Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Der Marathon - mehr als ein Wettlauf (1)
   2007-08-13 16:07:58    Seite Drucken    cri

In weniger als einem Jahr ist es endlich wieder so weit. Millionen Menschen werden mit ein bisschen Gänsehaut verfolgen, wie das Olympische Feuer wieder einmal in einem fantastischen Stadion entzündet wird, vier Jahre Warten haben dann ein Ende - die Olympischen Spiele sind wieder einmal eröffnet. Dann werden sie wieder geschrieben, die Erfolgsstories von Sportlern, für manche wird es das Karriereende sein, Rekorde werden gebrochen werden, alles Teil der Olympischen Geschichte, die später in unzähligen Statistiken und Listen nachvollziehbar sein wird.

Aber es ereignet sich weit mehr bei den Olympischen Spielen. Das, was am Rande der Spiele passiert, die bunten Episoden aus Emotion und mit einer gehörigen Portion Ironie. Diese kleinen Dinge, die manchmal direkt vor den Augen aller Fans passieren, die man aber kaum wahrnimmt, spricht die kleinen Dinge, die Olympische Spiele zu weit mehr werden lassen, als zu einem großen Sportereignis.

In unserer neuen Sendereihe wollen wir Ihnen genau diese Momente schildern, Buntes, Kurioses der Olympischen Spiele. Freuen Sie sich darauf, dass Sie zu einem echten Olympia-Kenner werden. Hören Sie also jede Woche rein in unsere Sportwelt von Radio China International.

Heute fangen wir gleich mal mit einem Klassiker an, denn keine andere olympische Disziplin ist so reich an Kuriositäten und bunten Geschichten wie der Marathon.

Dabei ist schon die Entstehungsgeschichte des Marathonlaufs reichlich dubios. Nach dem Sieg der Griechen über ein übermächtiges Perserheer in der Schlacht bei Marathon 490 vor Christus soll ein Bote ins etwa 40 Kilometer entfernte Athen gelaufen sein, um die frohe Botschaft zu verkünden. Nach seiner Ankunft bracht der völlig erschöpfte Läufer zusammen und starb. Allerdings findet sich dieser erste Marathonlauf der Geschichte nicht in den historischen Quellen dieser Zeit, erst 500 Jahre später berichtet Plutarch von der tragischen Figur des Marathonläufers. Herodot, ein Zeitzeuge der Perserkriege, berichtet allerdings, dass ein Bote mit dem Namen Pheidippides von Marathon aus nach Sparta geschickt worden sei, um Sparta wenige Stunden vor der Schlacht gegen die Perser um Unterstützung zu bitten. Hätte sich Baron Pierre de Coubertin bei der Einführung des Marathons bei den Spielen der Neuzeit an dieser historischen Quelle orientiert, hieße der Marathon heute vielleicht Spartathon und ginge über 250 Kilometer. Bei den antiken Olympischen Spielen wurde der Marathon jedenfalls nie ausgetragen. Erst 1896 wurde der Lauf der Leiden Teil des olympischen Programms, Coubertin wollte durch diese Verknüpfung mit der griechischen Geschichte zeigen, dass die modernen Spiele in der Tradition der antiken Spiele standen.

Und schon der erste olympische Marathonlauf 1896 war reichlich kurios. Der Lauf führte nach vermeintlich historischem Vorbild von Marathon nach Athen, allerdings sind das etwas weniger als 40 Kilometer, eine weitere Kuriosität dieser Sportart, zu der wir später noch kommen werden. Der erste olympische Marathonsieger war Spiridon Louis, passenderweise ein Grieche. Er war ein Schafhirte, der in Athen als Wasserträger arbeitete. Er hatte sich im Gegensatz zur Konkurrenz seine Kräfte richtig eingeteilt und sein künftiger Schwiegervater hatte ihn entlang der Strecke besonders versorgt. Denn, etwa zehn Kilometer vor dem Ziel reichte der clevere Schwiegervater Spiridon Louis ein Glas Cognac, danach war der Schafhirte nicht mehr einzuholen. Im Ziel wollte man dem neuen Volkshelden die Beine massieren, was dieser entschieden ablehnte, so waren sie, die Helden von damals, harte Jungs. Und dazu noch sehr bescheiden: Spiridon Louis wünschte sich als Siegprämie ein Pferd und einen Karren. Seinem täglichen Training wird das allerdings geschadet haben, denn nun musste er weniger zu Fuß gehen. Wir wissen es leider nicht, denn Spiridon Louis trat nie wieder bei einem Marathon an.

Bereits bei den Spielen 1900 in Paris sorgte der olympische Marathonlauf schon wieder für bunte Meldungen. Ein Zeitzeuge berichtete: "Das Rennen war eine Farce, denn wer konnte schon mit jenen Pariser Läufern konkurrieren, die die Stadt wie ihre Westentasche kannten? Sie schnitten die Kurven ab und fanden auch sonst allerhand Schliche, um ihren Konkurrenten gegenüber einen Vorteil rauszuholen." Das erklärt, warum sich der später fünftplazierte Amerikaner Arthur Newton wunderte, warum er nur fünfter wurde, während ihn auf der Strecke aber niemand überholt hatte. Er habe die Führung auf der Hälfte der Strecke übernommen, und es werde ihm ewig ein Rätsel bleiben, warum andere vor ihm im Ziel gewesen seien, wenn ihn doch niemand überholt hätte. Sein hinter ihm platzierter Landsmann Dick Grant gab an, dass er von einem Radfahrer umgefahren worden sei, als er versuchte, einen Franzosen zu überholen. Der umjubelte Sieger dieses offensichtlich sehr patriotisch ausgeführten Marathons war natürlich ein Franzose: Der Bäckerjunge Michel Théatro, der kannte die Schleichwege vermutlich vom Semmelnaustragen.

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)