri

Heute stellen wir Ihnen einen Athleten vor, der viele Menschen auch jenseits seiner sportlichen Erfolge begeistert. Er war der erste afrikanische Athlet, der einen Weltrekord aufstellte und begründete die Ära der Läufer aus Afrika. All dies wird aber gerne vergessen, wenn man über sein soziales Engagement spricht. Freuen Sie sich also auf das bunte Leben von Kipchoge Keino, dem Philantropisten.

Kips Jugend prädestinierte ihn nicht gerade dazu, ein erfolgreicher Olympionike und Menschenfreund zu werden. Er wurde 1940 in Kipsamo in den Nandi Bergen Kenias geboren. Seine Familie gehörte zum Stamm der Nandi. Schon als er drei Jahre alt war, starb seine Mutter, und auch sein Vater starb bald darauf. Sein Vater hatte ihm allerdings etwas mit auf den Weg gegeben, das sein Leben verändern sollte. Kips Vater, ebenfalls ein Langstreckenläufer, hatte Kip stets ermuntert, es ihm gleich zu tun. Aber zunächst sah es nicht danach aus. Kip musste Brunnen ausheben und Ziegen hüten, für die Schule fehlte das Geld. Allerdings war Kip so täglich stundenlang in enormer Höhe unterwegs, da seine Heimat 1.800 Meter über dem Meeresspiegel im kenianischen Hochland liegt, es war ein frühes Training und sollte sich später auszahlen. Mit zwölf durfte er dann endlich zur Schule gehen, mit 16 musste er sie aber bereits wieder verlassen, wieder war kein Geld da. Schließlich wurde sein unbeschreibliches Lauftalent entdeckt - offenbar auch ein Vermächtnis seines Vaters. Aufgrund seiner Begabung konnte er in den Polizeidienst eintreten, wo er als Konditionstrainer eingesetzt wurde. International begann sein Stern als Athlet in den 1960er Jahren aufzugehen. Sein erster großer internationaler Wettkampf waren die Commonwealth Games 1962 in Perth, Australien. Noch im selben Jahr stellte er einen neuen kenianischen Rekord über die Meile auf, spätestens da nahm die internationale Sportszene von ihm Notiz. Kipchoge Keino war der erste Afrikaner, der die Meile in einer Zeit von unter vier Minuten lief.

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio trat Kip Keino für Kenia an, das erstmals als unabhängige Nation an den Spielen teilnahm. Über 5.000 Meter wurde er fünfter, im 1.500 Meter-Lauf verpasste er knapp den Einzug ins Finale. Allerdings verbesserte er im darauf folgenden Jahr seine Form enorm, was sich in zwei Weltrekorden niederschlug, über 3.000 Meter verbesserte er den Weltrekord um sechs Sekunden. Sein Weltrekordlauf in sieben Minuten 39 Sekunden und sechs Hundertsteln war sein erster Lauf über diese Distanz überhaupt. Bei den ersten Afrika-Spielen holte Kip schließlich zwei Gold-Medaillen, über 1.500 und über 5.000 Meter. Seinen zweiten Weltrekord lief Kip über die 5.000 Meter. Er bewältige die Strecke in 13 Minuten 24 Sekunden und sechs Hundertsteln.

Seine große Stunde bei den Olympischen Spielen schlug allerdings 1968 in Mexiko City. Aufgrund seines jahrelangen Trainings in großer Höhe konnte man davon ausgehen, dass Kip Keino auf die Bedingungen im ebenfalls sehr hochgelegenen Mexiko City bestens vorbereitet sei. Wie immer trat der Kenianer ohne Trainer an, während seiner gesamten Karriere sollte er nie einen Trainer haben. Der erste Wettkampf waren die 10.000 Meter und es sah gut aus für Keino, er lief vorne mit. Aber er litt Höllenqualen, denn er kämpfte nicht nur gegen seine Gegner, sondern auch gegen schmerzhafte Gallensteine und eine gefährliche Gallenblaseninfektion. Nach 8.900 Metern brach Keino zusammen und stürzte unglücklicherweise in den Innenraum. Bevor die Sanitäter ihn erreicht hatten, rappelte er sich hoch und beendete das Rennen. Allerdings wurde er disqualifiziert, weil er bei seinem Sturz in den Innenraum die Bahn verlassen hatte. Die Ärzte rieten Keino, die Spiele abzubrechen, er gefährde sein Leben, wenn er weiterlaufe. Aber Keino war zäh, er war nicht nach Mexiko gekommen, um sich krank ins Bett zu legen. Er bereitete sich, wie er später sagte, mental auf die nächste Qual vor und trat auch bei den 5.000 Metern an. Unter schlimmen Schmerzen gewann er Silber. Danach suchte er wieder die Ärzte auf, seinem Zustand war das Rennen nicht gerade zuträglich gewesen. Aber als der Start für die 1.500 Meter näher rückte, wurde Keino unruhig und entschloss sich doch anzutreten. Er nahm den nächsten Bus Richtung Stadion. Zu allem Unglück blieb dieser Bus in einem üblen Verkehrsstau hängen. Kurzerhand stieg Keino etwa zwei Meilen vor dem Stadion aus und joggte bis ins Stadion, wo er kurz vor dem Start ankam. Der klare Favorit in diesem Rennen war der 20-jährige Amerikaner Jim Ryun, der Weltrekordhalter. Er war für seinen rasanten Schlussspurt bekannt. Aber vor den Spielen war er krank gewesen und es hatte sich gezeigt, dass er in der Höhe von Mexiko Probleme hatte. Keino hingegen hatte noch nie zuvor gegen Ryun gewinnen können. Nach seinem Aufwärmjogging durch den Verkehr legte Keino in diesem 1.500 Meter Lauf von Anfang an ein mörderisches Tempo vor. Damit wollte er sich vor dem Schlussspurt des Amerikaners schützen - und seine Taktik ging auf. Er kam mit einem Vorsprung von 20 Metern ins Ziel und gewann Gold. In der Geschichte dieses Wettbewerbs war dies der größte Vorsprung, den ein Sieger jemals herausgelaufen hatte.

1972 trat Kip Keino auch bei den Olympischen Spielen in München wieder an, obwohl er mit seinen 32 Jahren bereits vergleichsweise alt war. Über die 1.500 Meter erlief sich Keino diesmal Silber. Und obwohl er bislang nur sehr wenige Hindernisläufe bestritten hatte, trat er auch beim 3.000 Meter Hindernislauf an. Sein Talent und seine Ausdauer reichten aus, um ihn mit Gold zu belohnen. 1973 beendete Keino seine Karriere als Sportler. Insgesamt hatte er 20.000 US-Dollar verdient, verglichen mit heutigen Sportler-Einkommen fast nichts, aber es genügte, um eine Farm in Kenia zu kaufen. Hier baute Keino ein Waisenhaus auf. Er, der selbst mit drei Jahren seine Mutter verloren hatte, wollte nicht, dass andere Kinder ein ähnliches Schicksal erlitten wie er. Seine Frau Phillis und er haben bis heute mehr als 250 Kinder großgezogen, die meisten davon hat das Paar adoptiert. Sie selbst haben sieben leibliche Kinder. Heute gehören auch eine Schule und weitere soziale Einrichtungen zu Keinos Organisation.

Keino ist inzwischen der Präsident des kenianischen NOK. Er gilt als Begründer des Höhentrainings und liefert nach wie vor neue Erkenntnisse dazu.

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