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Maler Lou Shibai
   2007-08-23 21:40:16    Seite drucken   cri

Lou Shibai ist ein Schüler Qi Baishis, dem Meister der chinesischen Tuschmalerei. Lou hat sich in der chinesischen Kunstszene einen guten Namen gemacht. In diesem Jahr feierte der Künstler seinen 90. Geburtstag. Seit 75 Jahren ist er zudem als Maler tätig, er begann damit in diesem Jahr auch noch ein Berufsjubiläum.

Die chinesische Tuschmalerei, die auf eine Geschichte von mehr als einem Jahrtausend zurückblicken kann, ist mit der traditionellen chinesischen Kultur und Geschichte eng verbunden. Die Tuschmalerei ist die Visualisierung des Gedankenguts chinesischer Literaten. In der traditionellen chinesischen Malerei sollen der Charakter und der persönliche Geschmack des Malers erkennbar sein. Die Malerei folgt der Philosophie der höchsten Harmonie zwischen Mensch und Himmel, dies war das höchste Ideal der chinesischen Künstler der Antike.

Die Harmonie zwischen Mensch und Himmel zeigte sich auch in einem harmonischen Miteinander der Menschen mit ihrer Umgebung, in der Harmonie zwischen den menschlichen Gefühlen und der Natur. Blumen, Bäume, Vögel und andere Tiere sowie Berge, Gewässer, Sonne und Mond standen in einem Gemälde sinnbildlich für die Gefühle des Malers. Lou Shibais Lehrer war Qi Baishi, ein sehr angesehener Meister der chinesischen Tuschmalerei. Qi Baishi ist etwa so bekannt wie Pablo Picasso. Picasso hat im Übrigen einige Bilder Qi Baishis nachgeahmt, um die chinesische Malerei zu erlernen.

Aber zurück zu Lou Shibai. Er wurde 1918 in der zentralchineisischen Provinz Hunan geboren. Mit 14 Jahren begann Lou Shibai bei Qi Baishi die Tuschmalerei zu erlernen. 25 Jahre lang, bis zu seinem Tod, unterrichtete der große Meister Lou Shibai. Sein Lehrer habe bis heute großen Einfluss auf seine Arbeit, die Zeit mit ihm habe sich tief in sein Gedächtnis eingegraben, sagt Lou Shibai:

"Ich habe keine Standard-Ausbildung durchlaufen. Denn, ich studierte an der Fakultät für bildende Kunst der Furen-Universität, nahm aber gleichzeitig Stunden bei Qi Baishi. Zwischen Qi Baishi und mir entwickelte sich ein Vater-Sohn-Verhältnis. Er war ziemlich streng zu mir, wenn ich beim Malen Fehler machte. Einmal habe ich einen Fisch gemalt. Ich dachte, es sieht wie ein Fisch aus, es ist OK! Qi Baishi sagte, ich müsste das Objekt genauer studieren. Ein Karpfen habe in der Regel 32 Schuppen. Wer nicht genau beobachten könne, könne das Wesentliche nicht richtig wiedergeben, sagte er mir."

Lou Shibai war einer der Lieblingsschüler von Qi Baishi. Er erlernte sowohl die Landschaftsmalerei als auch die Vogelmalerei, aber auch die Kalligraphie. In all diesen Bereichen übernahm er Qi Baishis Techniken, Lou Shibais Stil ist wie der seines Lehrers schlicht und sehr ästhetisch. Oft werden Lou Shibais Bilder irrtümlicherweise für Werke von Qi Baishi gehalten. Qi Baishi sagte vor seinem Tod, Lou Shibai habe einen ähnlichen Malstil wie er, auch charakterlich sei er ihm sehr ähnlich. Lou Shibai sei kreativ und werde bestimmt ein erfolgreicher Maler werden.

