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Magnus Wislander
   2007-08-13 15:40:12    Seite Drucken    cri

Mannschaftssportarten bringen selten Legenden hervor, denn die Mannschaft ist schließlich der Star, und es ist oft schwierig oder ungerecht, nur einen Athleten hervorzuheben. Und dennoch gibt es immer wieder Mannschaftssportlegenden, ohne die ein Team einfach nur halb so gut wäre, die ein Team führen, es motivieren, denen sich alle im Team bereitwillig beiordnen, weil sie wissen, dass sie dann am besten sind. Magnus Wislander ist so einer und bei allem Erfolg ist er dennoch ein tragischer Olympia-Held.

Der internationale Handballverband kürte diesen Ausnahmeathleten 1999 zum Welthandballer des Jahrhunderts. Auf diese Auszeichnung ist Wislander natürlich stolz, es sei eine große Ehre für ihn, sagte er in einem Interview, aber als echter Mannschaftsspieler fühlt er sich damit auch ein bisschen unwohl. Denn, sagte er weiter, in einer Mannschaftssportart solle es keinen besten Spieler geben. Ohne meine Mitspieler hätte ich diesen Titel nie bekommen können. Aber er ist auch Realist. Vielleicht gab es Spieler, die ein oder zwei Jahre lang besser waren als ich, aber ich habe 16 Jahre auf einem sehr hohen Niveau gespielt, im Angriff und in der Abwehr, fügte er an. Recht hat er, hier ein paar Zahlen, die das eindrucksvoll belegen können.

1985 bestritt der 21-jährige Wislander sein erstes Spiel für die schwedische Nationalmannschaft. Bis zum Jahr 2004 lief er 384 bei Länderspielen für Schweden auf und erzielte dabei 1.185 Tore, das sind im Schnitt pro Spiel drei Tore ? und das 19 Jahre lang. In dieser Zeit hat Wislander fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Er wurde fünfmal schwedischer Meister, mit seinem deutschen Club THW Kiel wurde er siebenmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, mit Schweden holte er viermal den Europameister-Titel und zweimal gewann das Team die Weltmeisterschaft. Außerdem wurde er zweimal Vize-Weltmeister und zweimal WM-Dritter. Sein deutscher Verein, der THW Kiel, für den er von 1994 bis 2002 spielte, vergibt die von Wislander getragene Trikotnummer 2 ihm zu Ehren nicht mehr.

Viel mehr kann ein Sportler nicht erreichen, aber eben doch ein bisschen mehr: Olympisches Gold. Zum ersten Mal war Wislander 1988 in Seoul bei Olympischen Spielen dabei, Schweden belegte damals den fünften Platz. Das hatte gereicht, um im jungen Spieler Wislander den Wunsch zu wecken, bei diesem Sportereignis einmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Für ihn waren Olympische Spiele das größte und schönste, was ein Sportler mitmachen könne. Die Spiele seien ein Erlebnis, etwas Besonderes. Man lerne viele tolle Leute kennen. Sein erklärtes Ziel sei eine olympische Goldmedaille. 1992 in Barcelona wollten es die Schweden schaffen, ungeschlagen zogen sie ins Finale ein und verloren dann denkbar knapp gegen das Team der ehemaligen Sowjetunion mit 20 zu 22. Vier Jahre mussten die Athleten auf eine weitere Chance warten, in Atlanta 1996 sollte der Traum wahr werden. Wislander hatte große Erwartungen. Wieder erreichten die Schweden das Finale ohne eine Niederlage, dort trafen sie auf Kroatien. Es wurde eine dramatische Begegnung und Magnus Wislanders persönliches Trauma. Die Schweden verloren am Ende erneut, mit 26 zu 27. Diese Niederlage sei deshalb so schmerzhaft, weil sie die erste Halbzeit total verschlafen hätten, sagte Wislander später. Und in den vier Jahren bis zu den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gab er stets an, sein größter Wunsch sei, das Olympia-Finale von 1996 wiederholen zu können. Im Jahr 2000 wollten die Schweden die olympische Goldmedaille aus Sydney unbedingt mit nach Hause nehmen. Wieder hatten sie bis zum Finale eine makellose Bilanz, ungeschlagen zogen sie ins Finale ein. Russland hieß der Gegner - und wieder griff Wislander erfolglos nach Gold. Mit 28 zu 26 besiegte das russische Team die Schweden. Trotz des eindrucksvollen Auftritts der schwedischen Mannschaft mit Magnus Wislander bei vier Olympischen Spielen, in denen das Team 23 Spiele gewinnen konnte und nur fünf verlor, reichte es einfach nie zu Gold. Und dennoch ist Wislander ein ganz großer der Spiele, der drei olympische Handball-Finals zu Krimis gemacht hat. Er, der nie ein Brecher aus der zweiten Reihe war, der nur Spielzüge zeigte, die Hand und Fuß hatte, lenkte das Team. Er war der Kopf und seine Spielintelligenz und Cleverness sorgten dafür, dass jedes Spiel ein Genuss wurde. Er war technisch und taktisch so gut, dass er den beim Handball üblichen harten Körpereinsatz nicht brauchte. Trotz seiner 1,94 Meter bewegte er sich derart geschmeidig, dass seine schwedischen Teamkameraden ihm den Spitznamen Slangen verliehen. Slangen bedeutet Schlauch und den Namen fing sich Wislander bei der EM 1986 ein. Per Carlen, ein Teamkamerad, sah im Hotelflur einen Feuerwehschlauch liegen. Das erinnere ihn an Wislander, wenn er in eine Lücke zwischen zwei Gegenspielern springe, die eigentlich gar nicht da sei, sagte er. Magnus Slangen Wislander hatte seinen Namen weg. Auch wenn es bei Olympischen Spielen dreimal "nur" zu Silber reichte, ist Wislander eine Ikone des Handballs. Und dabei war er eigentlich nur zufällig zum Handball gekommen, damals 1974. Weil in Schweden im Winter draußen kein Fußball gespielt wurde, begleitete der zehnjährige Magnus einen Freund zum Handball - und blieb. Was für ein Glück für ihn und den internationalen Handball, dass der Winter in Schweden so lang und hart ist, sonst hätte der kleine Magnus vielleicht nie gemerkt, dass er den Ball mit der Hand noch viel besser beherrschte als mit dem Fuß.

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