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Unglaublich, aber wahr
   2007-08-27 16:02:29    Seite Drucken    cri

Hier sind wir wieder mit unserer neuen Sendereihe "Olympia kurios". Heute liefern wir Ihnen einige Geschichten rund um die Olympischen Spiele, die unglaublich, aber wahr sind. Wie beispielsweise die Geschichte des amerikanischen Viererbobs bei den Spielen 1928 in St. Moritz. Drei der vier Bobfahrer hatten einen Monat vor den Spielen noch nie in einem Bob gesessen. In der Pariser Ausgabe der New York Tribune hatte der Sportverband einen Monat vor den Spielen eine Anzeige geschaltet, um kräftige, junge Männer zu finden. Es meldeten sich unter anderem Nion Tucker, Geoffrey Mason und Richard Parke. Die drei wurden dann auch ausgewählt. 18 Tage vor dem Rennen nahmen sie das Training auf. Der 16-jährige Bill Fiske war der Fahrer des Bobs. So viel Unprofessionalität kann eigentlich gar nicht zum Erfolg führen, möchte man meinen - oder vielleicht eben doch. Der amerikanische Viererbob holte in St. Moritz jedenfalls die Goldmedaille.

Dora Ratjen sorgte für ein weiteres, unfassbares Kapitel der Olympischen Spiele. Bei den Spielen in Berlin 1936 trat Dora für Deutschland im Hochsprung an. In einem Krimi über drei Stunden erreichte Ratjen allerdings am Ende nur Platz vier, die Ungarin Ibolya Csak sicherte sich vor Dorothy Odam aus Großbritannien und Elfriede Kaun aus Deutschland Gold. Zwei Jahre später holte Dora Ratjen bei den Europameisterschaften in Wien dann mit der Weltrekordhöhe von 1,70 Meter Gold - dachte man jedenfalls zunächst. Allerdings hatte Dora Ratjen ihre Gegnerinnen schon immer irgendwie irritiert. Die tiefe Stimme von Dora war ihnen nicht geheuer und ihr Gefühl erwies sich als richtig. Nach dem Sieg stellte sich nämlich heraus, dass Ratjen ein Mann war. Zunächst nahm man an, Ratjen sei ein Hermaphrodit, dies erwies sich allerdings als falsch. Ratjen gab 1957 zu, dass er ein Mann sei, sein Taufname sei Herrmann. Er behauptete, die Hitlerjugend habe ihn dazu gezwungen, als Frau bei den Olympischen Spielen 1936 anzutreten. Das konnte aber nie stichhaltig belegt werden.

Aber nicht nur mit dem eigenen Geschlecht moschelten Athleten, um bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Polin Belisle nutze seine doppelte Staatsbürgerschaft beispielsweise geschickt, um bei zwei aufeinander folgenden Olympischen Spielen dabei zu sein. Belisle, in Honduras geboren, war in Belize aufgewachsen. Später erhielt er auch noch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Er wollte unbedingt an den Olympischen Spielen teilnehmen, wusste aber, dass er keine Chance hatte, ins amerikanische Team zu kommen. Er nahm aber zu Recht an, dass die Standards in Belize nicht so hoch sein würden. Er wandte sich also an die Offiziellen von Belize und bewarb sich als Olympiateilnehmer. Seinen Antrag untermauerte er mit Zeitungsausschnitten, die belegten, dass er den Long Beach Marathon in der beachtlichen Leistung von zwei Stunden, 36 Minuten und 18 Sekunden beendet hatte. Er hatte an diesem Marathon auch wirklich teilgenommen, wurde allerdings später aus der Wertung genommen, weil er streckenweise mit dem Taxi gefahren war und die Strecke auch sonst verkürzt hatte. Davon wussten die Behörden in Belize allerdings nichts - sie schickten ihn zu den Olympischen Spielen nach Seoul, in der Hoffnung, dass er dem Land Ehre machen würde. Belisle bestritt den Olympischen Marathon - und diesmal musste er auch die gesamte Strecke zurücklegen. Als letzter von 98 Startern kam er nach drei Stunden, 14 Minuten und zwei Sekunden ins Ziel. Belizes Offizielle waren alles andere als begeistert über ihren Neuzugang. Einem weiteren Einsatz für Belize stimmten die Offiziellen nicht zu.

Aber das konnte Belisle nicht entmutigen. Unter einem neuen Namen, als Apolineria Belisle Gomez bewarb er sich bei den Offiziellen in Honduras. Wieder überzeugten seine Zeitungsberichte und er wurde zu den Spielen geschickt. Der Schwindel flog erst auf, als andere Läufer aus Belize den Namen des ungeliebten Athleten auf der Startliste sahen. Nachdem das NOK von Belize die Offiziellen in Honduras über Belisles Vergangenheit aufgeklärt hatte, wurde Belisle von den Spielen ausgeschlossen. Allerdings hatte man vergessen, ihm auch die Startnummer und den Athletenausweis abzunehmen. Belisle mischte sich also unter die Starter und führte das Feld auf den ersten eineinhalb Kilometern sogar an, nur um dann im Publikum zu verschwinden. Er verabschiedete sich eben auf seine Art von den Spielen.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote aus den Anfangsjahren der Olympischen Spiele. Bei den Spielen 1924 in Paris kam der Finne Erik Vilén beim Hürdenlauf als Dritter ins Ziel. Dennoch stellte er einen neuen Olympischen Rekord auf. Das war aufgrund des damals geltenden sehr außergewöhnlichen Reglements möglich. Denn, der Erstplazierte hatte im Lauf eine Hürde umgerissen und eine so erreichte Zeit konnte für einen Rekord nicht in Betracht gezogen werden. Der zunächst Zweitplatzierte hatte eine Hürde regelwidrig genommen und wurde disqualifiziert. Vilén wurde zweiter mit neuem Olympischen Rekord.

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