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John Jesus Flanagan
   2007-08-06 17:02:21    Seite Drucken    cri

Nachdem wir Ihnen in der vergangenen Sendung mit Sebastian Coe einen sehr bekannten Athleten der Neuzeit vorgestellt haben, wenden wir uns heute wieder einer unbekannteren Olympia-Größe zu, einem, der in den Anfangsjahren der Olympischen Spiele, als alles noch weniger professionell zuging, dabei war. Und irgendwie passt der bodenständige Athlet John Jesus Flanagan auch nur in diese Zeit.

Der stämmige, etwas untersetzte Hammerwerfer dominierte das Hammerwerfen bei drei Olympischen Spielen, bei denen im Jahr 1900, 1904 und 1908. Aber fangen wir chronologisch an. John Jesus Flanagan, der Mann mit dem wirklich katholischen Namen, wurde am 9. Januar 1873 in Kilbreedy Irland geboren. Die harten Lebensbedingungen in Irland und die große Armut in seiner Heimat zwangen John Jesus Flanagan im Alter von 24 Jahren, sein Glück in den USA zu suchen. 1897 kam er nach New York, allerdings nicht als Niemand, sondern bereits als Weltrekordhalter im Hammerwerfen. Den Weltrekord hatte er am 30. Mai 1897 mit einer Weite von 45,93 Metern bei den AC Gamens in Bayonne New Jersey aufgestellt. Als ambitionierter Sportler trat Flanagan dem New York Athletic Club bei. Der irische und um ganz genau zu sein, Bürger des britischen Empire, vertrat die USA bei internationalen Sportveranstaltungen, heute undenkbar, damals kein Problem. Als Mitglied der amerikanischen Mannschaft reiste Flanagan daher auch zu den Olympischen Spielen 1900 in Paris. Völlig unangefochten gewann er die Goldmedaille im Hammerwerfen, seinen amerikanischen Teamkollegen Truxton Hare deklassierte er regelrecht, indem Flanagan den Hammer 4,75 Meter weiter warf als Hare. Hare und Josiah McCracken, beides amerikanische College-Footballspieler, sicherten sich Silber und Bronze. Flanagan war der einzige amerikanische Medaillengewinner, der kein College-Sportler war.

Bevor wir die Karriere von John Jesus Flanagan, denn er hat noch mehr zu bieten, weiter verfolgen, hier ein paar Takte zum Hammerwerfen. Bei den Männern ist der Hammerwurf seit 1900 olympisch, Flanagan nahm also an den ersten olympischen Wettkämpfen teil. Die Damen mussten geschlagene 95 Jahre warten, bis der Hammerwurf endlich 1995 auch für sie olympisch wurde. Der Name Hammerwerfen hat historische Wurzeln, denn diese Sportart entwickelte sich wirklich aus einer Sportart, bei der ein schwerer Hammer möglich weit geworfen wurde. Der moderne olympische Hammer hat mit einem echten Hammer allerdings nicht mehr viel gemein. Der olympische Hammer ist eine Stahlkugel, die an einem höchstens 1.22 Meter langen Draht befestigt ist, der in einem Griff mündet. Für die Männer wiegt die Stahlkugel 7,257 Kilogramm. Das Gewicht ist eine so ungerade Zahl, weil hier das ursprünglich in englischen Pfund angegebene Gewicht von 16 Pfund umgerechnet wurde. Die Damen müssen eine vier Kilogramm schwere Kugel schleudern.

Zurück zu Flanagan: Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man seinen Lebensunterhalt noch nicht damit verdienen, ein erfolgreicher Sportler zu sein. Auch Flanagan musste sich daher Arbeit suchen. Wie für so viele seiner Landsleute wurde die New Yorker Polizei sein Arbeitgeber. 1903 trat er in die Polizei ein, er wurde im Lizenzbüro beschäftigt. Das Arbeitspensum dieser Stelle war überschaubar und ließ Flanagan genug Zeit, ausgiebig zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen.

1904 war Polizeioffizier Flanagan wieder Mitglied der amerikanischen Olympia-Mannschaft. Diesmal ging die Reise nach St. Louis, im amerikanischen Bundesstaat Missouri. Im Hammerwurf traten keine ausländischen Athleten an, dennoch wird es ein spannender Wettkampf. John DeWitt brachte Titelverteidiger Flanagan in arge Bedrängnis, am Ende konnte Flanagan sich aber behaupten. Mit weniger als einem Meter Vorsprung gewinnt er sein zweites olympisches Gold im Hammerwerfen in Folge. Er stellt dabei mit einer Weite von 51,23 Metern einen neuen Weltrekord auf. Flanagan tritt aber auch im Gewichtwerfen an. Diese Disziplin war 1904 erstmals olympisch, die Männer mussten ein 56 englische Pfund schweres Gewicht möglichst weit werfen. Flanagan holt die Silbermedaille hinter dem Kanadier Etienne Desmarteau. Das Gewichtwerfen wurde erst 1920 wieder bei Olympischen Spielen ausgetragen, danach verschwand es von der Liste der olympischen Sportarten. Auch 1908 wurde Flanagan wieder in die Olympia-Mannschaft der USA berufen. Die Spiele fanden in London statt. In diesem Jahr war das Hammerwerfen fast ein Wettkampf der New Yorker Polizei, denn auch Flanagans erbittertster Gegner Matt McGrath arbeitet dort. Und es war eigentlich ein irischer Wettstreit, denn auch McGrath war ein irischer Einwanderer. Am Ende gewann Flanagan, er stellte dabei seinen eigenen Weltrekord von 1904 ein. Mit einer Weite von 51, 93 Metern holte er zum dritten Mal olympisches Gold. Auch in London suchte Flanagan noch nach weiteren Betätigungsfeldern, und so trat er im damals noch olympischen Tauziehen mit einer Mannschaft der New Yorker Polizei an. Leider verlor das Team früh, Flanagan konnte seiner Sammlung keine weitere olympische Medaille mehr hinzufügen. Dafür aber, im Jahr darauf, also 1909, einen weiteren Weltrekord. Am 24. Juli warf er den Hammer 56,18 Meter weit. Er war der älteste Leichathlet, der einen Weltrekord brechen konnte. Bei seinem Rekordwurf war er 41 Jahre und 196 Tage alt.

Im Jahr 1911 verließ Flanagan die USA, nach dem Tod seines Vaters kehrte er 1924 nach Irland zurück. Bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam sorgte er noch einmal für eine Überraschung. Erstmals fügte er den Amerikanern eine schmerzliche Niederlage im Hammerwerfen zu. Die Goldmedaille ging nämlich an den Iren Dr. Patrick O'Callaghan, den Flanagan trainierte.

John Jesus Flanagan starb am 3.Juni 1938 in Kilmallack, Irland.

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