Der klassische chinesische Mondkalender teilt das Jahr in 24 annähernd gleiche Zeitabschnitte, die verschiedene Namen tragen. Diese 24 Zeitabschnitte existieren seit mehr als zwei Jahrtausenden. Sie sind das Ergebnis langfristiger Forschungen von Astronomen und Meteorologen im alten China, die Veränderungen von Wetter, Temperatur und Niederschlag widerspiegeln. Die 24 Zeitabschnitte wirken als Leitprinzip für landwirtschaftliche Aktivitäten und beeinflussen das Leben der Chinesen in vielerlei Hinsicht. In den folgenden Minuten lernen Sie den Zeitabschnitt Liqiu (Herbstanfang) kennen, den Tag, an dem in China der Herbst beginnt.

Der Zeitabschnitt Liqiu (Herbstanfang) beginnt in der Regel am 7., 8. oder 9. August. In diesem Jahr fiel er auf den 8. August. Liqiu bringt das Ende des heißen Sommers und den Beginn des kühlen Herbstes mit sich.

Nach meteorologischer Definition beginnt der Herbst, wenn die Tagestemperaturen fünf Tage hintereinander unter 22 Grad Celsius liegen. Wegen der großen geographischen Ausdehnung ist der regionale Unterschied von Wetter und Temperaturen in China groß. Beeinflusst von der globalen Klimaerwärmung in den vergangenen Jahren liegt die Tagestemperatur in den meisten chinesischen Regionen zu Beginn des Liqiu noch über 22 Grad Celsius. Erst nach Mitte September beginnt der Herbst richtig. Der chinesische Volksmund spricht auch vom "Herbsttiger", da die Temperaturen nach Beginn des Liqiu manchmal noch 35 bis 40 Grad Celsius erreichen. Wie ein Tiger, dessen Wut auf einmal ausbricht.

Liqiu ist ein wichtiger Zeitabschnitt für die Bauern, denn er ist eng mit der Ernte des Jahres verbunden. Es gibt in China viele Bauernsprüche, die das Wetter vorhersagen und für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten von wegweisender Bedeutung sind. Zum Beispiel "Weht der Wind vor dem Herbstanfang aus dem Norden, kommt es nach dem Herbstanfang zu Niederschlägen. Weht der Wind nach dem Herbstanfang aus dem Norden, kommt es im Winter zu großer Dürre." Solche Sprüche sind das Ergebnis der Weisheit chinesischer Bauern, die sie auf der Grundlage ihrer landwirtschaftlichen Arbeit entwickelt haben.

Die Chinesen pflegen bis heute viele Sitten und Gebräuche, die mit dem Zeitabschnitt "Liqiu" zu tun haben. Das "Fettansetzen" ist so eine Sitte, die allgemein praktiziert wird. Liebhaber des Feuertopfes laden an diesem Tag Freunde und Verwandte zu einem Lammfleisch-Feuertopf ein, um das Sommerende zu feiern. Die Sitte des Fettansetzens basiert auf Theorien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der TCM gilt der Herbst als die beste Saison zur Körperkräftigung. Aufgrund des kälteren Wetters muss der menschliche Körper Wärme für den kommenden Winter speichern. Die Einnahme von Nahrungsmitteln mit warmem Charakter wie etwa Rind- oder Lammfleisch, dient der Gesundheitspflege der Menschen.

Die Tibeter halten zudem den Herbst als die beste Saison für das Baden. Ein Herbstbad entfernt Unheil und Krankheiten, glauben die Tibeter. In Tibet und Sichuan in Südwestchina wird im August das "Fest zum Herbstgruß" gefeiert. Am Rande dieses Festes finden Vorführungen von tibetischen Opern, religiöse Zeremonien und Badeveranstaltungen statt, wodurch die Wertschätzung der Tibeter dem Herbst gegenüber zum Ausdruck gebracht wird.