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Das Blindenwesen in China
   2007-08-06 16:17:10    Seite drucken   cri

F: Herzlich willkommen zum Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute möchten wir zuerst den Wunsch unseres Stammhörers Günter Spiegelberg aus Güstrow in Deutschland erfüllen und uns mit dem Thema "Blinde in China" beschäftigen. Von Herrn Spiegelberg wurden wir per Fax gefragt:

M: "Wie sieht es mit dem Blindenwesen in China aus? Gibt es in China Blindenschulen? Ich bin selbst fast blind. Ich würde gerne etwas über die Lage zu diesem Thema in anderen Ländern erfahren."

F: Und auch unser Hörer Engelbert Borkner aus Hildesheim in Deutschland fragte uns in einem Brief:

M: "Wie sieht es eigentlich in China mit der Unterstützung der blinden Mitbürger aus. Genießen sie gewisse Vorrechte, wie zum Beispiel freie Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln und erhalten sie auch eine monatliche Unterstützung vom Staat, ein sogenanntes Blindengeld? Steht jedem Blinden auch Blindenhund zur Verfügung, der diesen unbedingt für die Ausübung einer Tätigkeit braucht? Und in welchem Alter geht ein berufstätiger Blinder in Rente?"

F: Und auch einige andere Hörer interessieren sich dafür, wie Leo Spielmann aus Konz und Frank Bresonik aus Gladbeck in Deutschland. Das ist tatsächlich ein gutes Thema. Um dem Thema gerecht zu werden, habe ich ein Interview mit dem Vorsitzenden des chinesischen Blindenverbands, Herrn Li Weihong, geführt. Er konnte uns einige nützliche Informationen geben. Er sagt:

"Bei einer Stichprobenuntersuchung im Jahr 2006 gab es in China 12,33 Millionen Blinde. Außerdem gab es noch 4,58 Millionen Blinde mit weiteren Behinderungen wie zum Beispiel Gehörlosigkeit oder geistige Behinderungen. Insgesamt gab es in China im Jahr 2006 somit 16,91 Millionen Blinde."

F: Herr Li Weihong hat uns auch einiges über die Entwicklung des Blindenwesens in China berichten können. Ihm zufolge hat sich das Blindenwesen seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in China mit Unterstützung der Regierung und aller gesellschaftlichen Kreise zügig entwickelt. In allen Bereichen des Blindenwesens wie Bildung, Beschäftigung und Heilung sei vieles verbessert worden.

M: Li Weihong sagt, dass das Gesetz für Behinderte der VR China seit Mai 1991 in Kraft sei. Es sei ein umfassendes Gesetz für alle Behinderten in China, einschließlich der Blinden. Darin würden alle Seiten des Lebens der Behinderten beziehungsweise Blinden, wie Heilung, Bildung, Beschäftigung, Sozialversicherung geregelt. Außerdem gebe es in den anderen Gesetzesgrundlagen wie der Verfassung oder dem Bildungsgesetz weitere Bestimmungen für Behinderten.

F: Darüber hinaus wurden vor kurzem noch Vorschriften für die Beschäftigung von Behinderten eingeführt. Mit einem Wort sind die gesetzlichen Bestimmungen für Behinderte beziehungsweise Blinde in China bereits relativ umfassend. Eine wichtige Aufgabe des Chinesischen Blindenverbands ist es, die rechtmäßigen Ansprüche der Blinden zu schützen und im richtigen Moment Verbesserungsvorschläge zu machen. Dadurch kann der Anspruch der Blinden auf Gleichberechtigung in allen Bereichen gewährleistet werden. Derzeit gibt es im Land mehr als 2.700 Blindenverbände auf verschiedenen Ebenen. Alle Blinden sind in Verbänden organisiert.

M: Die chinesische Regierung hat in den vergangenen Jahren viel für die Blinden getan. Von 2000 bis 2005 wurden beispielsweise insgesamt 2,71 Millionen Staroperationen vorgenommen. Dadurch kann in solchen Fällen das Augenlicht wiederhergestellt werden. Darüber hinaus hat man noch kostenlose Sehgeräte für 145.000 Behinderte mit besonders schwacher Sehkraft zur Verfügung gestellt.

F: Nach den Worten von Li Weihong wird die Ausbildung von Blinden in China bereits in die Planung der allgemeinen Schulpflicht einbezogen. Die blinden Kinder besuchen entweder eine Sonderklasse auf normalen Schulen oder eine Sonderschule. Derzeit gibt es in China etwa 150 Blindenschulen und mehr als 140 Sonderschulklassen für Blindenkinder in normalen Schulen. Die meisten blinden Kinder lernen jedoch in besonderen Schulklassen an die normalen Schulen. Li Weihong sagt:

"Gegenwärtig wird der Sonderschulbereich in China mit Nachdruck weiterentwickelt. Neben der allgemeinen Schulpflicht des Landes entwickelt sich auch die Mittelstufenausbildung der Blinden weiter. Es gibt Berufsfachschulen, Oberstufenschulen sowie acht Sonderhochschulen für Blinde. Hier werden Fächer wie Massage, Computertechnik, Musik und Klavierstimmen unterrichtet."