Qi Baishis Credo hieß, in der Malerei ständig Neues hervorzubringen. Lou Shibai hat das stets beherzigt, in den vergangenen mehr als 40 Jahren hat er daher einen Durchbruch beim Einsatz von Farbe in der traditionellen chinesischen Tuschmalerei erzielt. Er hat Wasserfarben und Farbstoffe der Guaschmalerei eingeführt und damit das Farbspektrum der Tuschmalerei erheblich erweitert. Lou Shibai sucht ständig nach neuen Ideen für seine Kunst. Er erweiterte die Schule von Qi Baishi um weitere Themen. Qi Baishis Schüler hatten beispielsweise nie Entenbabys gemalt. Lou Shibai malte Entenbabys, sie wirken sehr echt und niedlich. Die Bilder von Lou Shibai zählen wie die Krabbenbilder seines Meisters Qi Baishi, wie die berühmten Pferdebilder Xu Beihongs und die Ochsenbilder Li Kerans zu den Meisterwerken der chinesischen Malerei. Yu Wenzhou von der Beijinger Kunstakademie sagt über Lou Shibais Werke:

"Lou Shibais künstlerische Leistung ist außerordentlich. Seine Bilder zeigen viele Elemente der Schule Qi Baishis, dennoch hat er einen eigenen Stil entwickelt. Als Lou Shibais Bilder der Entenbabys zu Beginn der Reform und Öffnung Chinas in der Nationalgalerie ausgestellt wurden, lösten sie ein großes Echo in der Kunstszene aus. Kunstkritiker sprachen vom großen Durchbruch der Schule von Qi Baishi. Denn Qi hat nie Enten gemalt. Lou Shibais Bilder waren ein interessanter neuer Ansatz, aber nicht nur thematisch, auch technisch ging er neue Wege."

Trotz seines hohen Alters ist Lou Shibai heute noch bereit, sich auf neue Dinge und auf Veränderungen einzustellen. Er macht sich dafür stark, Neues auszuprobieren und anzunehmen, dabei aber die Traditionen zu erhalten und zu respektieren. Auch fremde Einflüsse, beispielsweise aus dem Ausland, könnten die eigene Arbeit bereichern, sagt Lou Shibai. Aufgrund seiner Offenheit hat Lou Shibai in vielen Beireichen neue Maßstäbe gesetzt, er hat die Malwerkzeuge, die Farbanwendung und die Maltechnik verändert und er hat neue Themen in die Tuschmalerei eingeführt. Lou Shuze, Lou Shibais Sohn, lebt in Kanada und lehrt dort chinesische Malerei. Die Offenheit seines Vaters in der Kunst beeindruckt ihn sehr:

"Mein Vater besucht mich oft in Kanada, er hat dort ein paar Freunde und auch einige Schüler. Ich stelle ihm meine kanadischen Freunde aus der Kunstszene vor, oft begleitet er mich zu Kunstausstellungen. Er ist stets ruhig und sehr offen, auch gegenüber der zeitgenössischen Kunst. Er denkt immer darüber nach, wie er diese neuen Ideen in sein künstlerisches Schaffen integrieren kann. Das beeindruckt mich sehr. Nach einem Kanada-Aufenthalt schafft er stets etwas Neues."

Anlässlich der Olympischen Spiele 2008 in Beijing hat Lou Shibai das Werk "Harmonische Blütezeit" geschaffen. Die Friedenstaube und die leuchtendroten Kakis symbolisieren Frieden und eine glanzvolle Epoche. Drei Monate arbeitet Lou Shibai an diesem Bild:

"Für das künstlerische Schaffen sind viel Lebenserfahrungen sehr hilfreich, aber man muss sich auch viele Gedanken machen und Gefühle und Leidenschaft empfinden. Nach der erfolgreichen Bewerbung Beijings um die Austragung der Olympischen Spiele 2008 habe ich lange darüber nachgedacht, wie ich die Fröhlichkeit der Chinesen zum Ausdruck bringen kann. Ich habe drei Monate lang gemalt. Aus mehreren Rohfassungen habe ich mich dann für diese entschieden."

Lou Shibai setzt sich seit langem für die Erforschung der Maltechnik von Qi Baishi und deren Verbreitung ein. 1989 wurde die nach ihm benannte "Shibai Kunststudiengesellschaft" gegründet. Das Ziel der Gesellschaft ist, die Maltechnik Qi Baishis an kommende Generationen weiter zu geben.

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