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Chen Qin, Bewahrerin der Volkskunst
   2007-08-16 14:21:20    Seite drucken   cri

Im Zuge der Urbanisierung werden einige traditionelle Volkskünste mehr oder weniger vernachlässigt. Ein Beispiel dafür ist das über 200 Jahre alte "Daguge" (Trommelschlaglied), das im Kreis Wuning in der zentralchinesischen Provinz Jiangxi beheimatet ist.

Die Bewohner der Bergdörfer im Kreis Wuning singen gerne Trommelschlaglieder zur Unterhaltung und zur Entspannung, wenn sie gerade bei der Feldarbeit sind. Dabei schlägt einer die Trommel und die anderen singen im Chor. Das Trommelschlaglied aus Wuning ist inzwischen in die Schwerpunktliste des immateriellen Kulturerbes auf Provinzebene aufgenommen worden.

In die Region hineingeboren wuchs Chen Qin mit dem Trommelschlaglied und der Caicha-Oper (Oper des Teepflückens), einer Lokaloper der Region, auf. Da der Kreis Wuning in einer Bergregion liegt, leben die dort heimischen Bauern zu einem großen Teil vom Teeanbau. Das Trommelschlaglied dient zur Unterhaltung der Teebauern. Sich an ihre Kindheit erinnernd, sagt Chen Qin:

"Damals gab es auf dem Land kein Fernsehen, und nur ganz selten hatte man damals die Gelegenheit, sich Filme anzusehen. Das "Daguge" zu singen machte den Dorfbewohnern große Freude."

Chen Qins Großvater war ein bekannter Trommelschläger in der Region. Er wurde oft zu Vorführungen eingeladen, als Chen Qin noch ein kleines Kind war. Beeinflusst von der Familie, hat Chen Qin allmählich ein großes Interesse an dieser heimatlichen Kunst entwickelt. 1984 begann Chen Qin ihr Studium der Caicha-Oper. Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitete Chen Qin jahrelang als Darstellerin im Caicha-Opernensemble des Kreises Wuning. Die Caicha-Oper wurde für eine bestimmte Zeit Teil ihres Lebens. Als das Opernensemble des Kreises 1993 aufgelöst wurde, konnte Chen Qin sich kaum auf diese Veränderung einstellen. Zwei Jahre später verließ Chen Qin ihre Heimat und suchte in verschiedenen Großstädten nach Möglichkeiten für ihre persönliche Entwicklung. Aber sie fühlte sich dort fremd und nicht sehr wohl:

"Das leuchtende Stadtbild und die Hochhäuser waren ungewohnt für mich. Ich bin in den Bergen aufgewachsen. In Großstädten atme ich keine Bergluft, höre kein Vogelzwitschern und auch kein Murmeln des Bächleins. Das Großstadtleben passt einfach nicht zu mir."

Zufällig lernte Chen Qin einige Ausländer kennen. Bei einem Treffen mit ihnen trug Chen Qin ein paar Dagu-Lieder aus ihrer Heimat vor. Die klangvollen Heimatlieder beeindruckten die Anwesenden sehr. Dazu sagt Chen Qin:

"Einige amerikanische Freunde baten mich, Berglieder aus meiner Heimat zu singen. So habe ich ein paar Dagu-Lieder sowie Ausschnitte einer Caicha-Oper gesungen. Die klangvollen Melodien entzückten die Amerikaner sehr."

Dies ermutigte Chen Qin dazu, in ihre Heimat zurückzukehren und die Volksmusik dort zu bewahren und bekannter zu machen.

Mit dem Gepäck auf dem Rücken und der Kamera in der Hand hinterließ Chen Qin in fast jeder Ecke von Wuning ihre Spuren, um alte Sänger von Volksliedern aufzusuchen. In der abgelegenen Gemeinde Donglin besuchte sie den Sänger Meng Fanlin, der noch gemeinsam mit ihrem Großvater am ersten Treffen der Dagu-Liedersänger teilnahm. Der Besuch erschütterte Chen Qin sehr:

"Opa Meng fing an, Dagu-Lieder zu lernen, als er 18 Jahre alt war. Jetzt ist er 78 Jahre alt. Ich fragte ihn, ob er heute noch Dagu-Lieder singt oder solche Lieder anderen beibringt. Diese veralteten Dinge interessierten heute keinen, antwortete er. Es tat mir leid, das zu hören. Sollten die Lieder nicht gerettet werden, würden 20 Jahre später die originellen Dagu-Lieder und die Caicha-Oper kaum noch zu hören sein."

Der Mangel an gutem Nachwuchs plagt die alten Volkskünstler sehr. Wie bei anderen Volkskunstformen sind auch die Dagu-Lieder von Generation zu Generation mündlich überliefert worden. Da die Volkskünstler alle in einem hohen Alter sind, ist diese Kunstform vom Aussterben bedroht. Chen Qin übernahm daher auf eigene Initiative hin die Verantwortung zur Rettung und Fortführung der Dagu-Lieder und der Caicha-Oper. Dazu sagt sie:

"Ich habe eine ganze Menge Melodien der originellen Caicha-Oper und der Dagu-Lieder gesammelt und sie dann auf DVD aufgezeichnet. Das Tonmaterial, das ich gesammelt habe, ist ins Archiv des Kulturministeriums gegangen. Dies betrachte ich als eine staatliche Anerkennung der Caicha-Oper und der Dagu-Lieder bei uns in Wuning."

Chen Qin hat mittlerweile insgesamt 20.000 Dagu-Lieder aufgezeichnet. 2005 wurde das Buch "Bergdorf, Bergtrommel, Berglieder - Opas Geschichte" von Chen Qin herausgegeben, das von Branchenkennern sehr geschätzt wird.

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