M: Anschließend stellte Li Weihong uns die Arbeitsbereiche von Blinden vor. Er sagte, dass Blinde in China zum größten Teil mit Massage Geld verdienen. In vielen Provinzen und Städten beschäftigen Fabriken oder Betriebe Behinderte, unter anderen auch Blinde. Manche Blinde verdienen auch mit Klavierstimmen, Musik oder Psychotherapie Geld. Massage ist jedoch der Beruf der unter Blinden am weitesten verbreitet ist. Gegenwärtig arbeiten insgesamt 110.000 Blinde im ganzen Land als Masseure. Blinde Männer gehen mit 60 Jahren, blinde Frauen mit 50 Jahren in Rente.

F: Zum Thema Sozialversicherung für Blinde sagt Li Weihong:

"Derzeit werden die Sozialversicherung für Blinde mit der der restlichen Bürger verbunden. Dazu gehören Altersversicherung, Krankenversicherung und das Existenzminimum. Natürlich gibt es für Behinderte einige Vorzugsbehandlungen. Das Existenzminimum für sie ist zum Beispiel etwas höher als das für die anderen Bürger. Die Städte und Provinzen können in China je nach Situation entsprechende Vorzugspolitiken für Behinderten ausarbeiten. Zum Beispiel in Beijing und in der Provinz Guangdong können Schwerbehinderte wie Blinde pro Monat einen Zuschuss von 310 Yuan zum Lebensunterhalt hinzu bekommen."

F: Jetzt können Herr Borkner und die anderen Hörer schon etwas über die staatliche Unterstützung der blinden Mitbürger in China erfahren. Da Herr Borkner auch etwas über die Zugänglichkeit öffentlicher Räume für Blinden erfahren wollte, haben wir auch dazu Fragen gestellt. Dazu noch einmal Herr Li:

"China hat für den Bau der öffentlichen Räume für Blinde entsprechende Bestimmungen ausgearbeitet. In allen Provinzen und Städten in China schenkt man beim Bau der öffentlichen Anlagen der Zugänglichkeit für Behinderte beziehungsweise Blinde große Aufmerksamkeit. Inzwischen werden alle neuen Gebäuden oder auf allen neu gebauten Straßen behindertengerecht gebaut. Alte öffentliche Gebäude werden auch in dieser Hinsicht umgebaut. In Beijing zum Beispiel kann man überall blindengerechte Fußwege sehen. Die blindengerechten Fußwege in Beijing betragen nun schon über 1000 km."

F: Li Weihong hat uns schließlich über den Aufbau eines öffentlichen Informationssystems für Blinde vorgestellt. Dies sei ein wesentlicher Weg zur Erhöhung der Lebensqualität der Blinden. China hat seit dem Jahr 2000 ein Computerprogramm für blinde Computernutzer entwickelt. Jetzt wurden im Land schon zwei Programme für blinde Computernutzer entwickelt. Li Weihong zufolge gibt es bereits mehr als 10.000 blinde Computernutzer. Mit Hilfe dieser beiden Programme können Blinde unabhängig am Computer arbeiten. Somit kann auch in der Welt der Blinden der Computer Einzug halten. Einige Blinde suchen auf den Webseiten neue Arbeitsstellen, zum Beispiel im Warenverkauf, in der Übersetzungsarbeit oder in der Gestaltung von Internetseiten.

M: Und auch die Abrichtung von Blindenhunden gehört zu den öffentlichen Leistungen für Blinden. In diesem Bereich ist man in China noch im Startstadium. Momentan gibt es nur in Dalian in der nordostchinesischen Provinz Liaoning eine Hundeschule für Blindenhunde. Die Abrichtung eines Blindenhundes braucht normalerweise ein bis zwei Jahre. Bis jetzt haben drei Blindenhunde das Training absolviert und wurden Blinden zur Verfügung gestellt. Auch in Dalian werden derzeit einige Blindenhunde ausgebildet. Außerdem hat der Blindenverband der Stadt Shanghai eine Polizeihundeschule in Nanjing den Auftrag erteilt, sechs Blindenhunde auszubilden.

F: In diesem Bereich kann China noch viel vom Ausland lernen. Mit Australien und Japan besteht bereits ein reger Austausch. Die USA haben beschlossen, China Ende dieses Jahres fünf Blindenhunde zu schenken. In China befindet sich das Behindertenwesen noch in der Anfangsphase. Die Gesellschaft muss diese Entwicklung mittragen. Es bedarf einer breiten Unterstützung und des Verständnisses. Für einige Bereiche müssen noch gesetzliche Bestimmungen ausgearbeitet werden.

M: Allerdings werden in China bereits seit Jahren Hilfsmittel für Blinde hergestellt, beispielsweise spezielle Uhren, Blindenstöcke, Fieberthermometer, Blutdruckmesser und viele elektronischen Hilfsmittel. Außerdem hat man sich in den vergangenen Jahren in China verstärkt darum bemüht, auch die kulturellen Bedürfnisse der Blinden zu befriedigen. Es gibt beispielsweise Bemühungen, Blinden Zugang zur Literatur zu verschaffen. Der im Jahr 1953 gegründete Verlag für Blindenschrift gibt Bücher und Zeitschriften in Blindenschrift heraus. Seit Mitte der 80er Jahre veröffentlicht der Verlag auch Hörbücher.

F: Vor kurzem hat der chinesische Blindenverband eine Online-Bibliothek für Blinde eingerichtet. Blinden können sich dank dieser Einrichtung Bücher online vorlesen lassen. Damit, so der Vorsitzende des Chinesischen Blindenverbandes Li Weihong, werde das Leben der Blinden in China bereichert.

M: Soviel liebe Hörer, zum Blindenwesen in China.

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